Sonntag, 20. Oktober 2013

1869 - Wurstkuchl, in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869

21. Die Wurstküche (Wurstkuchel) (F. 92) in der Nähe des ehemaligen Kräncherthores, ist eine berühmte Specialität Regensburgs; dort werden Vormittags von Hoch und Niedrig in einer kleinen rauchigen Hütte die weltbekannten Regensburger Bratwürste oder Selchfleisch mit Kraut, meist stehend, verzehrt. Diese Hütte lehnt sich an den letzten Rest der alten Stadtmauer, östlich der steinernen Brücke. Während die ganze Mauer fallen musste konnte es bisher nicht gelingen die Wurstküche von hier zu entfernen. Man sagt sprichwörtlich von diesem Wahrzeichen: „Wer nicht in der Wurstkuchel war, war nicht in Regensburg."

1869 - Clericalseminar im Obermünster - Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books, 1869,

16. Das Clerikalseminar zum hl. "Wolfgang.
Das Clerikalseminar zum heiligen Wolfgang, ist im früheren Damenstift Obermü'nster (E. 185) untergebracht. (Vergleiche oben bei
*) Vergleiche auch Schuegraf „Lebensgesehichtliche Nachrichten über den Maler und Bürger Michael Ostendorfer" in Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz u. Regensburg. XIV. 1—76.
den Kirchen den Artikel Obermünster.) — Es befindet sich erst seit dem Jahre 1823 hier, in welchem Jahre es den Bemühungen des unermüdlichen seligen Regens Wittmann gelang, das Gebäude dauernd für diesen Zweck zu erhalten.
Der erste Anfang zur Gründung eines Klerikalseminares nach den Satzungen des Tridentiner Conciliums wurde hier i. J. 1650 gemacht, und zwar unter dem Kardinale und Bischofe von Regensburg Franz Wilhelm Grafen v. Warttemberg, auf Anregung und unter Mitwirkung des seligen Bartholomäus Holzhauser. Zur Stiftung wurde damals die Pfarre von St Ulrich verwendet; doch hatte diese erste Einrichtung keinen dauernden Bestand. Seit dieser Zeit wurden jedoch immer einige Seminaristen erzogen, für deren Unterhalt nach und nach durch Legate und verschiedene Stiftungen Vorsorge getroffen war. Erst in den Jahren 1786 —1788 erfolgte eine neue Reorganisation und Stiftung unter dem Bischofe Iguaz Grafen v. Fugger; das Seminarium, das bisher im ehemaligen Augsburgerhofe, jetzigem königlichen Rentamtsgebäude (E. 77.), am St. Kassiansplatze, untergebracht war, wurde um 1787 in das ehemalige Jesuiten-Collegium nach St. Paul verlegt, wo auch die bischöflichen StudienAnstalten waren. Damals betrug die Anzahl der Seminaristen 40. Als hierauf i. J. 1809 das Collegium abbrannte, mussten sich die Seminaristen theils in St. Emmeram, theils in Niedermünster aufhalten; ja als Regensburg 1810 bayrisch wurde, lief das Seminar Gefahr, gleich jenen anderer Diöcesen ganz einzugehen, und nur der unermüdlichen Thätigkeit und Aufopferung des seligen Regens Wittmann wurde es möglich, dasselbe zu erhalten und endlich in Obermünster unterzubringen. Wittmann wurde bekanntlich 1832 Bischof von Regensburg, starb aber schon 1833, ehe die päpstliche Bestätigung angelangt war. Regens war er fast ein halbes Jahrhundert gewesen. Das Andenken des apostolischen Mannes, der im Leben sich bei allen Schichten der Bevölkerung ungemeiner Popularität erfreute, lebt noch ungeschwächt fort, und noch immer sieht man sein Grab, im Chore des linken Nebenschiffes im Dome, mit frischen Blumen bekränzt.
Das Clerikalseminar steht unter einem Regens und Subregens; die Alumnen des letzten Kurses haben eigene Vorlesungen im Seminar, die übrigen Alumnen besuchen die Vorlesungen am königl. Lyceum.
17. Das protestantische Pfarrhaus.
Das protestantische Pfarrhaus der unteren Stadt (E. 136.), liegt in der von Obermünster auf den Neupfarrplatz führenden Buchfelderoder Pfarrerstrasse, welche früher auch Schreinergasse hiess. Dies Haus gehörte ehemals der angesehenen Familie der Lamprechtshauser, und wurde 1553 von der Gemeinde als Pfarrhaus angekauft.
Dasselbe hat eine Gedenktafel zur Erinnerung an den grossen Naturforscher und Akademiker Dr. Jakob Christian Schäffer, welcher dahier Pastor und Superintendent war und den 5. Januar 1790 starb. Er war der mütterliche Grossoheim des hier lebenden, ebenso berühmten Naturforschers und namentlich Lepidopterologen, Dr. Herrich-Schäffer.

1869 - Theater - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869 Walderdorff, Hugo von


zwischen Seite 111 und 115

Vorbemerkung: betrifft das heutige Theater am Bismarckplatz


5 Das neue Haus.
Das „Neue Haus," (B. 4) zwischen dem obern und demuntern Jakobsplatz. In frühester Zeit hiess dieser Platz, der schon vor der Neustadt lag, die „Wehr vor Burg"; später entstand hier das städtische Zeughaus. Hier waren auch die Tändlerläden („der Tandelmarkt vor Burch" (1381). Im Jahre 1804 wurde das Zeughaus demolirt, (wobei leider die kostbaren Waffenschätze verschleudert wurden) und das jetzige „Neue Haus" an seiner Stelle erbaut. Es enthält das Theater, grosse Säle für Concerte etc. und Locale für Privatgesellschaften (Resources — Auch früher wurde das Zeughaus gelegenheitlich zu Festen verwendet.
Das Neue Haus brannte 1849 nieder und wurde hierauf neu aufgebaut.

1869 - Das Rathaus - Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869 Walderdorff

1. Das BathhauB.

Unter den öffentlichen Gebäuden, nimmt das RathhailS den ersten Platz ein. Ebenso merkwürdig als Bau, wie berühmt durch seine Geschichte, behauptet es eine der vornehmsten Stellen unter den Rathhäusern Deutschlands.
Bevor dahier das ehemalige Ding- oder Gemeinhaus gebaut war, begegnet uns an dieser Stelle die Ahakirche (Wasserkirche.) Im Jahre 1002, spricht eine Urkunde von einem Markte der neben der Ahakirche lag; die Kirche war also wahrscheinlich zum Gottesdienst für die Marktleute bestimmt. Sie war dem heil. Bartholomäus gewidmet, daher wurde sie bis zu ihrer Säkularisation im Jahre 1559 auch Bartholomäuskapelle genannt. Sie war reich dotirt und hatte einen eignen Kaplan, welcher, so oft die Rathsherrn Rath hielten, denselben die Messe lesen musste. Die Kapelle lag im jetzigen Rathhausthurme, vor dem Sitzungszimmer, wo man noch die Jahrzahl 1481 sehen kann (bei Thüre 42).
Das Rathhäus besteht aus dem alten (westlichen) und neuen (östlichen) Theile. Ueber die Erbauung des ältern Theiles ist urkundlich nichts bekannt, doch findet man auf einzelnen Quadern Steinmetzzeichen, welche darthun, dass es von den Werkleuten des Domes etwa zwischen 1320—1330 aufgeführt wurde. Der grosse Rathsaal (Reichssaal) wurde erst 1408 vollendet. In den einstöckigen Bau*) führt ein herrliches Portal, über welchem links und rechts zwei Halbfiguren wohl auf Schutz und Trutz der Reichsstadt hindeuten. Die Treppe ist mit Brüstungen von Maasswerk geziert. Der Saal selbst hat reiche Vierecksfenster und besonders einen zierlich gethürmelten Erker.
Das neue Rathhaus wurde grösstentheils erst nach 1660 erbaut, und erst 1721 vollendet; es beginnt bei dem jetzigen Rathhausthurme. Eine der grössten Zierden der Stadt, der sogenannte Marktthurm, welcher an der östlichen Ecke des neuen Rathhauses stand, gerieth den 26. Juli 1706 durch Nachlässigkeit des Thürmers in Brand; er hatte eine sehr künstliche Uhr und war zierlich bemalt. — Von den Malereien, womit Bocksberger im 16. Jahrhundert das alte Rathhaus geziert hatte, ist

wenig mehr zu sehen; dein Vernehmen nach trägt sich der Magistrat mit dem Gedanken, dieselben wieder herstellen zu lassen. Unter dem Erker wurde im Jahre 1506 das sogenannte Narrenhäuschen, eine Art eiserner Käfig, erbaut, in welches nächtliche Ruhestörer und dergleichen gesperrt wurden. Erst 1810 wurde es wieder abgebrochen.
Betritt man durch das schon geschilderte Portal das Rathhausso gelangt man zuerst oberhalb der Stiege auf einen Vorplatz, dessen Pflaster einen Reichsadler in Mosaikarbeit zeigt. - Links öffnet sich die Thüre in den:
a) Grossen Reichssaal. Zu Zeiten des beständigen Reichstages (1663 —1806) wurde er der Re- und Correlati onssaal genannt. Er hat zwei grosse Fenster gegen Süden, mit einigen in Glas gemalten Wappen, gegen Ost zwei kleinere oben, und unten in Höhe des zierlich gewölbten Erkers die Reihe • der schon bei der Betrachtung von Aussen erwähnten Vierecksfenster.'
Die prächtige Holzdecke durchzieht ein fester Balken, auf welchem ein schönes Bild des hl. Petrus angebracht ist.
An der südlichen Wand, etwas erhöht, steht ein alter geschnitzter, mit gepresstem Leder und mit Messingnägeln beschlagener Stuhl, mit der Jahrzahl 1671, welchen Fremde manchmal für den ehemaligen Thron des Kaisers ansehen. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass diese Meinung irrig ist; er ist ein ganz gewöhnlicher Sessel, deren früher noch mehrere vorhanden gewesen, und für die Sekretäre des fürstlichen Collegiums bestimmt waren. ,
In der nordwestlichen Ecke eine Empore von Holz für die Musik, deren Brustwehren mit Blendmasswerk verziert sind.
Dieser Saal ist reich an geschichtlichen Erinnerungen, denn hier wurden durch beinahe ein halbes Jahrtausend unter dem Vorsitze so vieler Kaiser die Reichstage gehalten.
An Karl V. und Kaiser Mathias erinnern zwei Glasgemälde mit ihren Wappen.
b) Die Thüre unter der Empore führt in das ehemalige fürstliche Nebenzimmer, welches mit einfacher Holzdecke versehen ist, die von einem Holzpfeiler gestützt wird. Hier steht statt des Tisches, um welchen die Gesandten der Churfürsten des Reiches einst sassen, jetzt ein alter Rechentisch. Der ehemalige Sitzungstisch steht nunmehr in der Modellkammer.
Ausserdem wird da aufbewahrt: 1. Der Baldachin mit dem kaiserl.- Wappen auf gelbem Seidendamast erhaben gestickt, unter welchem Kaiser Mathias 1613 seinen Einzug in Regensburg hielt.
2. Die Fahnen, welche unter Bernhard von Weimar (1633) für die hiesige • Bürgermiliz gefertigt wurden.
3. Drei alte Ansichten von Regensburg (von Friedrich Schmieder 1725).
4. Zahlreiche Porträte angesehener Bürger mit ihren Gemahlinen, Geist
licher u. s. w., der Reichsstadt.
5. Das Porträt des Pfalzgrafen Johann, Administrators der Diöcese Re
gensburg (f 1538), gemalt von Behaim i. J. 1515; hieher gestiftet von der kunstsinnigen Familie Kränner.
c) Von der Empore des Reichssaales führt eine Thüre in die jetzige Modellkammer (früher das reichsstädtische Collegium).
Dieses Zimmer hat ebenfalls eine einfache Holzdecke und in den Fensterbrüstungen noch Spuren altdeutscher Verzierungen.
Hier werden die Modelle vieler öffentlichen Gebäude u. andere ehemalige Meisterstücke aufbewahrt. Z. B. das Modell des Portals von St. Jakob, in Speckstein, der Säule vor dem Jakobsthor, der Predigersäule und des Portales am Rathhause von dem noch in Regensburg lebenden Bildhauer Anton Puchner. Ferner das Modell der steinernen Brücke mit den früheren Thürmen (von 1724); die Modelle der Dreieinigkeitskirche und der neuen Pfarre, des Weih- St. PeterThor es, ehe der Thurm verkleinert war u. s. w. Im Ganzen werden gegen 100 Modelle aufbewahrt.
d) In das ehemalige Fürstencollegium gelangt man aus dem Reichssaale über einen kleinen offenen Gang. Dieser Saal hat eine prachtvolle kassetirte Decke von dunkelm Holz und ist mit ebenso seltenen, als schönen Tapeten aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert behangen.
1. Der älteste Teppich stellt in 24 Medaillons mit Umschriften - je
4 in einer Reihe — verschiedene Scenen aus dem Minneleben dar, z. B. Tristan und Isolde, welche in der Quelle das Antlitz des Königs sehen u. s. w. Die Zwischenräume der Medaillons sind theils mit Ornamenten, theils mit phantastischen Figuren ausgefüllt; um das Ganze zieht sich eine reiche Bordüre, meist Liebespaare mit Spruchbändern unter Baldachinen darstellend. In den vier Ecken wechseln heraldische Adler und Löwen. Der Teppich ist aus freier Hand auf Rupfleinwand gestickt. Leider ist derselbe ausserordentlich beschädigt; früher war er von Heideloff zu dekorativen Zwecken verschnitten worden! und als er vor einigen Jahren gewaschen und reparirt wurde, litt er noch mehr Schaden.
2. Der zweitälteste Teppich, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts,
stellt Frau Venus im Hörseiberge dar, wie sie, umgeben von ihrem Hofstaate, den Thannhäuser empfängt. Der untere Theil, welcher den treuen Eckard darstellt, kam leider (!) vor einigen Jahren in das ^ationalmuseum nach München.
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3. Der dritte, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, stellt den Kampf der
sieben Todsünden mit den entgegengesetzten Tugenden dar; die Laster reiten auf bezeichnenden Thieren, die Tugenden erscheinen als weibliche Gestalten.
4. Auf dem vierten Teppiche erblicken wir Scenen aus dem Leben der
„wilden Leute" oder Waldmenschen, von denen das Mittelalter . die tiefen Forste bewohnt glaubte. In den Ecken erblicken wir das Wappen der von Stein (in Schwaben) u. der Rüdt von Colmberg (oder Wembdingen). Die 2 Stücke dieses Teppichs wurden bei der Reparatur verkehrt aneinander genäht; dasselbe geschah auch bei Nro. 3.
5. Ein fernerer Teppich zeigt uns Jagd - Scenen; Reiter und Pferde in
Lebensgrösse; die Damen mit hohen Hauben (hennins); aus dem 15. Jahrhundert.
6. Endlich einige Darstellungen aus der Geschichte des Aeneas u. s. w.
aus späterer Zeit.
Dieser Saal wurde bis zum Jahre 1861 zu den Ziehungen der Lotterie verwendet. /
Kehren wir durch den Reichssaal zurück und begeben uns über die Vorhalle nach rechts, so gelangen wir zuerst in das:
e) ehemalige Churfürstliche Collegium; als noch die Churfürsten und ihre Gesandten hier tagten, war dies Gemach mit reichen Tapeten behangen und trug eine einfache Holzdecke; gegenwärtig hat es ein ganz gewöhnliches Ansehen und dient für die Sitzungen der GemeindeBevollmächtigten.
f) Das anstossende Zimmer (ehemals das Churfürstliche Deputations- oder Nebenzimmer (jetzt Sitzungssaal des Magistrates) ist ein wahres Kleinod von Holztäfelung im Renaissance-Geschmack (1551); die Decke besteht aus einer prachtvollen Cassetirung, die Wände sind durch Säulen geschmackvoll in .Felder getheilt, und auch die Thüren mit ihrem Vorbaue entsprechen vollkommen dem Style des Ganzen. Das Zimmer ist um so werthvoller als das Material durchweg aus dem so geschätzten ungarischen Eschenholze besteht. Ein kostbarer Kronleuchter von Messing befindet sich hier; derselbe ist aber bedeutend älter als das Zimmer und zeigt rein gothische Formen.
In der Ecke steht ein eingelegter Schrank in demselben Style, wie die Wandtäfelungen.
Ein Glasgemälde mit der Jahreszahl 1546 und dem kaiserl. Wappen erinnert an Karl V. und an den denkwürdigen Reichstag im genannten Jahre.
Auch das neue Rathhaus ist reich an geschmackvollem Holzgetäfel, welches sich noch in vielen Räumen desselben befindet.
g) Die Folterkammer liegt in den Gewölben zu ebener Erde. Sie ist ziemlich mit Marterwerkzeugen versehen. Man sieht dort „den gespickten Hasen", die „Streckbank", die „schlimme Liesel", den „Jungfrauenschoos", die „Rutschbahn" und den „spanischen Esel". Vor dieser Kammer des Elends und der Pein zeigt man den Fremden zwei furchtbare Verliesse; der geschäftige Cicerone ermangelt selten zu versichern, dass in einem derselben der schon oben erwähnte kais. General Freiherr v. Schaffgotsch vor seiner Hinrichtung eingekerkert war, allein das ist eine Fabel; derselbe befand sich vielmehr wahrscheinlich im obern Stock in dem jetzigen Bureau des Aufschlagamtes.
In einem Gewölbe des Rathhauses befinden sich die Kanonen der vormaligen Bürgerartillerie, worunter mehrere Meisterwerke von Regensburgor Geschützgiessern des 16. u. 17. Jahrhunderts Beachtung verdienen.
2. Das Bibliothekgebäude. (B. 61.)
Dieses mit einem Thurme versehene, sehr geräumige Gebäude gehörte einstens dem angesehenen Bürgergeschlechte der Altmann.*) im Jahre 1441 erkaufte es Kammerer und Rath und verlegte hieher die Stadtwage, da die „alte Wag-4 am Römlmg zu weit entlegen war; es hiess daher nun die „neue Wag". Das Gebäude musste zugleich als „der Herrn Trinkstube" Dienste thun, indem grosse Gastmäler, Hochzeiten und Tänze hier gehalten wurden. Im Jahre 1541 fand daselbst im Auftrage des Kaisers Karl V. das bekannte Religionsgespräch zwischen den Katholiken (Dr. J. Eck) und den Protestanten (Melanchthon) statt. Die reichsstädtische Bibliothek wurde unter die sehenswürdigen Bibliotheken Deutschlands gerechnet. Als Regensburg unter bayerische Herrschaft kam, wurde ein Theil der Bibliotheken der aufgehobenen Klöster mit ihr vereinigt. Die kostbarsten Bücher und Manuscripte kamen jedoch nach München; ja die Bibliothek musste im J. 1862 noch eine weitere Beeinträchtigung zu Gunsten des Nationalmuseums in München über sich ergehen lassen, indem eine merkwürdige genuesische Seekarte, 4 Portraite pfälzischer Fürsten von Altdorffer und mehreres andere in letzteres versetzt wurden. Indess hat die Bibliothek noch manche Seltenheiten. Unica sind z.B. einige slavische Werke, nämlich: die Postillen des Johann Brenz übersetzt von A. Dalmatin und Stephan Istrianin aus dem Lateinischen in das Croatische (Regensburg bei Joh. Burger 1568), nebst Ausgaben in cyrillischer und glagolitischer Schrift. Ausserdem sind eine handschriftliche Sammlung von alten deutschen (Meister-)
*) Die Altmänner schrieben sich von Edelhausen, RegendorT, Vilswflrth und von Winzer.
Gedichten, — eine deutsche Bibe 1 von 1466, — ein Leben der Väter ohne Titel,— des Mathäus Roritzer Büchlein „von der Fialengerechtigkeit" — eine Bibel mit Autograph von Luther und mehrere Werke mit eigenhändigen Dedikationen von Kepler, hier besonders hervorzuheben. Die Bibliothek hat, die Brochüren eingerechnet, 30,000 Bände, darunter 1500 juridische Dissertationen, 437 Handschriften, 620 Incunabeln und 4000 Karten. Siebenzehn Fachcataloge erleichtern das Auffinden der gewünschten Bücher.
NB. Die Bibliothek.ist in der Regel Dienstag und Donnerstag Nachmittags von 2 — 4 Uhr dem Besuche geöffnet.
3. Das sogenannte Thon-Dittmer-Haus. (D. 93 u. 94.)
Dieses Haus gehört seit dem Jahr 1856 der Commune und sind in demselben verschiedene Anstalten untergebracht als: das Realgymnasium, die Gewerbschule, der historische Verein, die botanische Gesellschaft und der zoologisch-mineralogische Verein, der Kunstverein, der Gewerbeverein u. s. w.
In seiner jetzigen Gestalt wurde das Gebäude im Jahre 1809 vom Hofkammerrath v. Dittmer, an der Stelle der ehemaligen Schwäbischen (dann Erlbeck'schen) und Alkofer'schen Behausungen, erbaut; nach seinem Tode ging es auf die Familie von Thon über, welche den Namen des Erblassers mit dem ihrigen vereinigte, daher die Benennung. Im Schwäbel'schen Hause hatte 1532 während des Reichstages der römische König Ferdinand I.' gewohnt; ferner 1635 der kais. General Frhr. Hans Ulrich Schaffgotsch als Gefangener*); später stiegen hier ab: 1799 der russische Feldmarschall Suwarow, 1800 die französischen Generäle Grenier, Moreau und Sauham, 1809 die franz. Generäle St. Hilaire, Morand und der Herzog von Montebello (Marschall Laimes), 1812 der bayrische General Graf Deroy, der dann in Russland fiel, 1813 der König von Sachsen mit seiner Familie. ,
Die Sammlungendes zoologisch-miner al ogischen Vereines befinden sich im 3. Stock, und stehen von Mai bis Ende October an dem ersten und dritten Sonntage jeden Monats von 10 Va—12 Uhr dem Besuche offen.
Die Sammlungen des historischen Vereines sind theils im zweiten Stocke, theils zu ebner Erde in der ehemaligen Sigismunds Kapelle untergebracht. — Letzteres Local enthält die Alterthümer von grösserem Umfange aus Stein, namentlich die hier gefundenen römischen Skulpturen, Inschriften und Sarkophage, worunter auch altchristliche;
*) Auf der Haid vor diesem Hause wurde er bekanntlich hingerichtet; sein Leichnam war hierauf im Hause zum ..Krebs" im Krebsgässehen (B. 37.) ausgestellt, ehe er auf dem Friedhofe der Dreieinigkeits-Kirche beerdigt wurde.
2 Steinbüsten aus dem frühen Mittelalter; romanische Capitale, alte Gewölbschlusssteine mit Wappen, Grabsteine u. s. w.; vor allem aber zeichnet sich das alte steinerne Astrolab aus dem Conventgarten von St. Emmeram aus; es soll von dem Prior Wilhelm von St. Emmeram (nachmaligem Abte von Hirschau in Schwaben, (1069) ungefähr um 1055 verfertigt worden sein.
Die obern Räume enthalten die Bibliothek, das Archiv, und die verschiedenen Kunst- und Alterthumssammlungen des Vereines. Die Sammlungen besitzen vorchristliche Broncegegenstände, römische Zieg*el, Urnen, Anticaglien und Münzen, welche theils in Regensburg, theils in der Oberpfalz gefunden wurden, und manche andere werthvolle Gegenstände.
Unter den Gemälden sind mehrere bedeutende Bilder. Ein grosser Flügelaltar wird Wohlgemuth zugeschrieben; von Altdorffer, uns*erm hiesigen Altmeister, ist wahrscheinlich Betsabe im Bade; von Michael Osten dorffer, welcher von 1519—1559 dahier malte, findet man den schönen Flügelaltar, der früher in der Neupfarrkirche stand, und ein
höchst interessantes männliches Porträt, beide mit Monogramm
nebst einigen Bildern ohne sein Zeichen. Ein „Ecce homo" wird mit grosser Wahrscheinlichkeit für Lucas Kranach vindicirt. — Ferner besitzt der Verein noch Bilder von einer Anzahl anderer tüchtiger Meister und eine Menge Porträts theils von fürstlichen Personen, theils von Bewohnern Regensburgs.
Eine Skizze zu einem Glasgemälde von Bruder Otto dem Greslin (1333) auf Wollpapier ist das merkwürdigste Stück aus der Sammlung der Handzeichnungen, Holzschnitte und Kupferstiche.
Die Sammlung von Münzen, Siegeln, Waffen, mittelalterlichen Schmuckgegenständen u. s. w. einzeln zu beschreiben, würde zu weit führen.
Fremde, welche den hist. Verein zu besehen wünschen, wollen sich an den Vereinsdiener wenden. In der Regel sind . die Räume Mittwoch und Samstag Nachmittags von 2 Uhr an geöffnet.
Der Kunstverein hat keine Sammlungen; veranstaltet aber in der Regel jeden Monat eine Ausstellung der eingesendeten Bilder. Fremde können durch einheimische Mitglieder eingeführt werden.
Von der Haid gelangt man durch die „Ludwigsstrasse" auf den untern Jakobsplatz, der laut Beschluss des Magistrates in Zukunft „ Arnulfsplatz" heissen soll.

1869 - Schottenkirche - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869 Hugo von Walderdorff

16. Die Schottenkirche zu St. Jacob.
Den bewunderten Glanzpunkt der romanischen Bauten Regensburgs bildet die Schottenkirche zu St. Jakob.
Der erste' Schotte oder Ire, welcher sich hier niedergelassen, war der oben bei Obennünster erwähnte Mercherdachus. Bald nachher, etwa um 1068, kam Marianus mit seinen Gefährten nach Regensburg; obgleich er eigentlich nach Rom reisen wollte, so sah er sich doch bewogen, hier zu bleiben. Die Abtissin W i 1 a von Obermünster räumte ihm das Kirchlein zu Weih- St. Peter, südlich vor der Stadt gelegen, ein; dort liess er sich nieder und baute ein Kloster. Er und seine Gefährten beschäftigten sich hauptsächlich mit Abschreiben von Büchern; in der Münchner Bibliothek befindet sich noch ein Codex aus Niedermünster, den er eigenhändig geschrieben; erst in jüngster Zeit verschwand sein Gegenstück, welches sich zu St. Jakob noch erhalten hatte; auch mögen noch manche der alten Codices von Regensburg von der Hand der schottischen Mönche geschrieben sein. Da jedoch jene Kirche baufällig und zu klein war, auch das Kloster keinen Platz für die vielen Mönche mehr gewährte, so schenkten die Burggrafen Otto und Heinrich von Regensburg den Schotten vor dem westlichen Ende der Stadt i. J. 1009 einen Hof; zahlreiche andere Wohlthäter schlossen sich an, und so wurde 1111 mit dem Baue der neuen Kirche zu St. Jakob begonnen, welche 1120 von Bischof Hartwich eingeweiht wurde. Dieser erste Bau war aber weder schön noch solid; daher sammelte Abt Christian in Irland und Rom, wohin er pilgerte, neue Gaben, erhielt dort 200 Mark und auch in Regensburg viele Geschenke. Sein Nachfolger, Gregor, konnte nun (1148—1157) den alten eilfertigen Bau abbrechen, mit Ausnahme der Thürme, und einen neuen beginnen. Er war von Hausteinen und mit Blei gedeckt. Derselbe muss bereits vor 1184 vollendet gewesen sein. Das Kloster zu WeihSt. Peter blieb dem Kloster St. Jakob unterworfen, bis es i. J. 1552 durch den kaiserl. Befehlshaber Grafen v. tberstein aus fortifikatorischen Rücksichten zerstört wurde. Unter Papst Innocenz wurden die 12 Schottenklöster Deutschlands in eine Congregation vereinigt, und der Abt von St. Jakob zu deren Präses bestimmt. Ihre Regel war die des hl. Benedikt.

Das hiesige Schottenkloster begab sich 1700 ganz unter bayrischen Schutz: i. J. 1718 wurde mit demselben ein Seminar verbunden, zur Heranbildung junger Schotten zu Priestern und Missionären für ihr Vaterland,
Während alle übrigen Schottenklöster nach und nach eingingen oder säkularisirt wurden, hat sich das Kloster zu St. Jakob bis in die allerneueste Zeit erhalten, bis es eines natürlichen Todes starb. Die veränderten religiösen Verhältnisse in der Heimath ermöglichten es den jungen schottischen Katholiken, sich zu Hause auszubilden, und dem Kloster dahier mangelten Geistliche und Zöglinge. Es wurde daher i. J. 1862 durch den Papst säkularisirt und dem Bisthum Regensburg übergeben. Das Klostergebäude wird nun erweitert und soll in Zukunft das Klerikalseminar aufnehmen. Leider hat die kostbare Bibliothek noch in der Neuzeit manche ihrer Schätze verloren, so namentlich ein Gebetbuch der unglücklichen Königin Maria Stuart, eigenhändige Manuscripte von Marianus Scotus u. s. w. Ein lebensgrosses Porträt von Maria Stuart hat sich noch in einem Saale des Klosters erhalten.
Die Kirche ist eine hochstrebende Säulenbasilika mit kassetirter Decke des Mittelschiffes, während die Seitenschiffe Kreuzgewölbe haben; sie schliesst im Osten mit drei Absiden und zwei älteren einfachen Thürmen. Chor und Kreuzschiff, dann die Emporen im Westen sind gewölbt bereits mit späteren Motiven. Die unverjüngten Rundsäulen haben am Sockel das Eckblatt oder Thierköpfe, in den Capitälern Gestalten von Vögeln, Ungethümen, Köpfen, Knöpfen, Trauben, Eichenblättern und Bandverschlingungen.
Der Bau hat zwei Portale. Während das südliche einfach durch Zickzackbogen gebildet ist, zeichnet sich das Nordportal vor allen andern jener Zeit durch Bilderreichthum aus. Das Portal selbst hat auf jeder Seite drei Säulen mit tippigem Schmucke zwischen Akanthusblättern, Weinlaub, Waizenähren und dem Patrizblatte wechselnd. Oben sind sie durch Rundbogenstäbe, welche ihr Gesims bilden, verbunden. Auf diesem ruhen östlich 5 Löwinen und westlich 5 Löwen, das Tympanon umgebend, in welchem Christus zwischen den Patronen der Kirche, St. Jacob und St. Johannes dem Täufer, thront. Oberhalb des Portales sind 13 Figuren, Christus mit den 12 Aposteln, worunter die zwei Kirchenpatronen durch Grösse hervorragen. Die Apostel sind paarweise, wie sie Christus zur Predigt des Evangeliums aussendet. Ein grosser Theil der Wand zu beiden Seiten des Portales ist mit symbolischen Figuren bedeckt, welche dasselbe zu einem der reichsten und interessantesten Deutschlands machen. Besonders ist auf die drei Männer mit Tonsur und Buch hinzuweisen; es sind offenbar schottische Missionäre in denselben dargestellt. Ueber die Bedeutung des Ganzen ist schon viel geschrieben worden, ohne dass jedoch eine ganz erschöpfende Auslegung bisher gelungen wäre.^ Soviel steht fest, dass wir hier nicht sinnlose Spielerei des Steinmetzen,
l sondern den Ausdruck eines Gedankens vor uns haben, und zwar ohne Zweifel die Geschichte der Erlösung durch Christus.
Was nun die Erklärung betrifft, so geht die eine Ansicht dahin, dass hier der Inhalt der christlichen Heilspredigt in symbolischen Bildern ausgeprägt ist, während andere nur Gestalten der nordisch-germanischen Mythologie erblicken wollen, durch welche der Sieg des Christenthums über das Heidenthum dargestellt wird.*)
NB. An der Kirche in Göcking bei Neustadt a. d. Donau, welche dem Schottenkloster in Regensburg gehörte, findet man ähnliche dccorative Bildwerke.
Der nördliche Thurm wurde wegen Baufälligkeit im J. 1867 abgetragen und wieder neu erbaut.
Im Innern der Kirche ist noch besonders die romanische Kreuz gruppe aus dem 12. Jahrhundert auf dem Hochaltare zu beachten.
Beim Nordportale ist ein Mönch mit einem Riegel in der Hand auf einer Sandsteinplatte abgebildet und so eingemauert, dass er in liegender Stellung erscheint. Die Sage will daraus den Sacristan machen, welchen der Tod beim Verschliessen der Thüre plötzlich ereilte.
Die alten Epithaphien wurden bei einer Restaur; tion im vorigen Jahrhundert grösstentheils entfernt, daher meist nur neuere von hervorragenden und gelehrten Männern des Klosters vorhanden sind.
Besonders beachtenswerth sind an dieser Kirche die Steinmetzzeicheu, deren in der Regel jeder Quader eines trägt. Sie gehören zu den ersten Stein metzzeichen in Bayern, und bestehen meist aus einfachen Buchstaben oder Linien.
Der Kreuzgang, der eben restaurirt wurde, schliesst sich im Süden an die Kirche an; von dem alten romanischen Kreuzgange ist ein einziges Gewölbe vor dem südlichen Kirchenportale erhalten. Hieran schliesst sich die östliche Halle mit gothischen Gewölben, und Wappen in den Schlusssteinen. Die übrigen Hallen sind späteren Ursprungs.
Eine reich verzierte Säule und andere Fragmente geben noch Zeugniss von der Pracht des früheren romanischen Baues. Hier hatten die Herrn von Lab er ihr Begräbniss; noch gibt ihr Wappen östlich am Südportal hievon Zeugniss; ihre Grabsteine sind verschwunden.
Das Frauenkloster zum bl. Kreuz ist das einzige*) Kloster im ausserösterreichischen Deutschland, welches seit seiner Stiftung noch fort
*) Weitere Ausführung dieser Erklärungen siehe bei Jacob a. a. 0. p. 22; — Niedcrmayr, Künstler und Kunstwerke in Regensburg p. 102; — Sigharta. a. 0. pag. 189. — Pan zer, Deutsche Mythologie II. 308. — Quitzmann „die Religion der Baiwaren", p. 208.
**) Das Kloster zu St. Klara besteht zwar auch noch, allein da die Klostergebäude 1809 verbrannten, musste es übersiedeln und neue Gebäude beziehen.

1869 - Dominikanerkirche - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

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15. Die Dominikanerkirche. *)
Schon wenige Jahre nach der Gründung des Dominikanerordens waren einige Brüder desselben nach Regensburg gekommen etwa i. J. 1218 oder 1219. Aber erst ein Dezennium später scheinen sie eine eigene Kirche erhalten zu haben, denn erst 1229 finden wir, dass ihnen Bischof Siegfried die Kirche des hl. Blasius mit dem anliegenden Hause und den dazugehörigen Gründen übergibt. Da die Brüder hiezu noch weitere Grundstücke erwarben, waren sie bald in den Stand gesetzt, ein Kloster zu erbauen. Mit der Zeit genügte auch die alte, noch dazu baufällige Kirche nicht mehr. Seitdem nämlich Albert der Grosse in den Jahren
*) Vergleiche auch: ,,Andr. Niedermayer: Die Dominikanerkirche in Regensburg" in Verhandl. des bist. Vereins von Oberpfalz u. Regensburg XXV111. (1858).
| 1258—1259 hier gelehrt und gepredigt hatte, steigerte sich die Zahl der Zuhörer dermassen, dass die alten Räume die Gläubigen nicht mehr fassen konnten. Es wurde daher fortgefahren, anliegende Gebäude zu erwerben, um eine neue Kirche erbauen zu können. Albert, welcher inzwischen 1260 bis 1262 hier Bischof gewesen war, ehe er diese Würde in Cöln bekleidete, ertheilte im Jahre 1267 der Kirche zu St. Blasius selbst einen Ablass, wohl um die Gläubigen zu frommen Gaben für den bevorstehenden Kirchenbau zu ermuntern. Endlich im Jahre 1273 konnte derselbe beginnen, uud bereits in 4 Jahren (1277) war er vollendet; in dieser kurzen Zeit war es gelungen, den herrlichen Tempel aufzubauen. Einer der grössten Wohlthäter des Klosters und hauptsächlichsten Beförderer des Baues war zu jenen Zeiten der edle Ulrich' Truchsess von Eckmühl, der auch in der Kirche seine letzte Ruhestätte fand.

1869 - Emmeram - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books Walderdorff 1869 S. 78 ff

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13. St. Emmeram mit seinen "Nebenkirchen.
Die Geschichte der Abtei St. Emmeram ist so reichhaltig, das? sie allein einige Bände zu füllen im Stande wäre; wir müssen uns daher nur auf die nothwendigsten Angaben beschränken.
Der Ursprung des Klosters ist noch in Dunkel gehüllt. Schon der hl. Rupert soll an der Stelle der jetzigen Kirche eine Kapelle zu Ehren des hl. Georg gegründet haben. Als nun der hl. Emmeram aus Frankreich nach Regensburg kam, soll er namentlich in diesem Kirchlein gerne gebetet haben. Es ist bekannt, wie der Heilige auf der Reise in Helfendorf in Folge eines falschen Verdachtes, wahrscheinlich i. J. 652, ermordet, sein Leichnam aber hierauf nach RegeTisburg"gebracht wurde. Herzog Theodo liess ihn in dem Georgskirchlein beisetzen und baute zur Sühne über seinem Grabe eine Kirche und ein Kloster nach der Regel des heiligen Benedikt, das ihm geweiht wurde. Von diesem Kloster ging das religiöse und wissenschaftliche Leben in dem grössten Theile von Süddeutschland aus. Wahrscheinlich errichtete schon der hl. Bonifacius bei St. Emmeram das Bisthum von Regensburg; Abtei und Bisthum, die von allen Seiten reich begabt wurden, blieben vom ersten Anfange an vereinigt, bis endlich der hl. Woltgang i. J. 975 das Bisthum vom Kloster definitiv trennte, indem er über dasselbe den hl. Ramwold, welchen er aus St. Maximin bei Trier hatte kommen lassen, als ersten Abt setzte. Das Stift wurde eines der angesehensten und reichsten, und endlich unter Kaiser Adolph 1295 förmlich zu einem geforsteten Reichsstifte erhoben. Sein endliches Loos war das der andern hiesigen Reichsstifte, nämlich 1803 mit dem Fürstenthum Regensburg, und 1810 mit Bayern vereint zu werden.
Die Kirche wurde nun Pfarrkirche der obern Stadt; die Gebäude gingen aber 1812 durch Kauf an die fürstl. Thur n und Taxische Familie über, die dort ihren definitiven Aufenthalt nahm. — Bibliothek und Archiv kamen nach München.
Die Wissenschaften blühten im Kloster St. Emmeram bis zu seinem Ende fort; noch bei der Säkularisation hatte es eine Reihe von ausgezeich neten Gelehrten aufzuweisen. Der letzte Fürst-Abt Cölestin Steiglehner war einer der berühmtesten Physiker seiner Zeit und auch als Historiker bekannt. Unter ihm hat Pater Enhuber die Quellen zu einer Herausgabe der Schriften des Hrabanus Maurus gesammelt; P. Coloman S a n f 11 entwarf einen Katalog über die zahlreichen Manuscripte des Klosters, P. Zirngibl war herühmt als Historiker, und P. Placidus Heinrich ein bekannter Mathematiker.
Betrachten wir nun die einzelnen kirchlichen Gebäude; wir treten zuerst durch das a) äussere Portal in den ehemaligen Kirchhof. In demselben steht gleich beim Eingange links die moderne ehemalige Todtenoder Michaels-Kapelle. Etwas weiter rückwärts erhebt sich der majestätische Thurm, ein Quaderbau des 16. Jahrhunderts, erbaut von 1575 —1579 unter Abt Ambrosius Mayerhofer. Er hat 8 Stockwerke und ist mit vielen Statuen und einer Gallerie geziert.
Unmittelbar neben dem Eingange in die Vorhalle, links, erblicken wir ein grosses steinernes Kreuz, welches i. J. 1513 der Reichsmünzmeister Lereh zur Sühne, weil er im Zorn seinen Knecht erschlagen, setzen liess. Aehnliche kleinere Kreuze, die er aus derselben Veranlassung errichtete, findet man noch an mehreren Orten in der Umgegend von Regensburg.
Kehren wir nochmal zum äusseren Portale zurück, so sehen wir, dass es eine Facade gegen den Emmeramer-Platz bildet, die dem spätest romanischen Uebergangsstyle angehört.
Ueber zwei spitzbogigen Portalen befindet sich eine Blendgallerie aus 15 durch Säulen getrennte Nischen gebildet, deren Grund mit al fresko gemalten Heiligen geziert ist.
b) Die Vorhalle oder das Paradies erstreckte sich ursprünglich von diesem äussern Portale bis an die Kirche; jetzt muss man den Vorhof durchschreiten ehe man zur Vorhalle gelangt. Dieselbe hat eine Breite von 40' in Lichten und ist in der Mitte durch eine Pfeilerreihe in zwei parallele Gewölbsreihen getheilt; ehemals erstreckten sich, wenigstens 7 derlei Gewölbepaare von der Kirche bis zum Eingange; gegenwärtig sind nur noch zwei übrig geblieben. Dass die 5 nördlichen zerstört wurden, erkennt man noch aus der westlichen Seitenwand, wo die Wandpfeiler noch erhalten sind; zwischen ihnen erscheint eine Reihe von je fünf kleineu rundbogigen durch Säulen von einander getrennten Wandbögen. Das Ganze ist grossartig angelegt, und entspricht dem Charakter des 12. Jahrhunderts. Es wird daher diese Vorhalle zu jenen Bauwerken zu rechnen sein, welche nach dem grossen Brande von 1163 ausgeführt wurden.
Aelter als die Halle selbst ist das Doppelportal, durch welches man in das nördliche Seitenschiff der Kirche gelangt. Die beiden Thore sind viereckig und durchbrochen, je eine halbkreisförmige Rundbogennische, deren Durchmesser je 14' beträgt. Die Nischen sind durch einen Zwisclienpfeiler von 4' Breite getrennt, ebenso breit sind die Aussenpfeiler derselben. Die Einfassungen der Nischen sind glatt ohne jede Ornamentirung. Die ganze Anlage hat viel Aehnlichkeit mit der Architektur des alten Domes, nur ist dort eine noch grössere Einfachheit und Magerkeit zu bemerken. Es ist daher gar nicht unwahrscheinlich, dass hier der alte Dom zum Muster gedient hat. Da die interessanten Bildwerke, welche die Fronten der 3 Pfeiler neben und zwischen den Nischen schmücken, aus der Mitte des 11. Jahrhunderts stammen, so schreibt man diesen Hau derselben Zeit zu,
Nro. 12. Die mittlere Figur (Nr. 12.) stellt Christus
dar voll Ernst, mit erhobener rechter Hand und in der linken das Buch des Lebens haltend. Rechts von Christus erblicken wir St. Emmeram, links St. Dionys in Pontificalgewändern. Die Reliefbilder sind beinahe ganz rund gearbeitet, haben eine Höhe von 3' und sind ganz bemalt; sie sind starr, die Gewänder eng anliegend und in feinen Linien gefaltet; fast erinnern sie an altägyptische Gestalten. Merkwürdiger Weise führen alle Kunstgeschichten diese Bilder als die ältesten Holzskulpturen Deutschlands an, während sie doch aus Kalkstein gemeisselt sind! Nur die Leiter, die der hl. Emmeram in der Hand hält, ist von Holz, diese ist aber eine spätere Zuthat; ursprünglich scheint derselbe einen Stab in der Hand gehalten zu haben.
Was diesen Skulpturen erhöhtes Interesse gewährt, ist, dass der Abt Reginward (1049 —1061) in einem Medaillon zu den Füssen Christi angebracht ist, mit der Umschrift: „Abbas Reginwardus*) hoc fore jussit opus."
Hiedurch hat man einen genauen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Zeit sowohl der j Skulpturen als des Baues.
Sehr bemerkenswerth ist in dieser Halle noch der sogenannte H ein r i chsstuhl aus Stein, auf welchem Kaiser Heinrich oder sein Christus. Relief am Portal 7ater öftens geruht haben soll. Der Sitz St. Emmeram. ist von sehr verstümmelten Löwen getragen,
die Lehne ist halbzirkelförmig abgerundet. Unter den zahlreichen Skulpturen und Grabmälern können wir uns nur bei dem Grabsteine Aventins in der westlichen Wand aufhalten, wo er jetzt eingemauert ist, während sein Grab weiter östlich an der Seite der Kirche zu suchen wäre. Er ist aus Kelheimer Marmor und zeigt uns das Brustbild des grossen Erforschers bayerischer Geschichte in der Tracht seiner Zeit. Aventin starb 1534.
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*) Dr. Waagen in seinen „Kunstwerken n. Künstlern in Deutschland" II. 110 liest die Umschrift: Abbas Reginwordishof'e (!). — Es ist leider nicht die einzige Ungenauigkeit. die sich der gelehrte Kunsthistoriker in seinen Mittheilungen über Regensburg zu Schulden kommen liess. Unser verdienstvoller Schuegraf hat an verschiedenen Orten in seiner Dombaugeschichte deren eine stattliche Reihe aufgezählt.

c) Ehe wir die Stiftskirche betreten, besehen wir zuerst die östlich von der Vorhalle liegende Pfarrkirche zu St. Rupert. Sie ist zweischiffig, indem das Hauptschiff unmittelbar an die Wand der grossen Stiftskirche anschliesst; das nördliche Seitenschiff ist niedrig. Originell sind die Fenstermasswerke (Nr. 13.) und die Rippenformationen. Sie wurde unter dem Abte Erasmus Münzer von St. Emmeram 1501 vollendet.
Nro. 13. Sehr zierlich sind die Schlusssteine. Das
Sakramentshäuschen und der Taufstein sind sehenswerth. Zahlreiche. Denkmale bedecken Wände und Pflaster. »
d) Durch eine Seitenthüre gelangen wir in die eigentliche Stiftskirche. Ueber ihre Architektur lässt sich wenig mehr sagen, da sie dermassen mitStukatur und Fresken überladen ist, dass man kaum die Hauptanlage zu erkennen vermag. Die Kirche ist dreischiffig, mit zwei Chören. Der Ostchor schliesst mit einer Absis; der Dionysiuschor im Westen aber geradlinig. Unter dem Westchor istdieKrypta des hl. Wolfgang. Die Kirche wurde in_jleji_Jahren_l731—173«L im Roccocostyle renovirt und zwar durch die Gebrüder Asajm, von welchen Egid die StukaturarbeitenTUamian aber die Malereien besorgte. Diese Renovation gab Anlass zu einem Schwanke; da nämlich der Abt oder ein anderer Mönch, der die Aufsicht über die Arbeiten führte, sich fortwährend in der Kirche aufhielt und die Arbeiter strenge überwachte, so rächten sich dieselben dadurch, dass sie rückwärts in der Höhe sein Bild anbrachten, damit er für immer die Kirche zu überwachen verurtheilt wäre.
* Der Dionysiuschor hat eine cassetirte, später bemalte Decke. Unter dem Kreuzaltare ruhen die Gebeine des hl. Dionysius. Abt Cölestin Hess sie (1659) in diesen „ Altarstock" verschliessen. Bekanntlich wurde über diese Reliquien ein langjähriger Federkrieg geführt, da auch die Abtei St. Denys bei Paris den heil. Leib haben wollte. Wenn nun auch nicht zu leugnen ist, dass ein grosser Theil der Erzählungen über die Erwerbung dieser Reliquien durch König Arnulf in das Gebiet der Sage gehört, so ist es andererseits doch sehr wahrscheinlich, dass zur Zeit der Karolinger Reliquien dieses damals so hoch verehrten Heiligen nach Regensburg kamen, und dass die beinahe tausendjährige Tradition sich an kein leeres Nebelgebilde klammerte.
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Fenster in der Kirche St. Rupert.
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Auf mehreren Stufen steigt man hinab in die Krypta des hl. Wolfgang. Sie ist ein Quadrat von circa 40' Seitenlänge , durch 16 Säulen in 5 Schiffe getheilt. Die äussern Säulenreihen gegen Nord und Süd haben runde Schäfte, während die innern achteckig sind. Alle sind aber mit zierlichen, mehr oder weniger geschmückten Würfelkapitälern versehen; diese Säulen nebst den Gewölben scheinen daher erst einer Erneuerung im 12. Jahrhundert (nach dem Brande von 1163?) anzugehören. Die Wände sind aber grösstentheils entschieden älter, da sie, wenn auch in entsprechend kleineren Dimensionen, einen dem Hauptportale und dem alten Dome ähnlichen Nischenbau zeigen. Der Umstand, dass der alte Dom, so zu sagen, die Lieblingskirche von St. Wolfgang war, in welcher er sogar nach seinem Tode noch ausgesetzt zu werden wünschte; ehe er in die Gruft gesenkt wurde, machen es sehr erklärlich, dass man jene Kirche als Muster für seine Grabkirche nahm. Diese Mauern scheinen daher unter Abt Reginward (circa 1052) erbaut zu sein. Die Gruftkirche hat 3 Altäre, auf dem mittleren sind die Gebeine des hl. Wolfgang in einem Sarge von Zinn ausgesetzt; in dem vermauerten Gewölbe hinter dem Altare war die zweite_ Begräbnissstätte des Heiligen.
Auch die Gruftkirche wurde durch Stukaturarbeiten ziemlich verunstaltet.
Nördlich schliesst sich an die Krypta ein quadratischer fest gewölbter Raum mit ganz gleicher Nischenconstruction an; es scheint'diess der Unterbau des nördlichen Thurmes gewesen zu sein, welchem auf der andern Seite wohl ein südlicher Thurm entsprach. Auf diesem Unterbau erhebt sich seitwärts des Dionysius-Chores die Maria Magdalenen-Kapelle, gegenwärtig nicht mehr im Gebrauche; auch hier treten 4 Nischen über die 4 Seiten des viereckigen Grundrisses vor.
Hinter der Ostabsis befindet sich die Krypta des hl. Kamwold,
zu der man durch einen Kryptenumgang um die östliche Altarnische gelangt; die Anlage dieser merkwürdigen Kapelle ist noch sicher dieselbe, die ihr Abt Ramwold selbst gegeben hat, wenigstens entspricht sie ganz der Beschreibung, welche Arnold von Vohburg von ihr hinterliess. Er sagt nämlich, Ramwold habe sie aus Ehrfurcht gegen die hl. Dreifaltigkeit und gegen die vier Evangelisten zugleich „vierfältig" und „dreifältig" erbaut. Der Grundriss der Krypta ist nun allerdings dieser Beschreibung entsprechend; einem länglichen Viereck sind nämlich 3 Nischen angesetzt, und zwar im Osten eine kleine halbrunde, während im Norden und Süden kleine viereckige Nischen hervortreten. Dieselbe wurde vor wenigen Jahren restaurirt und hiebei der massive Stein-Sarkophag des hl. Ramwold erhoben; er steht in der Südnische; mehrere uralte Grabsteine, theils ohne Inschrift, sind an den Wänden aufgestellt. Die Gebeine des hl. Ramwold befinden sich jetzt im Altare.
Wohl keine Kirche hat eine so grosse Anzahl alter bedeutender Grabdenkmäler als St. Emmeram. Wir verzeichnen nachfolgend nur die bemerkenswertheren, beginnen in der Ostung des Südschiffes (Kapelle des hl. Georg) und umgehen» die Kirche bis wir zur Ostung des Nordschiffes gelangen.
1) St. Emmeram lag hier, bis Bischof Gaubald im 8. Jahrhundert seine Gebeine erheben liess; 1645 wurden sie wiederum erhoben und in den prachtvollen Sarkophag gelegt, den Abt Strauss 1423 zur Verwahrung der Reliquien des heil. Dionys hatte machen lassen. — Die Tumba, die den Ort bezeichnet, ist aus dem Ende des 14. Jahrhunderts; die Statue des Bischofs aus Stein liegt auf der Erde unter einer gewaltigen Platte von rothem Marmor, welche 4 zierliche Säuleu tragen. Zu den Füssen des Heiligen befindet sich ein Löwe.
2) Gedenkstein des Abtes Polwin (Balduin) f 1324 zu Avignon, an der Mauer; das Bild des Prälaten nur mit Linien eingravirt.
3) Grabstein des Abtes Hartung (f 1458), aus rothem Marmor erhaben gearbeitet.
4) Tumba des seligen Tuto, Bischofs von Regensburg (f 890); eine einfache Steinplatte auf 4 Pfeilerchen ruhend.
5) Tumba des hl. Wolfgang; die Platte ruht auf originell geformten Säulen; auf der Platte liegt der Heilige in vollem Ornate; zu seinen Füssen kniet der Donator, ein Abt. Das Grab ist durch ein Gitter geschützt. Hier wurde der Heilige 994 begraben. Unter Abt Reginward wurden bei Anwesenheit des Papstes Leo IX. die Gebeine in die Krypta übertragen.
6) Grabstein in rothem Marmor des Wilhelm von Puchberg (|1423), bloss mit dem Wappen, im Pflaster eingelassen.
7) Nebenan gleichfalls im Pflaster der Grabstein eines Abtes mit verwischter Inschrift.
8) Grabmal des Hans Thumber zu Bruckberg und Wolffseck (f 1585); das Bild des Verstorbeneu in voller Rüstung auf einer Platte von rothem Marmor kunstvoll gearbeitet ist an einem Pfeiler aufgestellt. (Im linken Seitenschiffe.)
9) Gegenüber am Pfeiler, kleines Epithaphium von Eisen des Hans Thumer zu Zeitlarn, Pfleger zu Regenstauf (fl544).
10) Am Pfeiler vor dem Presbyterium der Grabstein des Severin v. Stauding (fl663) des letzten seiner Familie und seiner Gemahlin Barbara v. Reisach. —
11) Königin Utta, Gemahlin Kaiser Arnulfs. Die Königin mit der Krone auf dem Haupte liegt ausgestreckt in langem Gewande, Reichsapfel und Scepter in der Hand haltend, ernst und majestätisch. Das Monument mag noch in das 13. Jahrhundert gehören. Es war offenbar eine Tumba und wurde erst später stehend eingemauert. Die Scbrift an der Wand, die das Bild als Königin Hemma bezeichnet, ist unrichtig. Die Controverse, welche über den Begräbnissort dieser Königin früher bestand, ist längst gegen St. Emmeram für Obermünster entschieden.
12) Hochgrab des Grafen Wa,rmund v. Wasserburg, mit einer eigentümlichen Kopfbedeckung (f 1010); aus dem 14. Jahrhundert.
13) Grabstein aus rothem Marmor des Abtes Friedrich (f 1395).
14) Gleicher Grabstein des Abtes Ulrich (f 1423).
15) Hochgrab des Herzogs Heinrich von Bayern (f 995). Ueber dem Grabmale ein Oelberg aus dem 15. Jahrhundert.
16) Grabmal des Herzogs Arnulf v. Bayern (f 937); es besteht aus einer einfachen Steinplatte, die auf kleinen Pfeilern ruht; auf den Seiten mit frühromanischen Skulpturen geziert.
17) Grabstein des Abtes Alto (f 1388) aus rothem Marmor.
18) Hochgrab der sei. Aurelia (f 1026) aus Marmor; die Tumba ruht auf 4 Säulen; das Bild ist von unvergleichlicher Schönheit; ein Kranz von Weinlaub umgibt die Gestalt der Seligen, die hier als Reclusin gelebt haben soll. Der Domherr Gamered von Sarching liess ihr 1335 das Grabmal errichten. Oberhalb des Denkmales an der Wand eine Skulptur, den Tod Maria vorstellend, aus dem 15. Jahrhundert.
19) Die Grabstätte Kaiser tn-dwig des Kindes (f 911) ist durch eine einfache Inschrift im Pflaster vor dem Prebyterium bezeichnet.
20) Auch ist eine Stelle beim Hochaltar als Kaiser Arnulfs Ruhestätte bezeichnet; allein es ist wahrscheinlicher, dass derselbe in Altötting seine Ruhestätte fand, nachdem er hier nur ausgesetzt war, und dass etwa nur seine Eingeweide hier begraben wurden.
Sehr bemerkenswerth ist noch in der Kirche das grosse romanische Kreuz in der Georgskapelle. Abt Ramwold, der durch zwei Jahre blind war, erhielt der Legende nach durch sein eifriges Gebet vor diesem Kreuze das Augenlicht wieder.
Den Altar der hl. Dreifaltigkeit schmückt ein Gemälde auf Holz aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Maria mit dem Kinde darstellend, zu ihren Füssen kniet Abt Wolfhart Strauss (1423—1454).
Das Altarblatt des Hochaltars, der Martertod des hl. Emmeram, ist von Sandrart.
Sehenswerth ist auch die Sakristei wegen der geschmackvollen Paramentenkästen im Renaissancestyle.
Im Schatzgeuulbe hinter dem Presbyterium wird der prachtvolle Sarkophag mit den Reliquien des hl. Emmeram gezeigt, 6' lang, 2' 10" hoch von Gold, Silber und Kupfer, den der Abt'Wolfhart Strauss ursprünglich (1423) für die Reliquien des hl. Dionys hatte anfertigen lassen.
Daselbst sind auch zwei gut erhaltene romanische Leuchter.
Dessgleichen 2 Reliquienostensorien in Gestalt von gothischen Monstranzen.
Ferner enthält ein Schrein im nördlichen Seitenschiffe nächst der Sakristei eine Sammlung kostbarer Reliquien, als:
I) Pedum (Stab) des hl. Wolfgang; die Krümmung von schwarzem
Wallrosszahn ist von vergoldeten, mit Edelsteinen besetzten Laubornamenten aus dem 14. Jahrhundert umgeben.
2) Pedum des hl. Emmeram von Elfenbein; die Krümmung endet in einen Drachen oder ein Einhorn.
3) Ciborium (Büchse zum Aufbewahren der Hostien) von Elfenbein des hl. Wolfgang; es hat die Achtecksform mit flachem Boden und einen pyramidalen Deckel. Das Innere ist bemaltes Eichenholz, aussen zwischen Säulenarkaden Figuren der Apostel. Auf dem Deckel Engelfiguren. *
4) Mitra des hl. Wolfgang, von Seide mit aufgenähten Zierrathen von dünngepressten Goldplättchen und Stickereien von Korallen u. Perlen.
5) 'Casula des hl. Wolfgang (Messgewand), ein schönes Goldgewebe mit
Laub- und Thiermustern.
6) Ein Reliquienbehälter aus Holz mit Malereien auf'Goldgrund aus dem hohen Liede gehört dem 14. Jahrhundert an.
7) Reliquienbehälter aus Holz, roth bemalt und mit Messing beschlagen.
8) n. 9) Zwei kleine Reliquienbehälter aus Elfenbein, aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. ,
10) Ein grosses, leider beschädigtes Processionskreuz von Crystall.
II) u. 12) Zwei „Altare portatile*.
13) Die 3 bekannten Ziegelsteine mit Inschriften, welche von dem Sepulchrum des hl. Dionys herrühren sollen und von Abt Reginward aufgefunden wurden.
Früher war der Schatz von St. Emmeram unendlich reich an Kostbarkeiten; vieles ging verloren, einiges wird aber noch zu München verwahrt; so das berühmte Ciborium König Arnulfs, das jetzt in der „reichen Kapelle" zu München sich befindet, und der noch berühmtere Codex aureus desselben in der Hofbibliothek in München.
e) Der Kreuzgang schliesst sich südlich an die Stiftskirche an; ist aber gewöhnlich nicht von dieser, sondern von dem fürstlichen Schlosse aus zugänglich. Von demselben bestehen noch 3 Hallen.
In buntester Abwechslung ergötzen die verschiedensten Formen das Auge; alle möglichen Säulen und Pfeilerbildungen, dann mannigfach profilirte Gurten, Kapitäle mit Blättern, Blumen, Königen, Heiligen, Seeweibchen, Frazzen, Thieren, die seltsamsten Sockelbildungen, endlich die mannigfaltigsten Schlusssteine folgen sich in bunter Reihe.




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. Am herrlichsten erscheint aber das Portal im Norden, welches zwar spitzbogig, doch noch ganz im traditionellen (romanischen) Geiste ausgeführt ist. Gothische und romanische Formen sind noch im Kampfe, doch wiegen erstere bereits vor. (Siehe nächste Seite.)
Mehrere Inschriften bezeugen, dass der Kreuzgang erst im Anfange des 14. Jahrhunderts vollendet wurde; begonnen hat der Bau wahrscheinlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts, ßemerkenswerth sind die vielen Steinmetzzeichen.
In einem nahen Saale, der jetzt als Küche benützt wird, finden sich gleichfalls seltene Gewölbe mit Gurten und Säulen jener Zeit.
f) An den Kreuzgang schliesst sich die neue fürstliche Gruftcapclle an, welche im Jahre 1841 im romanischen Styl erbaut wurde. Die
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selbe besteht aus der eigentlichen untern Gruftcapelle und einer obern Kirche; letztere ist mit Glasgemälden von Sauterleute geschmückt. Auf dem Altare steht ein Christus überlebensgross aus weissem Marmor von Dan neck er. Die untere Gruftkirche hat einen gothischen Altar. Die Särge aus Bronce und theilweise mit Figuren von Alabaster, wahre Meisterstücke ihrer Art, stehen auf steinernen Postamenten. An der westlichen Wand ist eine Copie des Denkmals des Fürsten Wilhelm Karl v. Thur n und Taxis angebracht, welcher 1848 bei Vicenza blieb und auf dem dortigen Cainpo santo begraben ist.
14. St. Gilgen.
Die Kirche zum hl. Egidius, kurzweg Egidikirche, früher St. Gilgenkirche genannt, gehörte zum „Deutschen Hause", welches nach ihr auch den Namen Gilgenhof führte. Hier war ursprünglich ein Palast, den Kaiser Arnulf erbaut hatte; später residirten da die Burggrafen von Regensburg und sprachen im Namen des Kaisers Recht. Schon 1183 wird die Malstadt des Burggrafen im Hofe bei der Egidienkirche urkundlich erwähnt. Dass die Burggrafschaft nicht lange nachher an die Herzoge von Bayern kam, wurde bereits oben in der geschichtlichen Einleitung angeführt. Kurze Zeit darauf (1210) übergab Herzog Ludwig von Bayern dem deutschen Orden nebst manchen andern Gütern auch die Kirche zu St. Egid in Regensburg und einen Weinberg im nahe gelegenen Maria-Ort. Der erste bekannte Comthur des Hauses zu St. Gilg ist Heinrich v. Wilden au (1224); später (1264) kömmt Poppo von Osternacb als solcher vor. Die Commende erwarb nach und nach viele Güter in der Stadt und auf dem Lande, namentlich schon 1279 durch Begabung des Grafen Werner von Leonberg das Gut Gangkofen. Sie bestand bis zum Jahre 1809 und wurde zur Balley Franken gerechnet. Im gedachten Jahre wurde der deutsche Orden von dem siegestrunkenen Napoleon für aufgehoben erklärt und seine Güter fielen den Ländern, in denen sie lagen, zu. Die Commende in Regensburg wurde demnach vom Fürstprimas in Besitz genommen. Die Gebäude sind jetzt zum Theil in eine Bleistiftfabrik, zum Theil in ein Krankenhaus umgewandelt.
Hart an der Kirche wurde 1368 von Wülibrand v. Parkstein, einem Bruder des damaligen Comthurs Heinrich v. Parkstein, ein Seelhaus für 8 Seelnonnen gegründet.
Die Kirche soll schon 1152 erbaut und von Bichof Heinrich von Regensburg geweiht worden sein. Sie besteht aus 2 verschiedenen Bestandtheilen, der westliche Theil ist dreischiffig und stammt grösstentheils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Chor im Osten aus dem Ende des 14. Jahrhunderts ist ein zierlicher Bau mit gegliederten Streben, breiten Fenstern mit Passformen und schönen Gurtengewölben. Ueber die Zeit seiner Entstehung gibt uns eine Inschrift auf dem Grabsteine seines Erbauers Kunde, welche lautet:
„AnnoDom.MCCCLXXXXVI des nahsten montags vorsand Lucien tag st. her marquart zollner von rotenstein chompteur des hauss zu sand gilgen der den kor und die behausung gepawet hat."
Die Schlusssteine der Gewölbe sind meistens mit Wappenschilden geziert. Auf der Westseite findet sich ein interessanter Musikchor im schönsten gothischen Style.
Das Altarblatt des Hochaltars, ein Gemälde von Johann Heiss, stellt die Kreuzabnahme vor.
Die Wände schmücken noch theils die Todtenschilde früherer Comthure: wie des Hans Jacob Notthafft (f 1525), Sebastian v. Iglingen (f 1532) und des Thomann von Lochau (f 1564).
Zahlreiche Grabsteine sind namentlich im nördlichen Schiffe an der Wand aufgestellt. Sehr stattlich ist der Grabstein dös Comthurs Philipp von Hohenstein (f 1528), von rothem Marmor den Verstorbenen in Ordenstracht darstellend. Diesem reihen sich Grabsteine von Rittern aus den Geschlechtern v.. Ädeltzhausen, v. Cobentzl, v. Giech u. s. w. an. — An der Nordseite des Chores Epithaphien mit Ahnenwappen aus den Geschlechtern v. Edlweck (1623) und Eickershausen (1643); das Wappen letzteren Geschlechtes erscheint auch auf einem alten Steine vor dem westlichen Eingange, woselbst mehrere Grab- und Denksteine aufgestellt sind. An der Südseite finden wir ein ebenso kunstvolles als interessantes Denkmal 4' 5" hoch und 2' 10" breit., aus dem 17. Jahrhundert. Oben Christus als Weltrichter zwischen Maria und Johannes; etwas weiter Petrus als Repräsentant des neuen Bundes, und Moses, der den alten Bund darstellt.
Darunter erblickt man rechts den Kaiser zu Pferd mit grossem Gefolge, in der Mitte sind alle möglichen Gewerbe und Hantirungen dargestellt, links sind mehrere Geistliche, alles mit passenden Inschriften.
Unter dieser Darstellung der Spruch:
„Dhetten die Drey Ein Jeder Seinen stand halten
so wer die weit wie leider vor Augen noch nit zer-
spalten."
Ganz unten die Figuren des Gebers und der Geberin mit dem Wappen der Familie von Eyb (3 Muscheln), und dem seiner Gemahlin (3 gezinnte Querbalken). Der Stein gehörte offenbar zu einem grössern Epithaphium, von dem er allein übrig geblieben.

1869 - Obermuenster - in Walderdorff, 1869

Vorbemerkung: Obermünster wurde 1943 bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört. Die Schilderung von Walderdorff aus dem Jahre 1869 ist deshalb um so interessanter.

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten und 2 Plänen (Google eBook) von Hugo von Walderdorff, 1869






 S. 71 ff
12. Obermünster.
Unmittelbar an Mittelmünster schliesst sich westlich das ehemalige reichsunmittelbare Damenstift Obermünster an; es gehört zu den ältesten Stiftungen in Regensburg und mag auch schon zu den Zeiten der Agilolfinger bestanden haben, denn bereits König Ludwig der Deutsche tauschte im Jahre 833 vom Bischofe Baturich diese Abtei gegen Mondsee ein und übergab sie seiner Gemahlin, der Königin Hemma, wodurch die Reichsunmittelbarkeit des Stiftes begründet wurde. Die heilige Königin Hemma wird daher auch als Stifterin verehrt. Durch Kaiser Heinrich II. den Heiligen wurde 1010 die Kirche von Grund aus neu erbaut und mit dem Gute Salach (bei Geiselhöring) beschenkt; der Neubau brannte jedoch im Jahre 1020 ab, wurde aber vom Kaiser sofort wieder hergestellt. Dass Obermünster bei dem allgemeinen Brande von 1152 sehr viel gelitten, wie die Chronisten behaupten, scheint nicht ganz begründet zu sein, da ein grosser Theil der Kirche noch aus den Zeiten Kaiser Heinrich's herrühren dürfte.
Als Kaiser Konrad II. im Jahre 1029 die Schenkung von Salach bestätigte, liess er dem Kloster als Zeichen seiner Huld seinen Scepter zurück, welcher fortan von demselben im Wappen geführt wurde.
Die Nonnen lebten anfänglich nach der Regel des hl. Benedikt, im 15. Jahrhundert wurde aber das Stift gleich Niedermünster ein weltliches adeliges Damenstift und verblieb es, bis es im Jahre 1803 aufgehoben und mit dem damaligen Fürstenthum Regensburg verbunden wurde.
Gegenwärtig dient Obermünster als bischöfliches Clerikalseminar.
Nro. II
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Die Kirche ist dreischiffig mit 2 Chorabsiden, einem Kreuzschiffe vor dem "Westchore, einer cassetirten Flachdecke über dem mehr breiten als hohen Schiffe und hat Viereckspfeiler, welche blos eine Kehlung und Platte als Kämpfer, eine Schmiege als Sockel zeigen. Da die Kirche in den Seitenschiffen und im Westchore mancherlei Veränderungen erfuhr, so lässt sich von sonstigen Details wenig mehr erkennen. Erst in den Jahren 1683—J719 unter der Abtissin Maria Theresia von Sandizell wurde der Ostchor erbaut und der Hochaltar in den Westchor verlegt.
Bei einer Restauration im Jahre 1856 kamen in der östlichen Absis Fresken von höchstem Interesse, wohl noch in das 12. Jahrhundert gehörig, zum Vorschein. Viele zierliche Ornamentalformen, die aus verschiedenfarbigen Bändern, au 3 dem Rundbogenfries und aus Medaillen mit Spruchbandengeln bestehen, war ein grossartiges Gemälde angebracht, wahrscheinlich das jüngste Gericht darstellend. Es sind aber nur mehr 17 Personen zu erkennen. Wir sehen hier die Auserwählten vor uns, an der Spitze einen Papst mit der Tiara in ältester Form, dann Bischöfe, Mönche und einen König im Schuppenrocke. Auf der entgegengesetzten Seite sieht man Personen, die von Teufeln ergriffen werden; in der Mitte eine Jungfrau mit gesenkten Händen, vielleicht die fürbittende Gottesmutter.
Eine Restauration im Jahre 1462 hatte bereits manches geändert.
Das nördliche Seitenschiff endet im Osten ebenfalls mit einer Absis. Es ist dies die Grabkapelle des seligen Schotten Mer eher dach (f 1080), in welcher er wenigstens 30 Jahre als Inclusus lebte. Die Inclusen hatten ihre eigene Regel, nach welcher sie in kleinen Zellen unmittelbar an Kirchen ihr Leben mit Beten und Fasten zubrachten; die Zelle hatte keine Thüre, sondern nur 3 Fenster, das Eine gegen die Kirche, das andere auf der entgegengesetzten Seite, wo ihnen die Nahrung gereicht wurde, endlich durch das • dritte wurde die Zelle erhellt; in diesem Raume verblieben sie bis zu ihrem Tode. Mercherdach's Grabstein ist an der nördlichen Wand aufgestellt und zeigt einen bärtigen Pilger mit einem Heiligenscheine und mit einem Wanderstab in der Hand. Oben ist mit Initialen „S. Mercherdach" eingegraben. Das Bildniss besteht nur aus grob eingravirten Strichen. Die Reliquien wurden im Jahre 1707 erhoben und kamen unter den Altar der Capelle; nachdem man sie seit längerer Zeit vermisst hatte, wurden sie in neuerer Zeit wieder aufgefunden. Auch in dieser Capelle sind alte Wandgemälde aus dem 13. Jahrhundert in der Absis gefunden worden; es ist eine Darstellung des Pfingstfestes.*) Maria sitzt mit erhobeuen Händen in der Mitte, die Apostel sind in Bewegung zu ihren Seiten, während der heilige Geist als schwebende Taube leuchtende Strahlen herabsendet. —
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Eine grosse Zahl von Grabmälern ist in dieser Kirche angebracht
Das Grab der Königin Hemma ist mit den Worten bezeichnet „Grabstätte der seligen Königin Hemma gestorben den 7. Februar 876." Ein rother Marmorsteiu aus später Zeit, der früher auf dem Grabe lag, ist jetzt an der Wand angebracht. ,
Auch Herzog Heinrich I. von Bayern, Kaiser Otto's I. Bruder, ist hier begraben. (?)
Sehr zierlich ist das Grabmal der Abtissin Barbara von Sandizell (f 1564), aus rothem Marmor.
Sehenswerth sind auch die Denkmale der Abtissinen Barbara von Absberg, Kunigunde von Egloffstein, Sibylla von Paulstorff, Katharina von Redwitz u. s. w.
Ein grosses Kunstwerk im Renaissance-Geschmack (1534 —1540) aus Kelheimer Marmor, ist der Altar zu U. L. Frau, im Nordschiffe, welchen die Abtissin Wandula von Schaumberg stiftete. Das Mittelstück zeigt den Tod Maria; die sieben Freuden Maria füllen die andern Felder.
In der Vorhalle im Norden bewundern wir ein Portal im frühgothischen Uebergangsstyle. Auch hier sind zahlreiche Denkmäler.
1) Das Interessanteste ist die Tumba des Matthaeus (f 1407) und der Margaretha (f 1410) Ranftinger, aus dem ersten Jahrzehen t des 15. Jahrhunderts, in rothem Marmor.
2) Ein Oelberg aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, ist mit dem Wappen der Streitberg, (?), einer Sichel, geziert.
3) Eine Darstellung des Todes U. L. Frau, auf einer Steintafel, ist gut ausgeführt.
4) Das Denkmal der Abtissin Dorothea von Dobeneck (f 1623), ist ein geschmackvolles Werk der Renaissance.
Alle Denkmale zu besprechen, gestattet der Raum nicht.
Der massive Thurm steht nördlich ohne Verbindung mit der Kirche; in seinen unteren Theilen besteht er grösstentheils aus Quadern der alten Stadtmauern, und ist viel älter als der obere Theil aus Bruchsteinen, der dem 12. Jahrhundert anzugehören scheint. An seiner Westseite hängt ein romanisches Krucifix von Holz, dem ein besserer Standort zu wünschen wäre.
Die ehemalige Pfarrkirche zu St. Dionys besteht nicht mehr; sie stand da, wo jetzt der nördliche Flügel des Wohngebäudes erbaut ist.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Reichsabschied – Wikipedia

Reichsabschied – Wikipedia

Reichsabschied

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Als Reichsabschied, auch Reichsrezess genannt, wird die Gesamtheit der auf einem Reichstag des Heiligen Römischen Reich beratenen und erlassenen Bestimmungen bezeichnet, die der Kaiser am Ende zu verlesen hatte.
Bis zum Jahre 1654 begannen die Reichstage – neben zeremoniellen Akten – mit der Verlesung der kaiserlichen Proposition, der vom Kaiser vorab festgelegten Tagesordnung, und sie endeten mit Verlesung und Beurkundung der Beschlüsse, dem Reichsabschied.
Der letzte dieser Reichsabschiede ist als Jüngster Reichsabschied (recessus imperii novissimus) bezeichnet und enthielt die Beratungsergebnisse aus den Jahren 1653/54 des Reichstages zu Regensburg.
Da der Immerwährende Reichstag seit 1663 nicht mehr formell beendet wurde, konnten seine Beschlüsse auch nicht als Reichsabschied erarbeitet werden. Die Beschlüsse wurden deshalb in Form sogenannter Reichsschlüsse niedergelegt. Die Ratifizierung dieser Beschlüsse wurde meist durch den Vertreter des Kaisers beim Reichstag, dem Prinzipalkommissar, in Form eines Kaiserlichen Commissions-Decrets durchgeführt.

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