-
- Schöppner, Alexander
- Sagen
- Sagenbuch der Bayerischen Lande
- Erster Band
- 116. Was weiter vom Dome zu Regensburg gesagt wird
- 117. Die drei Scharfrichter zu Regensburg
- 118. Graf Babo von Abensberg
- Erster Band
- Sagenbuch der Bayerischen Lande
- Sagen
- Schöppner, Alexander
117. Die drei Scharfrichter zu Regensburg.
[116] Von F.J. Freiholz. – Hormayr Taschenb. 1832. S. 377.
Es einstmal sich begeben hat
Daß drei Verbrechern auf einen Tag
Ihr Todesurtheil der Richter sprach.
Doch weil gerad zu jener Frist
Kein Scharfrichter da gewesen ist
So suchte man vor allen Dingen
Erst einen solchen aufzubringen.
Drum schrieb der hohe Rath sogleich
Die Botschaft aus im ganzen Reich
Daß männiglich erscheinen sollt
Wer des Scharfrichters Stelle wollt.
Es meldeten in kurzer Zeit
Sich drei zu dieser Stell bereit,
Und jeder gelobt' mit hohen Schwüren,
Er könnt' am besten das Richtschwert führen,
Da faßt ein hoher Rath den Schluß
Daß Jeder sich erst zeigen muß
Weil's drei Verbrecher zu gutem Glück,
Langt's auch für Jeden ein Meisterstück.
Als nun der Probetag erschien
Strömt alles Volk zur Richtstatt hin,
Gefüllt mit Menschen sind die Gassen
Will Kein's das Schauspiel gern verpassen. –
Und stolz mit siegsgewissem Schritt
Der Erste das Gerüst betritt,
Mit sorglos unbefangnem Blick
Besieht er des armen Sünders Genick;
Flugs langt er in die Tasch hinein
Bringt heraus einen Röthelstein,
Fährt damit um den Hals im Ring
Der so einen rothen Strich empfing
Dann hebt er hoch das scharfe Schwert
Das risch des Sünders Hals durchfährt:
Wie er den rothen Ring gezogen,
So ist das Haupt vom Rumpf geflogen. –
Der Zweite naht' dann mit Bedacht
Hat nicht der gaffenden Menge Acht,
Ihm dünkt es schier als stünd er oben,
Zur Kurzweil seine Kunst zu proben,
Des armen Sünders nackter Hals
Scheint ihm ein Krautstängel allenfalls;
Zwei Fäden aus der Tasch er bringt,
Die er fest um den Hals ihm schlingt
[117] So nah zusammengerückt die beiden
Daß man sie kaum konnt unterscheiden;
Er prüft sein Schwert ob's scharf genug,
Dann holt er aus zum Todeszug
Und zwischen den Fäden in der Mitten
Hat er des Sünders Hals durchschnitten,
Am Kopf und Rumpfe kann man traun
Noch unverletzt die Fäden schau'n. –
Als das Gerüst der Dritt' besteigt
Ein Zweifel durch alle Lippen schleicht:
Wie soll denn dem der Sieg verbleiben,
Nicht höher kann die Kunst er treiben?
Ihm aber schien es ganz gewiß
Daß Keiner ihm den Sieg entriß;
Den Blick hat er emporgewandt,
Und mit dem Schwerte spielt die Hand,
Die zwei Gesellen eilen bei,
Zeigen ihm Kunstgriffe mancherlei,
Und suchen ihm mit falschen Tücken
Den ruh'gen Sinn wohl zu berücken,
Doch er schwingt rasch sein treues Schwert,
Das wie ein Blitz die Luft durchfährt,
Ab haute er mit einem Streich
Die Köpfe allen Drei'n zugleich.
Er hatt' das beste Stück vollbracht,
Und sich des Amtes werth gemacht.
Ob er's erhielt, das weiß ich nicht,
Weil davon nichts die Sage spricht.