Schöppner, Alexander
Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
559. Gründung des Schottenklosters zu Regensburg
560. Wie Brzetislaus Juditha aus Regensburg entführt
561. Lies Herrel
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560. Wie Brzetislaus Juditha aus Regensburg entführt.
[114] Pfeffinger Vitriar. illustr. I., 501. Gemeiner's Regensb. Chronik I., 154. Crusius Schwäb. Chronik I., 427. C.v. Falkenstein Kaisersagen etc. S. 120.
Die Klosterdiener aber waren ihm nachgeeilt und hatten eine mächtige Kette vor das Thor gespannt, zu verhindern die Flucht des Nonnenräubers. Da riß Brzetislaus sein Schwert heraus, spaltete die Eisenkette in der Mitte von einander, indeß sein Gefolge tapfer sich durch die andringenden Klosterknechte schlug und ihm nachfolgte. Mit der Entführten glücklich[115] in Böhmen angelangt, meldete der Herzog seinem Vater das Abenteuer, und wie gnadenvoll ihn Gott beschirmt und erhalten habe, und erhielt die schöne Judith zur Gemahlin. Graf Otto beklagte sich heftig beim Kaiser über die gewaltthätige Handlung des Brzetislaus. Kaiser Konrad begnadigte zwar den jungen Herzog, befahl ihm jedoch, Böhmen zu verlassen, und sich mit seiner Gemahlin nach Mähren zu begeben, welches Land Herzog Ulrich seinem Sohne schenkte. Dies geschah anno 1026. Die gespaltene Kette ist lange Zeit im Kloster zu Regensburg aufbewahrt, und als ein Wunderwerk betrachtet worden. Nach ihrem Tode wurde die Herzogin Judith in einer Kirche zu Prag beigesetzt.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 114-115.
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Literatur · Deutsche Literatur