Donnerstag, 24. April 2014

1901 - Umbau Brücktor


Onkeldoc über Zeitpunkt der Aufnahme:


Im Buch "Die Regensburger Straßenbahn" von W. Zeitler ist zu lesen, dass Stadtverwaltung und Stadtrat am 6.9.1901 gleichzeitig mit der Baugenehmigung für die Straßenbahn den damals sehr begrüßten sofortigen Abrissbeginn der Häuser am Brücktor bekanntgegaben. Bereits im Juli 1902 waren der vom aus Frankfurt stammenden Stadtbaurat Adolf Schmetzer entworfene neue Brücktorbogen, der Amberger Salzstadl mit Erkertürmchen und der 1. Brückenbogen fertig. Von diesem in nur 11 Monaten absolvierten Arbeitspensum ist auf dem Foto gerade der Abriss und die Schuttabfuhr geschafft. Wenn ich den Bauzeitenplan machen müsste, würde ich dafür die 44. KW, also Ende Oktober 1901 ansetzen. (Dazu passt wohl auch das Wetter.)




Onkeldoc:

Hab gerade im Bayerischen Volksboten vom Mittwoch, 30. Oktober 1901 einen grusligen Artikel zu dem Foto gefunden, hier meine Abschrift:

Bayerischer Volksbote Regensburg / München vom Mittwoch, 30. Oktober 1901
"Man schreibt uns unter dem Datum des 26. Oktober folgendes: Es herrscht kein Zweifel mehr, der Brückenturm bleibt stehen, denn heute hat man den bisher hohlen nördlichen Pfeiler des Turmes ausgemauert und bald wird man daran gehen, den Turm und den linken Salzstadel mit einer Mauer zu verbinden und so die jetzige Lücke zum Teil - bis auf eine Durchfahrt - wieder zu schließen. Man kann zugeben, daß der Turm mit seiner nächsten Umgebung ein altertümliches, malerisches Bild bietet, aber wenn man die Verkehrsstörungen betrachtet, welche sich täglich infolge des Turmes ergeben, so verzichtet man gern auf das malerische Bild, das ja doch nicht ewig bleiben kann, wie ja schon so vieles Malerische und altertümlich Schöne der neuen Zeit und dem modernen Verkehr hat weichen müssen.
Unser altes Petersthor bot zum mindesten einen ebenso hübschen Anblick wie der Brückturm und hat doch fallen müssen, trotzdem der Verkehr an dieser Stelle mit jenem beim Brückturm gar nicht in Betracht kommt. Die Stadtmauer war an mancher Stelle auch nicht unschön und doch hat sie fallen müssen. Warum denn bei dem historisch gar nicht wertvollen Brückturm eine Ausnahme machen? Man kann unseren Historikern für ihre schon oft an den Tag gelegten Bemühungen dankbar sein, aber man wird nicht begreifen, warum sie sich für den Brückturm, diesen Verkehrsstörer schlimmster Sorte, so ins Zeug legen.
Der Artikelschreiber im "Regensb. Anzeiger" muß sehr wenig Verkehr mit der allgemeinen Bevölkerung haben, sonst könnte er nicht mit solch einem Feuereifer für das Bestehenbleiben des Turmes eintreten. Wenn derselbe eine Liste auflegen würde zur Einzeichnung, so würde er die Erfahrung machen, daß er mit einem kleinen Häuflein allein steht."