Dienstag, 13. Februar 2018

1803 - 1869 Porzellanfabrik am Singrün 1

Ehemalige Porzellanfabrik,  später Bischöfliches Knabenseminar, heute Malteser Hilfsdienst
Am Singrün 1, A 160,

Denkmalliste:

Am Singrün 1.
Ehem. Porzellanfabrik, später Bischöfliches Knabenseminar (heute Malteser Diözesangeschäftsstelle)
dreigeschossiger Walmdachbau mit übergiebeltem Mittelrisalit und Pilastergliederung,
klassizistisch, 1804 von Emanuel Joseph von Herigoyen, Aufstockung 1908 durch
Heinrich Hauberrisser.

Ausführlich zur Geschichte des Hauses: Bauer zu Am Singrün 1 (meine Auflage Seite 390)

Porzellanfabrik, Aquarell von Klonke, 1829


Die Porzellanfabrik wurde 1803 gegründet von Koch, dann gab es mehrere Besitzerwechsel, dann ab 1829 neuer Besitzer der Regensburger Johann Anton Schwerdtner, der den Betrieb bis zur Einstellung im Jahr 1869 führte. Unter diesem Namen "Schwerdtner" wurde die Porzellanmanufaktur überregional bekannt.

Ursache für den Untergang war u.a. die Konkurrenz durch die Steingut- und Porzellanfabrik Heinrich Waffler, die (wohl ungefähr um 1850) nach Regensburg umgezogen war, und dort übrigens ab 1869 durch die neue Bahnverbindung erfolgreich wurde. Schwerdtner hätte wohl noch etwas durchhalten müssen.



Interessant auch:


http://haushalt.seltmann.com/faq-die-geschichte-der-porzellanindustrie

Dort steht auch etwas über die Regensburger Porzellanmanufaktur



... Der Unternehmer Koch gründete im Jahre 1803 den ersten oberpfälzischen Porzellanbetrieb in Regensburg, der später unter dem Namen Schwerdtner bekannt wurde. Das finanzielle Problem konnte erst nach dem Einzug des Mainzer Fürsten C.Th. von Dalberg gelöst werden, da dieser dem Projekt sehr wohlwollend und finanzkräftig gegenüberstand. Eine Unternehmensgründung außerhalb Regensburgs war in der Oberpfalz also unmöglich.

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Sobald die Produktion aufgenommen wurde, zeigte sich noch bis zur Jahrhundertmitte, dass die Nachfrage fehlte. Ursachen waren neben der Neuheit des Fabrikates, die anfänglich ziemlich hohen Preise, die geringe Kaufkraft weiter Schichten sowie deren Bedürfnislosigkeit.

Die Regensburger Porzellan- und Steingutfabrik unter der Leitung von Koch musste nach 7 Jahren nach der Betriebsaufnahme die Produktion auf Steingut umstellen, da dieser Bereich einen ungeahnten Aufschwung erlebte.
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 Im Gegensatz zu den nordoberpfälzischen und oberfränkischen Porzellanfabriken war die Schwerdtner'sche Porzellan- und Steingutfabrik in Regensburg die zweite Fabrik in Bayern (neben Nymphenburg), die überwiegend Gebrauchsgeschirr herstellten. In den Verkauf kamen auch die im eigenen Betrieb produzierten 'Sanitärporzellane' und die feuerfesten Steine sowie die Schmelztiegel für die Oberpfälzer Hüttenwerke.

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Anton Schwerdtner geriet 1850, obwohl er noch Aufträge im voraus hatte, in finanzielle Schwierigkeiten. Das baldige Ende des Unternehmens war auch nach der Übernahme Otto Schwerdtners nicht abwendbar. Die Ursachen lagen in der stärker werdenden Konkurrenz durch die nach Regensburg umgezogene Steingutfabrik Wafflers und in der, wegen Kapitalmangel mittlerweile völlig veralteten und fast unbrauchbaren Öfen, erschwerten Poduktion. Neben der schlechten baulichen Substanz fehlte es auch an der notwendigen Umstellung von Holz- auf Steinkohlenfeuerung.

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Die Ertragslage und die Anschaffung einer Dampfmaschine verschlechterten die finanzielle Lage des Unternehmens. Auch ein Darlehen aus dem durch König Ludwig 1. ins Leben gerufenen 'Industrieunterstützungsfonds' in Höhe von umgerechnet 4.286 Mark konnte nicht mehr helfen.

Der drohende Konkurs war nur durch einen Verkauf abzuwenden, so dass Hauser & Co die letzten Gesellschafter des Unternehmens waren. Der anschließende Niedergang ist aber nicht erklärbar: Während in dem IHK-Bericht 1869 auf die dreifache Vergrößerung des Betriebes und dessen erfolgreichen Aussichten hingewiesen wurde, befindet sich weder in der amtlichen Erhebung 1870 'Betreff den Stand der Industrie in der Oberpfalz' noch im Regensburger Adressbuch desselben Jahres Hinweise auf die Existenz des Betriebes.
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Rohstoffbezug und Absatzverhältnisse der Steingut- und Porzellanfabrik Heinrich Waffler zeigen, dass die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse durch die Eisenbahn grundlegend für das Wachstum der Fabrik war: 1869 bezog Waffler an Rohstoffen etwa 750 Tonnen an Steinkohle und 400 Tonnen an Ton.

Die Produkte des Unternehmens gingen u.a. per Bahn in die anderen Teile Bayerns. In dieser Zeit von 1860 bis 1895 konnte das Werk die Arbeitnehmerzahl von 70-80 auf 101 erhöhen.


Weiteres Fundstück: