Schild auf dem Schlossberg von Regenstauf über den Burggraf von Regensburg als erster bekannter bayerischer Minnesänger |
Minnesang - das ist die Verehrung einer hochgestellten Dame . Eine Form der Liebeslyrik, die der westeuropäische Adel im 12. und 13. Jahrhundert pflegte. Und zwar in stark ritualisierter Form.
Minnesang war dabei eine Art Wettkampf adeliger Ritter untereinander – analog zu den anderen Formen des Wettkampfes, etwa dem Turnier. Der geglückte Vortrag eines Minneliedes durch einen Ritter war ein kulturelle Kompetenzbeweis - ähnlich einem Jagderfolg oder einem Sieg im Ritterturnier auf sportlichem Gebiet
Das wichtigste Werk über den Minnesang ist der Codex Manesse, auch Große Heidelberger Liederhandschrift genannt, da es von einem Rüdiger Manesse in Auftrag gegeben wurde. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert. Dort sind 137 Dichterportraits enthalten. Darunter auch ein "Burggraf von Regensburg", angeblich der erste namentlich bekannte bayerische Minnesänger. Seine Lieder enstanden um 1170. Es sei denkbar, dass einige seiner Werke auf der damaligen Burg in Regenstauf entstanden, steht auf dem Schild.
Angeblich sei der Burggraf von Regensburg identisch mit dem Burggrafen von Riedenburg. Dem einen wurden die derberen, dem anderen die vornehmeren Gedichte zugeschrieben. Pseudonyme also, oder aus betriebswirtschaftlicher Sicht: Diversifikation.
Es wird noch ein weiterer Regensburger Minnesänger genannt, Hadamar von Laaber. Der erscheine nur deshalb nicht im Codex Manesse, weil er erst nach Vollendung des Werks im Jahre 1320 auftrag. Hadamar gehört aber angeblich zu den bekanntesten Minnesänger seiner Zeit. Aber ist er wirklich ein echter Regensburger? Auf Wikipedia findet man zu Hadamar die Aussage, er sei ein Dichter aus dem Geschlecht der Herren von Laaber mit Stammsitz auf Burg Laaber, kein Hinweis auf Regensburg selbst.
Die Angaben auf dem Schild über den Regensburger Burggrafen decken sich scheinbar nicht so ganz mit den Ausführungen auf Wikipedia. Dort ist z.B. der Riedenburger Burggraf nur ein Verwandter des Regensburger Burggrafen, und auch bezüglich der Identität gibt es Verwirrung. Aber immerhin - es gibt ihn, einen Burggrafen von Regensburg, der als Minnesänger auftrat.
Das schreibt Wikipedia
Der Burggraf von Regensburg (späte Mitte des 12. Jahrhunderts) war ein Minnesänger aus hochadligem Geschlecht. Er ist einer der wenigen überlieferten Vertreter des frühen, donauländischen Minnesangs. https://de.wikipedia.org/wiki/Burggraf_von_Regensburg
Um welchen Burggrafen von Regensburg genau es sich handelt, ist unklar.
Im entsprechenden Zeitraum (bis 1185) sind mehrere Burggrafen von Regensburg bezeugt. Das Amt des Burggrafen von Regensburg wurde zwischen 970 und 1185 von den Herren aus dem Geschlecht der Babonen (Stevening/Stefling und Rietenburg/Riedenburg) bekleidet. Von ihnen kommt als der überlieferte Minnesänger Heinrich III. (um 1130–1177; † vor Ende 1177) in Frage, der seit 1143 das Burggrafenamt innehatte, evtl. aber auch einer seiner drei Söhne. Möglich wäre hier vor allem der älteste Sohn, Friedrich II. (bezeugt um 1150–1181), der seit 1159 Burggraf war. Der Minnesänger Burggraf von Rietenburg war wohl ein zeitgenössischer Verwandter des Burggrafen von Regensburg.
In der Manessischen Liederhandschrift sind unter dem Namen Burggraf von Regensburg vier Strophen in zwei Tönen überliefert. Wie beim Kürenberger handelt es sich um Langzeilenstrophen. Drei der vier Strophen sind Frauenstrophen.
Textbeispiel
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Ich bin mich mit wahrer Beständigkeit einem guten Ritter ergeben. Wie wohl es meinem Herzen tut, wenn ich ihn in meinen Armen halte! Wer mit seiner vorbildlichen Anständigkeit überall Beliebtheit erlangt hat, der darf wohl hohen Mutes sein. |
- (Die erste überlieferte Strophe des Burggrafen von Regensburg, links der mittelhochdeutsche Originaltext nach der Großen Heidelberger Liederhandschrift, rechts eine Übertragung ins Neuhochdeutsche)
Der Burggraf von Regensburg im Codex Manesse:
Burggraf von Regensburg - im Codex Manesse - Heidelberger Liederhandbuch - ca 1300 |
C: Codex Manesse (auch Große Heidelberger Liederhandschrift oder Pariser Liederhandschrift genannt), Cod. Pal. germ. 848 der UB Heidelberg; Codex Manesse wegen des vermuteten Auftraggebers, des Zürcher Patriziers Rüdiger Manesse. Sie ist die größte und prachtvollste Sammlung des deutschen Minnesangs, eine der aussagekräftigsten Handschriften des deutschen Mittelalters überhaupt. Zwar entstand sie erst im 14. Jh., aber die hier vorhandenen Texte reichen bis etwa 1160 zurück, d. h. in die früheste Zeit des Minnesangs. Die „Klassiker“ Walther, Reinmar, Heinrich sind ebenso enthalten wie die Spruchdichtung, der Leich und die Schweizer Epigonen. Auf 426 Pergamentblättern (= 852 Seiten) enthält der Codex fast 6.000 Strophen von 140 Dichtern. 137 Sängern ist eine ganzseitige Miniatur gewidmet. Die auf den Miniaturen verschwenderisch beigegebenen Gegenstände, heraldischen Details und kulturgeschichtlichen Hinweise sind von höchster Aussagekraft.