Dienstag, 25. Februar 2014

1842 - Der Dom zu Regensburg: eine gedrängte Schilderung ...


Der Dom zu Regensburg: eine gedrängte Schilderung seiner Merkwürdigkeiten (Google eBook)
Autor unbekannt. Pustet-Verlag, 1842 - 8 Seiten

Enthält folgende zwei Stahlstiche




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Digitalisierter Text (von M. Kempter, Februar 2014):
Der Dom zu Regensburg: eine gedrängte Schilderung seiner Merkwürdigkeiten
1842

Abschrift von: http://books.google.de/books?id=_x1ZAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

    Der Dom zu Regensburg ist anerkannt einer der schönsten Tempel der Christenheit, eines der herrlichsten Denkmäler altdeutscher Baukunst. Leider hatten jedoch die Unbilden der Zeit Manches an ihm beschädigt und Afterkunst in seinen Hallen eine Menge unpassenden Tandes angehäuft, welcher die Einheit des Baues störte und selbst dem Auge des Nichtkenners als grosse Verunstaltung auffallen musste. — Se. Majestät, König Ludwig I. von Bayern ordnete daher eine durchgreifende Restauration an, zu welcher der Oberbaurath von Gärtner die Pläne entwarf, deren Ausführung dem dermaligen Kreisbaurath Nadler von Regensburg übertragen wurde.
Jetzt ist alles Unschöne gänzlich verschwunden, frei und luftig erheben sich jetzt in den weiten Hallen die kühnen Pfeiler; nichts stört mehr die Perspective nach der Tiefe des Chores — eine Perspective, welche durch ihre schlagende Wirkung den Fuss des Eintretenden unwillkührlich fesselt; nichts hemmt weiter die, durch bewundernswerthe Mannichfaltigkeit sich auszeichnenden Durchsichten zwischen den Pfeilern in die Seitenschiffe. Zur ursprünglichen Einheit und Reinheit zurückgeführt, macht jetzt das Gebäude auf den sinnigen Beschauer einen mächtigen, nicht zu beschreibenden Eindruck, und von der ihn umgebenden Majestät und Würde ergriffen, wird er sich kaum des Ausrufes erwehren können: »Ja, dieses ist ein wahres Gotteshaus!« Vielleicht hat dermalen ganz Europa keine Kathedrale aufzuweisen, welche den Typus der altdeutschen Baukunst so unverfälscht, so unvermengt mit fremdartigen Zusätzen zeigt, wie der Dom von Regensburg.
    Der Gründer desselben ist Bischof Leo Tundorfer‚ der Sprössling eines hiesigen Rathsgeschlechtes, welcher v. J. 1262 — 1277 das Bisthum regierte.
    Als nämlich die vorige, mehr nördlich, tiefer gegen die Donau zu gelegene Kathedrale durch eine, den 20. April 1273 statt gehabte Feuersbrunst gänzlich in Asche gelegt worden war, da fasste der erwähnte Bischof den Plan zur Erbauung dieses erhabenen Tempels.
    Den 23. April 1275 legte er den ersten Grundstein, und am St. Pauls Gedächtnisstag des andern Jahres war der Choraltar und das Presbyterium so weit vollendet, dass er den Tempel Gottes zu Ehren der heil. Dreifaltigkeit, der Mutter Mariä und des Apostelfürsten St. Peter einweihen konnte. Leider hemmte des verdienstvollen Gründers Thätigkeit der zu frühe (1277) erfolgte Tod.
    Für den weiteren Ausbau (1280) haben wir seinem Nachfolger, Grafen Heinrich von Rotteneck, viel zu verdanken. Ihm schreiben alle alten Historiker die am Aeussern und im Innern angebrachten herrlichen Pyramiden, Strebpfeiler und Ornamente zu, welche von jeher die Bewunderung aller Baukünstler auf sich zogen. —
    Nicht genug, dass er Behufs des Fortbaues seine Grafschaft Rotteneck dem Domstifte schenkte, schmückte er auch das Innere des Domgebäudes mit den kostbarsten Kirchenzierden, Gefässen von Gold und Silber und andern Paramenten, und liess endlich zwei grosse, jetzt nicht mehr vorhandene Glocken giessen, deren eine zu Ehren der zwölf Apostel, die andere aber zu Ehren St. Peters geweiht war.
    Nach seinem i. J. 1296 erfolgten Tode bestieg Konrad Graf von Lupburg den bischöflichen Stuhl. Auch er widmete dem Fortbaue sein ganzes väterliches Erbe, die Herrschaft Lupburg; doch glückte es ihm nicht, die Hindernisse, welche dem Plane zur Verlängerung des Domes gegen Westen entgegen waren, zu überwinden. Es musste das bessern Zeiten anheim gestellt werden. —
    Diese kamen auch endlich mit dem Regierungsantritte seines Nachfolgers, Bischofs Nikolaus eines Edlen von Stachowitz aus Böhmen i. J. 1313. Er muss als der Begründer der zweiten Bauepoche des Domes angenommen werden; denn unter ihm wurde die grosse Idee Leo des Tundorfers verwirklicht, den nur halb vollendeten Dom gegen Westen zu verlängern. Zu diesem Behufe überlässt ihm das Kollegiatstift St. Johann i. J. 1325 gegen bedungene Zinsen von jährlich eilf Pfunden Regensburger Pfennige aus der Pfarrei Wallersdorf vier Häuser und Hofstätten, welche sogleich darnach und i. J. 1341 die am Chorstift gelegene St. Nikolaikapelle niedergerissen wurden.
    Das Andenken Bischofs Nikolaus verewigen noch bis zur Stunde das majestätische und noch jetzt gut erhaltene, enkaustische Chorfenster hinter dem Hauptaltar, worin dessen Porträt, Name, Wappen und die Unterschrift zu sehen ist: »O petre, petra Dei, Tu miserere Mei!« — Dann die grosse, noch vorhandene Glocke zu Ehren Mariä mit der Umschrift: »Sanctos collaudo, Tonitrua fugo, Funera claudo,« — endlich ein goldnes Kreuz von unschätzbarem Werthe und bewunderungswürdiger Kunst! —
    Gleiche Vorliebe für den Dombau beherrschte dessen Nachfolger, Konrad von Haimburg (1368 — 1381). Unter ihm wurde endlich das grösste Hinderniss, das bisher der Verlängerung des Domes im Wege lag, gehoben: es wurde nämlich i. J. 1380 beschlossen, die Chorstiftskirche von St. Johann selbst, gegen genügende Vergütung abzubrechen, und darauf alsobald Hand ans Werk gelegt.
    Dieser Bau wird in unserer Kunstgeschichte »der newe paw im Thumb« genannt. Heinrich der Zehenter war damals der Domwerkmeister, und Heinrich der Menger der Domglasermeister.
    Ausser dem Dombaue verwendete Konrad auch auf die Vollendung des von Leo angefangenen neuen Bischofshofes so grosse Summen, dass er desshalb sogar von einem Mönchsorden seiner Diözese, von hoher Kanzel herab getadelt werden ist. Leider überraschte auch ihn gerade während des thätigsten Baues der Tod i. J. 1381.
    Von dem ihm nachfolgenden Bischofe Theodorich, Grafen von Abensberg, (er regierte nur vom J. 1381 — 1383) besitzen wir gar keine Nachrichten von geschichtlichem Belange über den Fortbau, desto mehr aber vom Bischofe Johann dem Moosburger, einem natürlichen Sohne Herzog Stephans von Bayern, welcher den erledigten bischöflichen Stuhl einnahm. Dieser widmete sich mit wärmster Vorliebe dem von Konrad von Haimburg begonnenen Neubaue. Unter der Waltung seines Generalvikars, Peter von Remago, dem er das hohe Amt eines obersten Baumeisters anvertraute, stieg in Bälde das gegenwärtige anstaunungswürdige Frontispizium, und das unübertreffbare grosse Domportal majestätisch in die Höhe.
    Leider wurde diesem Baumeister bei Lebzeiten anstatt Lohn — Neid und Verläumdung zu Theil. Man bezüchtigte ihn schmutzigen Wuchers und der Bereicherungssucht und wusste es so weit zu bringen, dass er seiner Würde und seines Vermögens entsetzt, zuletzt im Gefängnisse schmachten musste! Remago wurde jedoch nach gepflogener Untersuchung als unschuldig erklärt und nicht nur in seine vorigen Würden eingesetzt, sondern ihm auch sein Vermögen zurückerstattet, mit welchem er dann vor seinem Tode auf dem Stephansaltare im alten Dome so reichliche Gottesdienste stiftete, dass aus deren Erträgnissen später ein eigner Domprediger unterhalten werden konnte.
    Auch im neuerbauten Chorstifte zu St. Johann, wo er früher Chorher war, fundirte er drei ewige Messen mit zwei eigenen Kaplänen. Endlich starb er voll Verdienste um Dom, Kirche und Stadt i. J. 1400. Noch sieht man sein herrliches Grabmonument an der westlichen Mauer des alten Domes, der Allerheiligenkapelle gegenüber, mit den drei Muscheln im Schilde und der Inschrift: »Anno Dm. M.CCC........*) dns petrus de Remago Canoicus ecclie ratis.« —
Merkwürdig ist, dass aus der Regierungszeit Johannes des Moosburgers sich die meisten Nachrichten vorfinden**) , woraus wir, ausser andern, auch die Gewissheit geschöpft, dass das Baumaterial zu dem Dome aus den Steinbrüchen oberhalb Abbach und bei Kapfelberg gewonnen worden sei. Dortselbst brachen auch die Bischöfe von Passau ihre Steine zu dem Baue des neuen Domes St. Stephan. Auch wissen wir, dass Johann einige Jahre vor 1400 zu dem hinter dem gegenwärtigen Chorstift St. Johann liegenden schwarzen Thurme den Grund gelegt, und ihn später vollendet habe, wie dessen Wappen mit den drei Rosen zur Seite des Hochstiftischen bewährt. Heinrich der Dürnstetter, Sprössling eines hiesigen Rathsgeschlechtes, war damals Domwerkmeister.
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*) Wie der Augenschein gibt, unterliessen die Erben auf dem von Remago bei Lebzeiten schon verfertigten Grab-Steine das Todesjahr zu ersetzen. Glücklicher Weise fanden wir es, wie oben berührt, in dem Verzeichnisse der Wolfgangs-Bruderschaft.
**) Ueberhaupt ist die Regierungs-Epoche Bischof Johannis für unsere Dombaugeschichte die reichhaltigste. Der Herausgeber dieser Blätter macht desshalb das gelehrte Lesepublikum auf das demnächst im Druck erscheinende bei 40 Druckbogen betragende Werk des Oberlieutenants J. R. Schuegraf unter dem Titel: „Die Dombaugeschichte von Regensburg aus Quellen bearbeitet“ vor der Hand aufmerksam.
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    Nach dem i. J. 1409 erfolgtem Tode des Kunst und Pracht liebenden Bischofes Johann wurde Albert der Staufer von Ernfels auf den bischöflichen Stuhl erhoben. Auch dieser widmete sich mit vorzüglicher Liebe dem Dombaue. Seine meiste Sorgfalt verwendete er jedoch auf die Herstellung des früher mit Holz getäfelten Domkreuzganges, worin der alte Dom (St. Stephanskapelle), die Allerheiligen- und St. Michaelskapelle liegen. Er liess ihn nämlich nicht nur erneuern, sondern auch wölben. Zwei Denkmäler, eines von Holz und das andere von Stein, in welchen beiden dessen eigenes und des Hochstifts Wappen wahrgenommen werden, bezeugen diess gleich zuhöchst innerhalb der Flügelthür, durch welche man von der sogenannten Rast in den Kreuzgang kommt. Der erste Bogen wurde da auf seine Kosten gebaut. Nach seinem Beispiele liessen hierauf mehrere Patriziergeschlechter, deren Vorältern da ihre Ruhestätten fanden, Domherren u. a. Geistliche in gleicher Weise neue Schwibbögen bauen, und die Schlusssteine mit ihren Wappen zieren. Müssten wir auch hiervon und von den übrigen in den sieben Gängen theils aufgestellten, theils liegenden denkwürdigen Monumenten eine genaue Beschreibung liefern, bedürften wir dazu wieder mehrerer Druckbögen. Freunden der Alterthümer, der Baukunst, der Genealogie und Heraldik rathen wir, den Domkreuzgang nicht unbesucht zu lassen. Mit Wehmuth scheidet man von dieser Stätte, wo eine untergegangene Welt edler Geschlechter Bayerns im ewigen Frieden ruht! —
    Während ein Theil der in Regensburg wohnenden Steinmetzen an dem Domkreuzgange bauten, vollendeten unterdessen die alten Steinmetzen unter der Aufsicht des Dombaumeisters Andre Egel, und des Steinmetzmeisters Konrad Roritzer den Dom in der Weise, dass das hohe Osterfest i. J. 1436 in der im Innern fast vollendeten Kathedralkirche mit dem feierlichsten Pompe und dem harmonischen Geläute aller Domglocken gehalten werden konnte. Zu diesem Behufe wurden nämlich wenige Wochen zuvor die bisher im alten St. Johann’schen Thurme aufbewahrten Glocken von da im Beisein des obersten Dombaumeisters, des Domherrn Konrad Künhofer, herabgelassen, und in dem neuen, d. i. nördlichen Domthurme, dessen zweiter Stock damals fertig, und mit einem Nothdache versehen wurde, feierlich aufgehangen. Mit dem Jahre 1436, schreibt Ritter von Wibeking, darf der Dombau als beendet betrachtet werden.
    Wenn man daher am Dome hier und dort spätere Jahreszahlen sieht und liest, so glauben wir diese dahin deuten zu dürfen, dass die oder jene Parthie in diesem oder jenem Jahre ihre Vollendung erhalten habe. So findet man im Innern des Domes im linken Seitenschitfe nahe dem Läuthause die sinnige Inschrift: »Gloria in Excelsis Deo« und »In Principio etc.« mit der Jahreszahl 1464 zu höchst am Schlussteine des dasigen Kirchengewölbes.
    Dieser vom Werkmeister Friedrich Spiess geführte Bau war der letzte des Bischofes Rupert I., eines gebornen Pfalzgrafen bei Rhein; er starb am 1. November 1465. Eine andere in grosser gothischer Schrift angegebene Jahreszahl 1482 belehrt den Fremdling, dass in diesem Jahre die zwischen den beiden Dom-Thürmen situirte Frontmauer, worauf, wie auf einem grossen Altarblatte, Christus am Kreuz, die Mutter Maria und St. Peter thronen, vollendet worden sei. Erst i. J. 1486 wurde sie mit dem über einen zackigen Giebel sich erhebenden, sogenannten Eichelthurme gekrönt. Endlich bewährt die an dem nördlichen Domthurme bezeichnete Jahreszahl 1493, dass damals der dritte Stock des Thurmes ausgebaut werden sei, während man noch im nämlichen Jahre im Baue des südlich gelegenen begriffen war.
    Leider konnten beide Thürme wegen der 1517 hereinbrechenden Kirchenreformation nicht mehr ausgebaut werden. Erst i. J. 1616 wurden dieselben unter dem Bischofe Albert IV., einem Grafen von Törring, mit spärlichen Nothdächern versehen, und im Schiffe der Kirche 1618 mehrere Gewölbbögen aufgeführt.
    Dieses ist in Kürze die Geschichte des Regensburger Dombaues. — Wir fügen jetzt ein möglich vollständiges Verzeichniss bei, über die

Kunstdenkmäler und Kirchenschätze,
welche der Dom bewahrt.

    Ausser zwei silbernen, erst unlängst von dem bischöfl. Registrator Stettner, entdeckten Oelgefässen mit lateinischen Reimdistichen aus den Zeiten Bischofs Heinrich von Rotteneck (+1296), haben sich schwerlich mehr ältere Kirchengefässe erhalten. Ihnen zunächst an Alter stehen das schon berührte goldene Kreuz, das Bischof Nikolaus der Kirche verehrte, dann ein altes Orarium, welches der Eichstätter Bischof Bertold als Administrator des hiesigen Bisthumes 1359 zurückliess. Alles dieses mit den übrigen Heiligthümern und Schätzen wird in der Schatzkammer aufbewahrt, und nur mit Erlaubniss der Obern gezeigt. Das Kostbarste von Allem ist jedoch der neue, ganz von Silber gegossene Hochaltar, welchen der Bischof Anton Ignaz Graf von Fugger und das Domkapitel i. J. 1785 anschafften. Links des Hochaltars prangt das steinerne Sakrament-Häuschen, vermuthlich ein Kunstwerk Wolfgang Roritzers. Von den fünf aufgestellten gothischen Kapellen erregen die zwei, welche auf der rechten und linken Seite des Hochaltares stehen, allgemeine Bewunderung. Das Altarblatt des linken (Heil. Dreikönig-) Altares ist von Fräulein Barbara von Popp allhier, jenes am rechten zu Ehren Christi Geburt vom Kransberger gemalt.
In der Gegend des linken Seitenaltars bewundert man nachstehende Kunstdenkmäler: eine in der Wand befestigte Steinplatte, worauf die Speisung der 5000 Menschen, und eine andere, worauf der Weinberg des Herr , endlich eine dritte, worauf Mariens Himmelfahrt dargestellt wird. Ausser diesen verdienen unsere Bewunderung das Monument der Margaretha Tuecherin aus Nürnberg (1521), ein in der Kunstwelt hochberühmter Erzguss Peter Vischer’s, dann das Grabdenkmal des frommen Bischofes Georg Michael Wittmann (+ 8. März 1833), vom Domkapitel errichtet.
    Hart am rechten Seitenaltar zeigen sich dessgleichen zwei als Kunstdenkmäler gehaltene Steinplatten, auf deren einer die Grablegung, auf der andern aber die Auferstehung Christi vorgestellt sind, und das von Sr. K. Majestät Ludwig I. von Bayern errichtete Grabmal des gelehrten Bischofes Johann Michael von Sailer (+ 20. May 1832).*)
    Die übrigen Kapellen und Altäre sind folgende: Im rechten Seitenschiffe befindet sich nur die einzige Kapelle zu Ehren U. L. Frau, das Altarblatt von Schabet. Der vor ihr befindliche gothische Ziehbrunnen verdient bemerkt zu werden.
    Im linken Seitenschiffe zeichnen sich besonders aus: der Speisaltar, mit Gemälde von Holzmaier, der St. Ruperts-Altar von Hailer, St. Peter u. Pauli-Altar von Halbreiter, endlich St. Emmeram u. Wolfgangs-Altar von Moralt.
    Im mittleren Schiffe erhebt sich das erhabne Denkmal des Cardinals und Bischofes Philipp von hier, das dessen Bruder, Churfürst Maximilian d. Gr. 1598 errichten liess. Hinter ihm stand vor Zeiten auf steinernem Postament der Domstifts-Patron, St. Peter, ganz von Silber.
    Ausser den alten, mit Glasgemälden versehenen Fenstern, wurden in neuerer Zeit durch die Munificenz König Ludwigs fünfzehn grössere und kleinere eingesetzt. Wenn auch die zuerst abgelieferten (nämlich die ober dem westlichen Domportale) bloss Versuche einer wieder auflebenden Kunst zu nennen sind, so wetteifern dagegen die spätern glücklich mit der Farben-Pracht der alten Glasmalerei und übertreffen diese weit an Schönheit und Compositionen und an reiner Ausführung.
    Noch muss das neue Spitzbogengewölbe in Mitte des Kreuzes bemerkt werden, um dessen Oeffnung mit goldnenen Buchstaben der Name des erhabenen Gründers dieses kühnen Baues: "Ludovicus I. Bavariae Rex restauravit anno Domini 1838" zu lesen ist.
    Der Glocken in beiden Domthürmen werden sechs gezählt: im nördlichen Thurme die grosse und kleine Fürstin, beide von Gr. Albert v. Törring Bischof von hier angeschafft; im südlichen aber die Huss-, Frauen- (B. Nikolai-) Gebet- und Predigtglocken. Das Chorthürmchen fasst die Chor- und Sterbglocke. Links unweit des Einganges zum Eselthurme werden das steinerne Madonenbild, und das Grabmal des Fürsten-Primas Carl von Dalberg aus Alabaster von Kunstkennern gerühmt.
    Hat man die Höhe des Eselthurmes ohne Treppe erreicht, wird dem Reisenden das Männchen gezeigt, das einen Topf über den Kopf haltend herabstürzen will. Von ihm sagt man nämlich, dass es das Bild eines alten Dombaumeisters sei, welcher, in Folge einer Wette mit dem Baumeister der steinernen Brücke, sich aus Verzweiflung, weil jener früher die Brücke, als er den Dom vollendet, herabgestürzt habe. Wer dieses Männchen nicht sah, hat auch Regensburg nie gesehen. Ausser diesem Wahrzeichen Regensburg’s werden auch noch der sogenannte Hund im Loch und der blaue Esel, ersterer gegen die Marktseite, dieser gegen die Pfaugasse am Dome für besondere Kennzeichen gehalten, dass der Fremde den Dom gesehen habe.
    Zum Schlusse empfehlen wir jedem Reisenden, sich den alten Dom (St. Stephanskapelle) und darin den merkwürdigen steinernen mit sonderbaren Höhlungen versehenen Altar-Tisch, dann die darin aufbewahrten römischen und altdeutschen Denkmäler, unter welch letzteren wir der Sonnen-Uhr Abt Wilhelms von Hirschau (früher aber Conventuales des hiesigen Benediktiner-Klosters St. Emmeram vom Jahre 1069 — 1091) desshalb unsere Bewunderung zollen müssen, weil sie selbst grosse Kenner bisher mehr für ein Werk der Römer, als der Deutschen gehalten haben, endlich aber sich im Domfriedhofe das ewige Licht zeigen zu lassen.
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*) Dieses, sowie das Denkmal Bischofs Wittmann sind von dem Professor Konrad Eberhard in München verfertigt worden.

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