S. 316 ff Regensburg und die Walhalla
mit Stadtplan
Beschreibung von Regensburg in Kurzform - liest sich stellenweise witzig
88. Regensburg und die Walhalla.
Gasthofe. "Goldnes Kreuz,
Z. 48 kr., M. 1 fl., F. 21, B. 18. kr.; "Weisser Hahn, unweit des
Landeplatzes der Linzer Dampfschiffe, 2. 48, M. o.W. 42 kr. (auch Bier);
Post; Grüner Kranz wird als guter Gasthof 2. Cl. gelobt. — Scheidfisch
oder Waller ein guter schleiartiger Fisch. — Im Goldnen Kreuz wohnte im
J. 1546 Kaiser Carl V. bei der ^hübschen Wirthin Barbara Blumberg, die
im Jahr darauf den so berühmt gewordenen Don Juan d'Austria gebar.
Z. 48 kr., M. 1 fl., F. 21, B. 18. kr.; "Weisser Hahn, unweit des
Landeplatzes der Linzer Dampfschiffe, 2. 48, M. o.W. 42 kr. (auch Bier);
Post; Grüner Kranz wird als guter Gasthof 2. Cl. gelobt. — Scheidfisch
oder Waller ein guter schleiartiger Fisch. — Im Goldnen Kreuz wohnte im
J. 1546 Kaiser Carl V. bei der ^hübschen Wirthin Barbara Blumberg, die
im Jahr darauf den so berühmt gewordenen Don Juan d'Austria gebar.
Stellwagen zur Walhalla 6—7 U. fr. u. 2 U. Nachm., 24 kr. der Platz hin a. her, Fahrzeit 11/4 St. Einsp. 2>/2—3 fl., Zweisp. 3'/2—4 fl. hin u. her.
Telegraphenamt St. Emmeransplatz, im Regierungsgebäude, C. 63.
Bäder (zu 6 kr.) am obern, Schwimmanstalt am untern Wöhrd.
Buch- und Kunsthandlung-
von G. J. Manz, welcher eine Handzeichnungen-Sammlung von Overbeck,
Steinle, Führich, Kadlik u. A. besitzt.
von G. J. Manz, welcher eine Handzeichnungen-Sammlung von Overbeck,
Steinle, Führich, Kadlik u. A. besitzt.
Begensburg (950'), an der Donau, die hier den Regen (S. 313) aufnimmt, mit 26,700 Einw. (6000 Prot.), die Castra Segina der
Börner, seit dem 8. Jahrh. Sitz des vom h. Bonifacius gestifteten
Bisthums, vom 11. bis 15. Jahrh. die blühendste und volkreichste Stadt
des südl. Deutschlands, früh schon freie Beichsstadt, von 1663 bis 1806
ständiger Sitz der Beichsversammlung. Es kam im Frieden von Lüneville an
den Fürsten Primas, Carl von Dalberg, 1810 an Bayern, nachdem ein Jahr
vorher, 23. April 1809, die mörderische Schlacht unter und in seinen
Mauern geschlagen worden, welche mit dem Rückzug der Oesterreicher
endete.
Börner, seit dem 8. Jahrh. Sitz des vom h. Bonifacius gestifteten
Bisthums, vom 11. bis 15. Jahrh. die blühendste und volkreichste Stadt
des südl. Deutschlands, früh schon freie Beichsstadt, von 1663 bis 1806
ständiger Sitz der Beichsversammlung. Es kam im Frieden von Lüneville an
den Fürsten Primas, Carl von Dalberg, 1810 an Bayern, nachdem ein Jahr
vorher, 23. April 1809, die mörderische Schlacht unter und in seinen
Mauern geschlagen worden, welche mit dem Rückzug der Oesterreicher
endete.
An einigen unter den
vielen alterthüml. Häusern, besonders in der „Gesandtenstrasse", sieht
man noch den kaiserl. Adler, den Löwen ■von St. Marcus und andere
Wappen, welche an die Wohnungen der Beichstagsgesandten erinnern. Neben
manchen Häusern stehen noch feste Streit- und Bitterthürme, namentlich
in der Wallerstrasse der höchste, der Qoldene Thurm, dann der Brücke gegenüber der Goliath, an
dessen Aussenwand eine grosse rohe Abbildung dieses Biesen, in neuerer
Zeit aufgefrischt. Für die Kunst des frühen Mittelalters ist Begensburg
so bedeutend, wie Nürnberg für das spätere.
vielen alterthüml. Häusern, besonders in der „Gesandtenstrasse", sieht
man noch den kaiserl. Adler, den Löwen ■von St. Marcus und andere
Wappen, welche an die Wohnungen der Beichstagsgesandten erinnern. Neben
manchen Häusern stehen noch feste Streit- und Bitterthürme, namentlich
in der Wallerstrasse der höchste, der Qoldene Thurm, dann der Brücke gegenüber der Goliath, an
dessen Aussenwand eine grosse rohe Abbildung dieses Biesen, in neuerer
Zeit aufgefrischt. Für die Kunst des frühen Mittelalters ist Begensburg
so bedeutend, wie Nürnberg für das spätere.
Der »Dom (PI. 1) zu St. Peter, goth.
Stils (1275—1634), ein Meisterwerk deutscher Baukunst und
Steinbildnerei, besonders die "Vorderseite aus dem 15. Jahrh., ist 1838
gründlich hergestellt und theilweise mit neuen gemalten Fenstern von
grosser Farbenpracht geschmückt. Ein Gang mit durchbrochenem
Steingeländer zieht sich um das Dach und bietet eine gute Umsicht, für
Wohlbeleibte an einzelnen Stellen beschwerlich, Aufgang durch den Eselsthurm (an
der NordSeite des Querschiffs), auf einem Wendelgang ohne Stufen, durch
den beim Bau des Doms auf Eseln Steine und Mörtel hinaufgeschafft
wurden. DieThürme, 210 hoch, nicht vollendet, werden jetzt (1861)
ausgebaut. Der Dom hat 39,333 □ F. Flächeninhalt; er ist im Innern 286'
1., 118' br., das Mittelschiff 106' h., 46' breit.
Stils (1275—1634), ein Meisterwerk deutscher Baukunst und
Steinbildnerei, besonders die "Vorderseite aus dem 15. Jahrh., ist 1838
gründlich hergestellt und theilweise mit neuen gemalten Fenstern von
grosser Farbenpracht geschmückt. Ein Gang mit durchbrochenem
Steingeländer zieht sich um das Dach und bietet eine gute Umsicht, für
Wohlbeleibte an einzelnen Stellen beschwerlich, Aufgang durch den Eselsthurm (an
der NordSeite des Querschiffs), auf einem Wendelgang ohne Stufen, durch
den beim Bau des Doms auf Eseln Steine und Mörtel hinaufgeschafft
wurden. DieThürme, 210 hoch, nicht vollendet, werden jetzt (1861)
ausgebaut. Der Dom hat 39,333 □ F. Flächeninhalt; er ist im Innern 286'
1., 118' br., das Mittelschiff 106' h., 46' breit.
Im Mittelschiff ein dem
Bischof Phil. Wilhelm, Herzog von Bayern, 1598 errichtetes
Marmordenkmal. Im n. Schiff in einem Ausgang, halb versteckt, das
Grabdenkmal des Fürsten Primas Carl v. Dalberg (S. 296), nach Canova's
Zeichnung in Alabaster ausgeführt, mit der Inschrift: „Liebe, Leben, Gottes Wille", Dalbergs letzte Worte. Im n. Seitenchor das "Denkmal der Margaretha Tucher in Erzguss von P. Vischer (1521, vgl. S. 2%), Christus bei den Schwestern des Lazarus, mit des Meisters Monogramm. Gegenüber
Bischof Phil. Wilhelm, Herzog von Bayern, 1598 errichtetes
Marmordenkmal. Im n. Schiff in einem Ausgang, halb versteckt, das
Grabdenkmal des Fürsten Primas Carl v. Dalberg (S. 296), nach Canova's
Zeichnung in Alabaster ausgeführt, mit der Inschrift: „Liebe, Leben, Gottes Wille", Dalbergs letzte Worte. Im n. Seitenchor das "Denkmal der Margaretha Tucher in Erzguss von P. Vischer (1521, vgl. S. 2%), Christus bei den Schwestern des Lazarus, mit des Meisters Monogramm. Gegenüber
an der Chorwand, als Grabdenkmal des Bischofs Graf Herberstein (t 1653),
ein Marmor - Relief, die Speisung der Fünftausend. Daneben der
Sarkophag des Bischofs Wittmann (t 1833) mit seinem Wahlspruch: ich sterbe unter dem Kreut. Im
südl. Seitenchor die Denkmäler der Bischöfe Sailer (f 1832) und Schwäbl
(t 1841) von Eberhard; daneben ein Ziehbrunnen. Eigenthümlich sind die
baldachinähnlichen Altäre zierlichster Sculptur. Der Hochaltar, 1785
durch einen Grafen Fugger gestiftet, ist ganz von Silber. Kanzel von
1482 In dem an den Dom grenzenden Kreuzgang Denksteine, Sarkophage,
Büsten u. Bildsäulen röm. u. mittelalterl. Ursprungs.
ein Marmor - Relief, die Speisung der Fünftausend. Daneben der
Sarkophag des Bischofs Wittmann (t 1833) mit seinem Wahlspruch: ich sterbe unter dem Kreut. Im
südl. Seitenchor die Denkmäler der Bischöfe Sailer (f 1832) und Schwäbl
(t 1841) von Eberhard; daneben ein Ziehbrunnen. Eigenthümlich sind die
baldachinähnlichen Altäre zierlichster Sculptur. Der Hochaltar, 1785
durch einen Grafen Fugger gestiftet, ist ganz von Silber. Kanzel von
1482 In dem an den Dom grenzenden Kreuzgang Denksteine, Sarkophage,
Büsten u. Bildsäulen röm. u. mittelalterl. Ursprungs.
Im Rathhaus (PI. 9), einem
(lüstern unregelmässigen Gebäude, der ältere Theil aus dem 14. Jahrh.,
der Neubau 1660 begonnen, hatte von 1663 bis 1806 der deutsche Reichstag
seinen Sitz. Esenthält nebst einigen andern Gemälden eine Reihe von
Bildnissen reichsstädtischer Beamten. Die Reichstagssäle, im ältern
Theil des Rathhauses, sind noch ganz im alten Zustand, mit Lehnsesseln,
Tischen und Bänken. Sehenswerth die Gefängnissgewölbe mit Foltergeräthen
und der vergitterten Bank der Richter. Der Frau, welche Alles zeigt und
sehr verständig erklärt, 18 kr. Trinkg.
(lüstern unregelmässigen Gebäude, der ältere Theil aus dem 14. Jahrh.,
der Neubau 1660 begonnen, hatte von 1663 bis 1806 der deutsche Reichstag
seinen Sitz. Esenthält nebst einigen andern Gemälden eine Reihe von
Bildnissen reichsstädtischer Beamten. Die Reichstagssäle, im ältern
Theil des Rathhauses, sind noch ganz im alten Zustand, mit Lehnsesseln,
Tischen und Bänken. Sehenswerth die Gefängnissgewölbe mit Foltergeräthen
und der vergitterten Bank der Richter. Der Frau, welche Alles zeigt und
sehr verständig erklärt, 18 kr. Trinkg.
Das n. Portal der Kirche des Benedictiner-Stifts St. Jacob (sog.
Schottenkirche, PI. 8), aus dem 12. und 13. Jahrh., hat eigenthümliches
Steinbildwerk, Menschen- und Thiergestalten, vielleicht Kampf und Sieg
des Christenthums mit dem durch Ungethüme verkörperten Heidenthum
darstellend. Das mit der Kirche verbundene Kloster ist noch mit irischen
Geistlichen besetzt.
Schottenkirche, PI. 8), aus dem 12. und 13. Jahrh., hat eigenthümliches
Steinbildwerk, Menschen- und Thiergestalten, vielleicht Kampf und Sieg
des Christenthums mit dem durch Ungethüme verkörperten Heidenthum
darstellend. Das mit der Kirche verbundene Kloster ist noch mit irischen
Geistlichen besetzt.
Die goth. grossräumige und einfache Minoritenkirche (PI. 3), vom Anfang des 14. Jahrh., dient theilweise als Mauthniederlage, das angrenzende Klostergebäude als Oaserne.
Das ehem. Benedictiner-Kloster St.
Emmeran (PI. 5), eines der ältesten in Deutschland, wurde schon im J.
652 gegründet, von Carl d Gr. erweitert und verschönert. Die kirchlichen
Gebäude sind in den letzten Jahrhunderten durch An- und Einbauten ganz
entstellt. Das grosse Klostergebäude ist seit 1809 Residenz des Fürsten
von Thum und Taxis. Die 1830 erbaute Reitbahn, r.
beim Eingang in die Residenz, ist von innen und aussen mit Bildwerken
von Schwanthaler geschmückt, über dem Portal Wettreiter. In dem von den
alten schönen Kreuzgängen umgebenen Raum hat der Fürst über der
Familiengruft eine *Grabcapelle mit neuen Glasgemälden errichten lassen.
Im Chor Danneckers bekanntes Christus-Standbild. In der Nähe einige
Zimmer mit guten neuern Bildern, von Adam, Riedel, Gayl, Achenbach,
Maes, E. Fries, Erzdorf u. a., tägl. von 11 bis 12 U geöffnet, ohne
Trinkg. Auch Napoleons Todtenmaske ist hier.
Emmeran (PI. 5), eines der ältesten in Deutschland, wurde schon im J.
652 gegründet, von Carl d Gr. erweitert und verschönert. Die kirchlichen
Gebäude sind in den letzten Jahrhunderten durch An- und Einbauten ganz
entstellt. Das grosse Klostergebäude ist seit 1809 Residenz des Fürsten
von Thum und Taxis. Die 1830 erbaute Reitbahn, r.
beim Eingang in die Residenz, ist von innen und aussen mit Bildwerken
von Schwanthaler geschmückt, über dem Portal Wettreiter. In dem von den
alten schönen Kreuzgängen umgebenen Raum hat der Fürst über der
Familiengruft eine *Grabcapelle mit neuen Glasgemälden errichten lassen.
Im Chor Danneckers bekanntes Christus-Standbild. In der Nähe einige
Zimmer mit guten neuern Bildern, von Adam, Riedel, Gayl, Achenbach,
Maes, E. Fries, Erzdorf u. a., tägl. von 11 bis 12 U geöffnet, ohne
Trinkg. Auch Napoleons Todtenmaske ist hier.
Der Fürstengarten (PI. 17) hinter der Residenz ist dem Publicum stets geöffnet. Ein Ausgang führt in die Anlagen, zu
welchen die frühern Wälle benutzt worden sind; sie umgeben die ganze
Stadt von der Landseite. Die hohe Spitzsäule gleich 1. beim Ausgang vom
Fürstengarten ist „dem ersten Süßer der Anlagen, Carl Anselm, Fürsten von Thum und Taxis 1806" errichtet. Etwas ö., zunächst der Strasse, die zum Bahnhof führt, ein 1808 erb. offener Rundtempel mit Keppler's, des Astronomen, Büste, der
hier 1630 auf einer Reise starb. Noch weiter ö. auf einem Hügel ein
gusseisernes Denkmal mit kriegerischen Sinnbildern zum Andenken an den
bayr. General von Zoller (f 1821).
welchen die frühern Wälle benutzt worden sind; sie umgeben die ganze
Stadt von der Landseite. Die hohe Spitzsäule gleich 1. beim Ausgang vom
Fürstengarten ist „dem ersten Süßer der Anlagen, Carl Anselm, Fürsten von Thum und Taxis 1806" errichtet. Etwas ö., zunächst der Strasse, die zum Bahnhof führt, ein 1808 erb. offener Rundtempel mit Keppler's, des Astronomen, Büste, der
hier 1630 auf einer Reise starb. Noch weiter ö. auf einem Hügel ein
gusseisernes Denkmal mit kriegerischen Sinnbildern zum Andenken an den
bayr. General von Zoller (f 1821).
Die neue kbnigl. Villa, goth. Stils, am Ostenthor, auf einer alten Bastei am untern Ende der Stadt, gewährt eine weite Umschau.
Eine im 12. Jahrh. erbaute, 1069' 1., 25' br. steinerne Brücke über die Donau verbindet Regensburg mit Stadt am Hof, gleichsam die n. Vorstadt von Regensburg, 1809 von den Franzosen fast ganz niedergebrannt. An der Nordseite der Brücke 1. sehr gutes Bier im St. Catharinenspital. Unterhalb Stadt am Hof vereinigt der holzreiche Regen (vgl. S. 313) seine braunen Fluthen mit der Donau. Auch über diesen Fluss führt hier eine Brücke.
Zwei Stunden ö. von Regensburg (Stellw.
s. S. 316) liegt am 1. U. der Donau das Dorf *Donaustauf (*Whs. zur
Walhalla, an der Ostseile, 10 M. vom Landeplatz der Dampfboote), mit
einem 1842 erbauten Schloss des Fürsten von Thum und Taxis, über dem
Dorf auf dem steilen Kalkfels die Trümmer der 1634 von den Schweden
zerstörten Feste Stauf, durch Anlagen verschönert, Aussicht jener von der Walhalla vorzuziehen.
s. S. 316) liegt am 1. U. der Donau das Dorf *Donaustauf (*Whs. zur
Walhalla, an der Ostseile, 10 M. vom Landeplatz der Dampfboote), mit
einem 1842 erbauten Schloss des Fürsten von Thum und Taxis, über dem
Dorf auf dem steilen Kalkfels die Trümmer der 1634 von den Schweden
zerstörten Feste Stauf, durch Anlagen verschönert, Aussicht jener von der Walhalla vorzuziehen.