Sonntag, 30. März 2014

Karthaus Prüll - Kartause St. Vitus - Kreisirrenanstalt

Bezirksklinikum Regensburg – Wikipedia

Abschnitt Geschichte:


Geschichte


In den Gebäuden des im Jahre 1803 säkularisierten Klosters Kartause St. Vitus
wurde am 1. Januar 1852 die sogenannte „Königliche Kreisirrenanstalt
Karthaus-Prüll“ eröffnet. In den Jahren 1905/06 war der Schriftsteller Alfred Döblin als Assistenzarzt dort tätig. In den Jahren 1917 bis 1933 fand eine umfangreiche Reformierung unter dem Direktor Karl Eisen statt. Dabei wurden Zwangsmaßnahmen wie Isolation und Fixierung weitgehend abgeschafft. Tobzellen wurden in Einzelzimmer und Tobabteilungen in Wachsäle umgewandelt. Weiterhin wurde den Patienten mit Kinovorführung und Lichtbildvorträgen Unterhaltung geboten.



Während der Zeit des Nationalsozialismus (Deutsches Reich 1933 bis 1945) wurden im Rahmen eines „Aktion T4“ genannten nationalsozialistischen
Mordprogrammes psychisch Kranke und andere als „lebensunwertes Leben“
eingestufte Menschen in Tötungsanstalten vergast. Im Zuge der darauf
folgenden „dezentralen Euthanasie“ wurden Patienten direkt in
Pflegeanstalten ermordet. Von 1940 bis 1945 starben unter dem Direktor Paul Reiß mindestens 1.600 Patienten der Anstalt Karthaus-Prüll entweder direkt in der Anstalt oder nach der Verlegung in die NS-Tötungsanstalt Hartheim
als Folge aktiver Tötungshandlungen, unterlassener Hilfeleistung und
Mangelernährung. Die Sterblichkeit betrug in dieser Zeit das sechsfache
des Normalwertes. Die Aktivitäten wurden von der Geheimbehörde Aktion T4 vorangetrieben. In der Regensburger Einrichtung wurden auf Grundlage des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses 600 Patienten zwangssterilisiert.


Im Jahre 1965 setzte eine zweite Reformphase ein, die bis 1984
andauerte. Hierbei fand eine Spezialisierung der Stationen und eine
Diversifizierung der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen statt. Insbesondere wurde 1973 eine neurologische und neuroradiologische Abteilung geschaffen und 1976 der erste Computertomograph in einer deutschen Nervenheilanstalt installiert. Ab 1982 wurde eine forensische Abteilung aufgebaut, die sich bis 2007 zur zweitgrößten Klinik am Bezirksklinikum entwickelt hat.


2006 wurde die medbo GmbH
– Medizinischen Einrichtung des Bezirks Oberpfalz gegründet, der
Bezirksklinikum Regensburg seither angehört. Seit Juli 2013 wird die
medbo inklusive der Sonderkrankenhäuser für forensische Psychiatrie und
Lungen- und Bronchialheilkunde als Kommunalunternehmen (Anstalt des
Öffentlichen Rechts) geführt.


Museum: Sammlung Vierzigmann
Das Klinikum beherbergt eine Dauerausstellung von Bildern, die in den
1920er und 1930er Jahren von Patienten angefertigt wurden. Die nach
Adolf Vierzigmann (1878–1955) benannte Sammlung wurde 2002 eröffnet.