Samstag, 5. November 2016

Der Name von Regensburg - Aufsatz Radaspona, Castra Regina, Reganesburg

Zu diesem Dauer-Thema fand ich einen sehr interessanten Aufsatz von Albrecht Greule im Almanach 2005, S. 80ff:

Radaspona, Castra Regina, Reganesburg - Wie unsere Stadt zu ihren Namen kam.
Regensburger Almanach 2005, S. 80 ff

der allerdings durch eine neuere Publikation von ihm relativiert wird (siehe am Ende des Artikels)

Das Thema um die vielen Namen und ihre Herkunft ist uralt. Leider wird an einigen Stellen doch wieder etwas geschichtliches Vorwissen vorausgesetzt, weshalb er für "echte" Laien schwer lesbar ist.

Hilfreich sind folgende Aufsätze des selben Autors, die man im Internet lesen kann:

  • http://www.uni-regensburg.de/forschung/forschergruppe-namen/medien/greule_ortsname_regensburg.pdf
    (deckt sich ungefähr mit dem ersten Teil des insgesamt ausführlicheren Almanach-Artikels)
  • http://www.uni-regensburg.de/forschung/forschergruppe-namen/medien/greule_geographische_namen_in_bayern.pdf
    Erklärt die Hintergründe von "baierisch" und "keltisch" bezüglich der Regensburg-Geschichte.
  •  http://www.uni-regensburg.de/forschung/forschergruppe-namen/medien/greule_regensburg.pdf
    (korreliert mit dem zweiten Teil des Almanach-Artikels)


Zur Geschichte der Sprache in unserer Region:

Exzerpt aus  Greule, Die historischen Horizonte der geographischen Namen in Bayern, PDF auf uni-regensburg.de

1.) Christi Geburt bis 500 n. Chr. : keltisch

2.) 500 n. Chr. bis 1000 n. Chr.: germanisch bzw. frühgermanisch;  alternativ (früh)romanisch:
an einigen Orten, an denen die Römer bis 500 n.Chr. siedelten,  hielt sich die römische, also die romanische Sprache oder Namensgebuns, jedenfalls bei Siedlungsnamen. man sprich hier von frühromanisch. Südlich von Salzburg, noch im Salzburger Becken, hielt sich das Romanische bis in die Jahrtausendwende so deutlich, dass man von der Salzburger Romania sprach, die Ausläufer ins baierische entlang der Alpenn. Auch unterhalbvon Passau gab es wohl eine Romanen-Insel.In diesen Gegenden konnte es vorkommen, dass zwei Namen existieren, ein germanischer Name und ein romanischer Name, Beispiel Salzburg (germanisch) und Juvavum (romanisch)

3.) Ansonsten bzw. danach: (alt)bairisch; in einigen Gebieten gab es vom 9.-11. Jahrhundert auch slawische Einflüsse, das bayernslawisch, vor allem im Bereich Bamberg, Bayreuth.



Keltische Namen: Donau (Danewjos), Laaber, Abens, Kareth (Karrinos=Steinweg), Kallmünz (Kalamantia)evtl. auch Regen (von Reginos), Naab (keltisch Noba, wurde möglicherweise durch germanisierung zu Naab, o->a))

germanische Namen: Pfatter (Padra) Wiesent (Wisandi),

Im Germanischen war der Zusatz "-burg" typisch, das beduetete geschützter Ort, entweder dcurhc Lage oder menschliche Befestigung. Würzburg, Hammelburg, Aschaffenburg, Regensburg, Weltenburg, Augsburg.

Weitere Auswirkungen des frühgermanischen war die zunehmende Verwendung von "-weichs"-Orten entlang der Donau-Limes, z.B. Weichs (der heutigie Stadtteil von Regensburg), Schwabelweis.



Der Name Regensburg

Entwicklung:

  • castra regino / castra regina (Kastell am Regen)
  • Reganesburg (befestigte Stadt am Regen)
  • Regensburg

Die Römer nannten den Ort in ihren Archiven "Castra regino" oder "Castra regina", beides bedeutet etwa Kastell (oder Lager) am Regen (gemeint ist der Fluss Regen, der an dieser Stelle in die Donau mündet). Nachdem die Römer das Lager aufgegeben hatten und das Lager von der Zivilbevölkerung übernommen wurde, bezeichnete man es als Reganesburg (wobei der Zusatz -burg für befestigte Städte benutzt wurde, also solche mit Schutzmauern), also wieder: befestigte Siedlung gegenüber dem Regen. Daraus wurde das heutige Regensburg

Reganesburg war die allgemein übliche Bezeichnung für unsere Stadt, tauchte erstmals auf in einer Schenkunsurkunde für das Kloster St. Emmeram  (ca 765-788) in einer Urkunde des Klosters Mondsee (772) und inder Salzburger Notitia Arnonis (788-79=), danach in den Urkunden der Karolinger.

Der Name Ratisbona

Bischof Arbeo verwendet im Jahre 768 in einer Schrift über den heiligen Emmeram erstmals das Wort Radasbona für Regensburg. Wie er auf den Namen kommt, ist nicht hunderprozentig gesichert.

Die klassische Vermutung ist: Radasbona stammt von einer keltischen Siedlung ab, die in oder bei Regensburg war, als die Römer ihr Kastell errichteten. Der Name hat sich innerhalb von Regensburg und der Region erhalten, auch wenn der Ort in römischen Archiven als Castra Regino bezeichnet wird. er taucht sowohl in Aufzeichnungen in Salzburg als auch in o.g. Schrift von Arbeo wieder auf.


Zurückkommend auf den eingangs genannten Almanach-Aufsatz ergibt  zusammengefasst folgender Ablauf der Namensentwicklung (entsprechend der  Theorie):

  • keltisch: Ratasobona oder Ratasbona (Wohnort eines Ratasos, so wie Vindobona = Wien))
  • romanisch: Radesbona (sprechsprachliche Form)
  • altbairisch: Ratespona (d wurde zu t, b wurde zu p)
  • Bischof Arbeo 768 verwendet eine bairisch-romanische Mischform: Radasbona
So die Theorie, die auch im Almanach-Artikel bejaht wird.
Allerdings scheint der Autor in einer späteren Publikation davon wieder abzurücken und zweifelt die Theorie eines keltisch überlieferten Namens an. Während er noch in dem Aufsatz von 2008 (ähnlich wie im Almanach-Artikel 2005) schreibt "Neuere Forschungen erhärten die alte Vermutung, dass es sich bei Radaspona um einen keltischen Namen handelt", zweifelt er in dem Skript zum Vortrag vom 24.6.2009   (auf Seite 9 der PDF-Datei) diese Theorie an und bringt Gegenargumente.


Gesichert scheint zu sein, was danach geschah: aus der Bezeichnung Radasbona wird im kirchensprachlichen Bereich

  • Ratisbona,
  • Ratisbonne
  • Ratyzbona

und wandert in diesen Versionen nach Italien, Spanien, Frankreich und Polen.