Bayerischer Volksbote Regensburg / München vom Mittwoch, 30. Oktober 1901
"Man schreibt uns unter dem Datum des 26. Oktober folgendes: Es herrscht kein Zweifel mehr, der Brückenturm bleibt stehen, denn heute hat man den bisher hohlen nördlichen Pfeiler des Turmes ausgemauert und bald wird man daran gehen, den Turm und den linken Salzstadel mit einer Mauer zu verbinden und so die jetzige Lücke zum Teil - bis auf eine Durchfahrt - wieder zu schließen. Man kann zugeben, daß der Turm mit seiner nächsten Umgebung ein altertümliches, malerisches Bild bietet, aber wenn man die Verkehrsstörungen betrachtet, welche sich täglich infolge des Turmes ergeben, so verzichtet man gern auf das malerische Bild, das ja doch nicht ewig bleiben kann, wie ja schon so vieles Malerische und altertümlich Schöne der neuen Zeit und dem modernen Verkehr hat weichen müssen.
Unser altes Petersthor bot zum mindesten einen ebenso hübschen Anblick wie der Brückturm und hat doch fallen müssen, trotzdem der Verkehr an dieser Stelle mit jenem beim Brückturm gar nicht in Betracht kommt. Die Stadtmauer war an mancher Stelle auch nicht unschön und doch hat sie fallen müssen. Warum denn bei dem historisch gar nicht wertvollen Brückturm eine Ausnahme machen? Man kann unseren Historikern für ihre schon oft an den Tag gelegten Bemühungen dankbar sein, aber man wird nicht begreifen, warum sie sich für den Brückturm, diesen Verkehrsstörer schlimmster Sorte, so ins Zeug legen.
Der Artikelschreiber im "Regensb. Anzeiger" muß sehr wenig Verkehr mit der allgemeinen Bevölkerung haben, sonst könnte er nicht mit solch einem Feuereifer für das Bestehenbleiben des Turmes eintreten. Wenn derselbe eine Liste auflegen würde zur Einzeichnung, so würde er die Erfahrung machen, daß er mit einem kleinen Häuflein allein steht."
(mit Dank an Martin Onkeldoc, der mich im Jahre 2014 auf diesen Artikel hinwies und ihn abschrieb, also digitalisierte)
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Brücktor Umbau, wahrscheinlich Oktober 1901 |
Die Umbaumaßnahmen waren notwendig, damit die Straßenbahn durchfahren kann. Denn durch das Brücktor passte sie nicht. Also erweiterte man den südlichen Teil der Brücke, riss das Gebäude ab, das neben dem Brückturm stand und machte einen neuen Bogen um die erweiterte Straße:
Hier folgt eine Zusammenstellung von Bildern zum Brückturm vor und nach
dem Umbau - zum Teil Fotos, zum Teil Ausschnitte aus alten Stichen, die ich schon im Regensburger Tagebuch veröffentlicht hatte (http://www.regensburger-tagebuch.de/2014/08/umbau-brucktor-1901.html)
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neues Brücktor |
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altes Brücktor (vor Verbreiterung) |
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Satellitenansicht der Steinernen Brücke. Deutlich erkennt man die Verbreiterung am Südende |
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Brücktor 1589 |
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Brücktor 1915 |
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Straßenbahn unterm neuen Brücktor; ausschnitt aus einer alten Ansichtskarte |
Nochmal zu dem Umbau-Foto
Onkeldoc zum Zeitpunkt der Aufnahme:
Im Buch "Die
Regensburger Straßenbahn" von W. Zeitler ist zu lesen, dass
Stadtverwaltung und Stadtrat am 6.9.1901 gleichzeitig mit der
Baugenehmigung für die Straßenbahn den damals sehr begrüßten sofortigen
Abrissbeginn der Häuser am Brücktor bekanntgegaben. Bereits im Juli 1902
waren der vom aus Frankfurt stammenden Stadtbaurat Adolf Schmetzer
entworfene neue Brücktorbogen, der Amberger Salzstadl mit Erkertürmchen
und der 1. Brückenbogen fertig. Von diesem in nur 11 Monaten
absolvierten Arbeitspensum ist auf dem Foto gerade der Abriss und die
Schuttabfuhr geschafft. Wenn ich den Bauzeitenplan machen müsste, würde
ich dafür die 44. KW, also Ende Oktober 1901 ansetzen. (Dazu passt wohl
auch das Wetter.)