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13. St. Emmeram mit seinen "Nebenkirchen.
Die Geschichte der Abtei  St. Emmeram ist so reichhaltig, das? sie allein einige Bände zu füllen  im Stande wäre; wir müssen uns daher nur auf die nothwendigsten Angaben  beschränken.
Der Ursprung des Klosters ist noch in Dunkel gehüllt. Schon der hl. Rupert soll an der Stelle der jetzigen Kirche eine Kapelle zu Ehren des hl. Georg gegründet haben. Als nun der hl. Emmeram aus Frankreich nach Regensburg kam,  soll er namentlich in diesem Kirchlein gerne gebetet haben. Es ist  bekannt, wie der Heilige auf der Reise in Helfendorf in Folge eines  falschen Verdachtes, wahrscheinlich i. J. 652, ermordet, sein Leichnam  aber hierauf nach RegeTisburg"gebracht wurde. Herzog Theodo liess ihn in  dem Georgskirchlein beisetzen und baute zur Sühne über seinem Grabe eine Kirche  und ein Kloster nach der Regel des heiligen Benedikt, das ihm geweiht  wurde. Von diesem Kloster ging das religiöse und wissenschaftliche Leben  in dem grössten Theile von Süddeutschland aus. Wahrscheinlich  errichtete schon der hl. Bonifacius bei St. Emmeram das Bisthum von Regensburg; Abtei  und Bisthum, die von allen Seiten reich begabt wurden, blieben vom  ersten Anfange an vereinigt, bis endlich der hl. Woltgang i. J. 975 das  Bisthum vom Kloster definitiv trennte, indem er über dasselbe den hl.  Ramwold, welchen er aus St. Maximin bei Trier hatte kommen lassen, als  ersten Abt setzte. Das Stift wurde eines der angesehensten und  reichsten, und endlich unter Kaiser Adolph 1295 förmlich zu einem  geforsteten Reichsstifte erhoben. Sein endliches Loos war das der andern  hiesigen Reichsstifte, nämlich 1803 mit dem Fürstenthum Regensburg, und 1810 mit Bayern vereint zu werden.
Die Kirche wurde nun Pfarrkirche der obern Stadt; die  Gebäude gingen aber 1812 durch Kauf an die fürstl. Thur n und Taxische  Familie über, die dort ihren definitiven Aufenthalt nahm. — Bibliothek  und Archiv kamen nach München.
Die Wissenschaften blühten im Kloster St. Emmeram bis zu seinem Ende fort; noch bei der Säkularisation hatte es eine Reihe  von ausgezeich neten Gelehrten aufzuweisen. Der letzte Fürst-Abt  Cölestin Steiglehner war einer der berühmtesten Physiker seiner Zeit und  auch als Historiker bekannt. Unter ihm hat Pater Enhuber die Quellen zu  einer Herausgabe der Schriften des Hrabanus Maurus gesammelt; P.  Coloman S a n f 11 entwarf einen Katalog über die zahlreichen  Manuscripte des Klosters, P. Zirngibl war herühmt als Historiker, und P.  Placidus Heinrich ein bekannter Mathematiker.
Betrachten wir nun die einzelnen kirchlichen  Gebäude; wir treten zuerst durch das a) äussere Portal in den ehemaligen  Kirchhof. In demselben steht gleich beim Eingange links die moderne  ehemalige Todtenoder Michaels-Kapelle. Etwas  weiter rückwärts erhebt sich der majestätische Thurm, ein Quaderbau des  16. Jahrhunderts, erbaut von 1575 —1579 unter Abt Ambrosius Mayerhofer.  Er hat 8 Stockwerke und ist mit vielen Statuen und einer Gallerie geziert.
Unmittelbar neben dem Eingange in die Vorhalle,  links, erblicken wir ein grosses steinernes Kreuz, welches i. J. 1513  der Reichsmünzmeister Lereh zur Sühne, weil er im Zorn seinen Knecht  erschlagen, setzen liess. Aehnliche kleinere Kreuze, die er aus  derselben Veranlassung errichtete, findet man noch an mehreren Orten in  der Umgegend von Regensburg.
Kehren wir nochmal zum äusseren Portale zurück, so sehen wir, dass es eine Facade gegen den Emmeramer-Platz bildet, die dem spätest romanischen Uebergangsstyle angehört.
Ueber zwei spitzbogigen Portalen befindet sich eine Blendgallerie aus 15 durch Säulen getrennte Nischen gebildet, deren Grund mit al fresko gemalten Heiligen geziert ist.
b) Die Vorhalle oder das Paradies erstreckte sich  ursprünglich von diesem äussern Portale bis an die Kirche; jetzt muss  man den Vorhof durchschreiten ehe man zur Vorhalle gelangt. Dieselbe hat  eine Breite von 40' in Lichten und ist in der Mitte durch eine Pfeilerreihe  in zwei parallele Gewölbsreihen getheilt; ehemals erstreckten sich,  wenigstens 7 derlei Gewölbepaare von der Kirche bis zum Eingange;  gegenwärtig sind nur noch zwei übrig geblieben. Dass die 5 nördlichen  zerstört wurden, erkennt man noch aus der westlichen Seitenwand, wo die  Wandpfeiler noch erhalten sind; zwischen ihnen erscheint eine Reihe  von je fünf kleineu rundbogigen durch Säulen von einander getrennten  Wandbögen. Das Ganze ist grossartig angelegt, und entspricht dem  Charakter des 12. Jahrhunderts. Es wird daher diese Vorhalle zu jenen  Bauwerken zu rechnen sein, welche nach dem grossen Brande von 1163  ausgeführt wurden.
Aelter als die Halle  selbst ist das Doppelportal, durch welches man in das nördliche  Seitenschiff der Kirche gelangt. Die beiden Thore sind viereckig und  durchbrochen, je eine halbkreisförmige  Rundbogennische, deren Durchmesser je 14' beträgt. Die Nischen sind  durch einen Zwisclienpfeiler von 4' Breite getrennt, ebenso breit sind  die Aussenpfeiler derselben. Die Einfassungen der Nischen sind glatt  ohne jede Ornamentirung. Die ganze Anlage hat viel Aehnlichkeit mit der Architektur des alten Domes, nur ist dort eine noch  grössere Einfachheit und Magerkeit zu bemerken. Es ist daher gar nicht  unwahrscheinlich, dass hier der alte Dom zum Muster gedient hat. Da die  interessanten Bildwerke, welche die Fronten der 3 Pfeiler neben und  zwischen den Nischen schmücken, aus der Mitte des 11. Jahrhunderts  stammen, so schreibt man diesen Hau derselben Zeit zu,
Nro. 12. Die mittlere Figur (Nr. 12.) stellt Christus
dar voll Ernst, mit erhobener  rechter Hand und in der linken das Buch des Lebens haltend. Rechts von  Christus erblicken wir St. Emmeram, links St. Dionys in  Pontificalgewändern. Die Reliefbilder sind beinahe ganz rund gearbeitet,  haben eine Höhe von 3' und sind ganz  bemalt; sie sind starr, die Gewänder eng anliegend und in feinen Linien  gefaltet; fast erinnern sie an altägyptische Gestalten. Merkwürdiger  Weise führen alle Kunstgeschichten diese Bilder als die ältesten  Holzskulpturen Deutschlands an, während sie doch aus Kalkstein  gemeisselt sind! Nur die Leiter, die der hl. Emmeram in der Hand hält,  ist von Holz, diese ist aber eine spätere Zuthat; ursprünglich scheint derselbe einen Stab in der Hand gehalten zu haben.
Was diesen Skulpturen erhöhtes Interesse gewährt,  ist, dass der Abt Reginward (1049 —1061) in einem Medaillon zu den  Füssen Christi angebracht ist, mit der Umschrift: „Abbas Reginwardus*) hoc fore jussit opus."
Hiedurch hat man einen genauen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Zeit sowohl der j Skulpturen als des Baues.
Sehr bemerkenswerth ist in  dieser Halle noch der sogenannte H ein r i chsstuhl aus Stein, auf  welchem Kaiser Heinrich oder sein Christus. Relief am Portal 7ater öftens geruht haben soll. Der Sitz St. Emmeram. ist von sehr verstümmelten Löwen getragen,
die Lehne ist halbzirkelförmig abgerundet. Unter  den zahlreichen Skulpturen und Grabmälern können wir uns nur bei dem  Grabsteine Aventins in der westlichen Wand aufhalten, wo er jetzt  eingemauert ist, während sein Grab weiter östlich an der Seite der  Kirche zu suchen wäre. Er ist aus Kelheimer Marmor und zeigt uns das  Brustbild des grossen Erforschers bayerischer Geschichte in der Tracht  seiner Zeit. Aventin starb 1534.
*) Dr. Waagen in seinen  „Kunstwerken n. Künstlern in Deutschland" II. 110 liest die Umschrift:  Abbas Reginwordishof'e (!). — Es ist leider nicht die einzige  Ungenauigkeit. die sich der gelehrte Kunsthistoriker in seinen  Mittheilungen über Regensburg zu Schulden kommen liess. Unser verdienstvoller Schuegraf hat an verschiedenen Orten in seiner Dombaugeschichte deren eine stattliche Reihe aufgezählt.
c) Ehe wir die Stiftskirche betreten, besehen wir  zuerst die östlich von der Vorhalle liegende Pfarrkirche zu St. Rupert.  Sie ist zweischiffig, indem das Hauptschiff unmittelbar an die Wand der  grossen Stiftskirche anschliesst; das nördliche Seitenschiff ist  niedrig. Originell sind die Fenstermasswerke (Nr. 13.) und die  Rippenformationen. Sie wurde unter dem Abte Erasmus Münzer von St.  Emmeram 1501 vollendet.
Nro. 13. Sehr zierlich sind die Schlusssteine. Das
Sakramentshäuschen und der Taufstein sind sehenswerth. Zahlreiche. Denkmale bedecken Wände und Pflaster. »
d) Durch eine Seitenthüre  gelangen wir in die eigentliche Stiftskirche. Ueber ihre Architektur  lässt sich wenig mehr sagen, da sie dermassen mitStukatur und Fresken  überladen ist, dass man kaum die Hauptanlage zu erkennen vermag. Die  Kirche ist dreischiffig, mit zwei Chören. Der Ostchor schliesst mit einer  Absis; der Dionysiuschor im Westen aber geradlinig. Unter dem Westchor  istdieKrypta des hl. Wolfgang. Die Kirche wurde  in_jleji_Jahren_l731—173«L im Roccocostyle renovirt und zwar durch die  Gebrüder Asajm, von welchen Egid die StukaturarbeitenTUamian aber die  Malereien besorgte. Diese Renovation gab Anlass zu einem Schwanke; da  nämlich der Abt oder ein anderer Mönch, der die Aufsicht über die  Arbeiten führte, sich fortwährend in der Kirche aufhielt und die  Arbeiter strenge überwachte, so rächten sich dieselben dadurch, dass sie  rückwärts in der Höhe sein Bild anbrachten, damit er für immer die  Kirche zu überwachen verurtheilt wäre.
* Der Dionysiuschor hat eine cassetirte,  später bemalte Decke. Unter dem Kreuzaltare ruhen die Gebeine des hl.  Dionysius. Abt Cölestin Hess sie (1659) in diesen „ Altarstock"  verschliessen. Bekanntlich wurde über diese Reliquien ein langjähriger  Federkrieg geführt, da auch die Abtei St. Denys bei Paris den heil. Leib  haben wollte. Wenn nun auch nicht zu leugnen ist, dass ein grosser  Theil der Erzählungen über die Erwerbung dieser Reliquien durch König  Arnulf in das Gebiet der Sage gehört, so ist es andererseits doch sehr  wahrscheinlich, dass zur Zeit der Karolinger Reliquien dieses damals so  hoch verehrten Heiligen nach Regensburg kamen, und dass die beinahe tausendjährige Tradition sich an kein leeres Nebelgebilde klammerte.
Fenster in der Kirche St. Rupert.
Auf mehreren Stufen steigt  man hinab in die Krypta des hl. Wolfgang. Sie ist ein Quadrat von circa  40' Seitenlänge , durch 16 Säulen in 5 Schiffe getheilt. Die äussern  Säulenreihen gegen Nord und Süd haben runde Schäfte, während die innern  achteckig sind. Alle sind aber mit zierlichen,  mehr oder weniger geschmückten Würfelkapitälern versehen; diese Säulen  nebst den Gewölben scheinen daher erst einer Erneuerung im 12.  Jahrhundert (nach dem Brande von 1163?) anzugehören. Die Wände sind aber  grösstentheils entschieden älter, da sie, wenn auch in entsprechend  kleineren Dimensionen, einen dem Hauptportale und dem alten Dome  ähnlichen Nischenbau zeigen. Der Umstand, dass der alte Dom, so zu  sagen, die Lieblingskirche von St. Wolfgang war, in welcher er sogar  nach seinem Tode noch ausgesetzt zu werden wünschte; ehe er in die Gruft  gesenkt wurde, machen es sehr erklärlich, dass man jene Kirche als  Muster für seine Grabkirche nahm. Diese Mauern scheinen daher unter Abt  Reginward (circa 1052) erbaut zu sein. Die Gruftkirche hat 3 Altäre, auf  dem mittleren sind die Gebeine des hl. Wolfgang in einem Sarge von Zinn  ausgesetzt; in dem vermauerten Gewölbe hinter dem Altare war die  zweite_ Begräbnissstätte des Heiligen.
Auch die Gruftkirche wurde durch Stukaturarbeiten ziemlich verunstaltet.
Nördlich schliesst sich an die Krypta ein quadratischer fest gewölbter Raum mit ganz  gleicher Nischenconstruction an; es scheint'diess der Unterbau des  nördlichen Thurmes gewesen zu sein, welchem auf der andern Seite wohl  ein südlicher Thurm entsprach. Auf diesem Unterbau erhebt sich seitwärts  des Dionysius-Chores die Maria Magdalenen-Kapelle, gegenwärtig nicht  mehr im Gebrauche; auch hier treten 4 Nischen über die 4 Seiten des  viereckigen Grundrisses vor.
Hinter der Ostabsis befindet sich die Krypta des hl. Kamwold,
zu der man durch einen Kryptenumgang um die  östliche Altarnische gelangt; die Anlage dieser merkwürdigen Kapelle ist  noch sicher dieselbe, die ihr Abt Ramwold selbst gegeben hat,  wenigstens entspricht sie ganz der Beschreibung, welche Arnold von  Vohburg von ihr hinterliess. Er sagt nämlich, Ramwold habe sie aus  Ehrfurcht gegen die hl. Dreifaltigkeit und gegen die vier Evangelisten  zugleich „vierfältig" und „dreifältig" erbaut. Der Grundriss der Krypta  ist nun allerdings dieser Beschreibung entsprechend; einem länglichen  Viereck sind nämlich 3 Nischen angesetzt, und zwar im Osten eine kleine  halbrunde, während im Norden und Süden kleine viereckige Nischen  hervortreten. Dieselbe wurde vor wenigen Jahren restaurirt und hiebei  der massive Stein-Sarkophag des hl. Ramwold erhoben; er steht in der  Südnische; mehrere uralte Grabsteine, theils ohne Inschrift, sind an den  Wänden aufgestellt. Die Gebeine des hl. Ramwold befinden sich jetzt im  Altare.
Wohl keine Kirche hat eine so  grosse Anzahl alter bedeutender Grabdenkmäler als St. Emmeram. Wir  verzeichnen nachfolgend nur die bemerkenswertheren, beginnen in der  Ostung des Südschiffes (Kapelle des hl. Georg) und umgehen» die Kirche  bis wir zur Ostung des Nordschiffes gelangen.
1) St. Emmeram lag hier, bis Bischof Gaubald im 8.  Jahrhundert seine Gebeine erheben liess; 1645 wurden sie wiederum  erhoben und in den prachtvollen Sarkophag gelegt, den Abt Strauss 1423  zur Verwahrung der Reliquien des heil. Dionys hatte machen lassen. — Die  Tumba, die den Ort bezeichnet, ist aus dem Ende des 14. Jahrhunderts;  die Statue des Bischofs aus Stein liegt auf der Erde unter einer  gewaltigen Platte von rothem Marmor, welche 4 zierliche Säuleu tragen.  Zu den Füssen des Heiligen befindet sich ein Löwe.
2) Gedenkstein des Abtes Polwin (Balduin) f 1324 zu Avignon, an der Mauer; das Bild des Prälaten nur mit Linien eingravirt.
3) Grabstein des Abtes Hartung (f 1458), aus rothem Marmor erhaben gearbeitet.
4) Tumba des seligen Tuto, Bischofs von Regensburg (f 890); eine einfache Steinplatte auf 4 Pfeilerchen ruhend.
5) Tumba des hl. Wolfgang; die Platte ruht auf  originell geformten Säulen; auf der Platte liegt der Heilige in vollem  Ornate; zu seinen Füssen kniet der Donator, ein Abt. Das Grab ist durch  ein Gitter geschützt. Hier wurde der Heilige 994 begraben. Unter Abt  Reginward wurden bei Anwesenheit des Papstes Leo IX. die Gebeine in die  Krypta übertragen.
6) Grabstein in rothem Marmor des Wilhelm von Puchberg (|1423), bloss mit dem Wappen, im Pflaster eingelassen.
7) Nebenan gleichfalls im Pflaster der Grabstein eines Abtes mit verwischter Inschrift.
8) Grabmal des Hans Thumber zu Bruckberg und  Wolffseck (f 1585); das Bild des Verstorbeneu in voller Rüstung auf  einer Platte von rothem Marmor kunstvoll gearbeitet ist an einem Pfeiler  aufgestellt. (Im linken Seitenschiffe.)
9) Gegenüber am Pfeiler, kleines Epithaphium von Eisen des Hans Thumer zu Zeitlarn, Pfleger zu Regenstauf (fl544).
10) Am Pfeiler vor dem Presbyterium der Grabstein  des Severin v. Stauding (fl663) des letzten seiner Familie und seiner  Gemahlin Barbara v. Reisach. —
11) Königin Utta, Gemahlin Kaiser Arnulfs. Die Königin mit der  Krone auf dem Haupte liegt ausgestreckt in langem Gewande, Reichsapfel  und Scepter in der Hand haltend, ernst und majestätisch. Das Monument  mag noch in das 13. Jahrhundert gehören. Es war offenbar eine Tumba und wurde erst später stehend eingemauert. Die Scbrift an der Wand, die das Bild als Königin Hemma bezeichnet, ist  unrichtig. Die Controverse, welche über den Begräbnissort dieser Königin  früher bestand, ist längst gegen St. Emmeram für Obermünster  entschieden.
12) Hochgrab des Grafen Wa,rmund v. Wasserburg, mit einer eigentümlichen Kopfbedeckung (f 1010); aus dem 14. Jahrhundert.
13) Grabstein aus rothem Marmor des Abtes Friedrich (f 1395).
14) Gleicher Grabstein des Abtes Ulrich (f 1423).
15) Hochgrab des Herzogs Heinrich von Bayern (f 995). Ueber dem Grabmale ein Oelberg aus dem 15. Jahrhundert.
16) Grabmal des Herzogs Arnulf v. Bayern (f 937);  es besteht aus einer einfachen Steinplatte, die auf kleinen Pfeilern  ruht; auf den Seiten mit frühromanischen Skulpturen geziert.
17) Grabstein des Abtes Alto (f 1388) aus rothem Marmor.
18) Hochgrab der sei. Aurelia (f 1026) aus Marmor;  die Tumba ruht auf 4 Säulen; das Bild ist von unvergleichlicher  Schönheit; ein Kranz von Weinlaub umgibt die Gestalt der Seligen, die  hier als Reclusin gelebt haben soll. Der Domherr Gamered von Sarching  liess ihr 1335 das Grabmal errichten. Oberhalb des Denkmales an der Wand  eine Skulptur, den Tod Maria vorstellend, aus dem 15. Jahrhundert.
19) Die Grabstätte Kaiser tn-dwig des Kindes (f 911) ist durch eine einfache Inschrift im Pflaster vor dem Prebyterium bezeichnet.
20) Auch ist eine Stelle  beim Hochaltar als Kaiser Arnulfs Ruhestätte bezeichnet; allein es ist  wahrscheinlicher, dass derselbe in Altötting seine Ruhestätte fand,  nachdem er hier nur ausgesetzt war, und dass etwa nur seine Eingeweide  hier begraben wurden.
Sehr bemerkenswerth ist noch in der Kirche das  grosse romanische Kreuz in der Georgskapelle. Abt Ramwold, der durch  zwei Jahre blind war, erhielt der Legende nach durch sein eifriges Gebet  vor diesem Kreuze das Augenlicht wieder.
Den Altar der hl. Dreifaltigkeit schmückt ein Gemälde auf Holz aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Maria mit dem Kinde darstellend, zu ihren Füssen kniet Abt Wolfhart Strauss (1423—1454).
Das Altarblatt des Hochaltars, der Martertod des hl. Emmeram, ist von Sandrart.
Sehenswerth ist auch die Sakristei wegen der geschmackvollen Paramentenkästen im Renaissancestyle.
Im Schatzgeuulbe hinter dem Presbyterium wird der prachtvolle Sarkophag mit den  Reliquien des hl. Emmeram gezeigt, 6' lang, 2' 10" hoch von Gold,  Silber und Kupfer, den der Abt'Wolfhart Strauss ursprünglich (1423) für  die Reliquien des hl. Dionys hatte anfertigen lassen.
Daselbst sind auch zwei gut erhaltene romanische Leuchter.
Dessgleichen 2 Reliquienostensorien in Gestalt von gothischen Monstranzen.
Ferner enthält ein Schrein im nördlichen Seitenschiffe nächst der Sakristei eine Sammlung kostbarer Reliquien, als:
I) Pedum (Stab) des hl. Wolfgang; die Krümmung von schwarzem
Wallrosszahn ist von vergoldeten, mit Edelsteinen besetzten Laubornamenten aus dem 14. Jahrhundert umgeben.
2) Pedum des hl. Emmeram von Elfenbein; die Krümmung endet in einen Drachen oder ein Einhorn.
3) Ciborium (Büchse zum Aufbewahren der Hostien) von Elfenbein des hl. Wolfgang; es hat die Achtecksform mit flachem  Boden und einen pyramidalen Deckel. Das Innere ist bemaltes Eichenholz,  aussen zwischen Säulenarkaden Figuren der Apostel. Auf dem Deckel  Engelfiguren. *
4) Mitra des hl. Wolfgang, von Seide mit aufgenähten Zierrathen von dünngepressten Goldplättchen und Stickereien von Korallen u. Perlen.
5) 'Casula des hl. Wolfgang (Messgewand), ein schönes Goldgewebe mit 
Laub- und Thiermustern.
6) Ein Reliquienbehälter aus Holz mit Malereien auf'Goldgrund aus dem hohen Liede gehört dem 14. Jahrhundert an.
7) Reliquienbehälter aus Holz, roth bemalt und mit Messing beschlagen.
8) n. 9) Zwei kleine Reliquienbehälter aus Elfenbein, aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. ,
10) Ein grosses, leider beschädigtes Processionskreuz von Crystall.
II) u. 12) Zwei „Altare portatile*.
13) Die 3 bekannten Ziegelsteine mit Inschriften, welche von dem Sepulchrum des hl. Dionys herrühren sollen und von Abt Reginward aufgefunden wurden.
Früher war der Schatz von  St. Emmeram unendlich reich an Kostbarkeiten; vieles ging verloren,  einiges wird aber noch zu München verwahrt; so das berühmte Ciborium  König Arnulfs, das jetzt in der „reichen Kapelle" zu München sich  befindet, und der noch berühmtere Codex aureus desselben in der  Hofbibliothek in München.
e) Der Kreuzgang schliesst sich südlich an die  Stiftskirche an; ist aber gewöhnlich nicht von dieser, sondern von dem  fürstlichen Schlosse aus zugänglich. Von demselben bestehen noch 3  Hallen.
In buntester Abwechslung  ergötzen die verschiedensten Formen das Auge; alle möglichen Säulen und  Pfeilerbildungen, dann mannigfach profilirte Gurten, Kapitäle mit Blättern,  Blumen, Königen, Heiligen, Seeweibchen, Frazzen, Thieren, die  seltsamsten Sockelbildungen, endlich die mannigfaltigsten Schlusssteine  folgen sich in bunter Reihe.
. Am herrlichsten  erscheint aber das Portal im Norden, welches zwar spitzbogig, doch noch  ganz im traditionellen (romanischen) Geiste ausgeführt ist. Gothische  und romanische Formen sind noch im Kampfe, doch wiegen erstere bereits  vor. (Siehe nächste Seite.)
Mehrere Inschriften bezeugen, dass der Kreuzgang  erst im Anfange des 14. Jahrhunderts vollendet wurde; begonnen hat der  Bau wahrscheinlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts, ßemerkenswerth  sind die vielen Steinmetzzeichen.
In einem nahen Saale, der jetzt als Küche benützt wird, finden sich gleichfalls seltene Gewölbe mit Gurten und Säulen jener Zeit.
f) An den Kreuzgang schliesst sich die neue  fürstliche Gruftcapclle an, welche im Jahre 1841 im romanischen Styl  erbaut wurde. Die
selbe besteht aus der eigentlichen untern Gruftcapelle und einer obern Kirche; letztere ist mit Glasgemälden  von Sauterleute geschmückt. Auf dem Altare steht ein Christus  überlebensgross aus weissem Marmor von Dan neck er. Die untere  Gruftkirche hat einen gothischen Altar. Die Särge aus Bronce und  theilweise mit Figuren von Alabaster, wahre Meisterstücke ihrer Art, stehen auf steinernen Postamenten. An der westlichen Wand ist eine Copie  des Denkmals des Fürsten Wilhelm Karl v. Thur n und Taxis angebracht,  welcher 1848 bei Vicenza blieb und auf dem dortigen Cainpo santo  begraben ist.
14. St. Gilgen.
Die Kirche zum hl.  Egidius, kurzweg Egidikirche, früher St. Gilgenkirche genannt, gehörte  zum „Deutschen Hause", welches nach ihr auch den Namen Gilgenhof führte.  Hier war ursprünglich ein Palast, den Kaiser Arnulf erbaut hatte;  später residirten da die Burggrafen von Regensburg und  sprachen im Namen des Kaisers Recht. Schon 1183 wird die Malstadt des  Burggrafen im Hofe bei der Egidienkirche urkundlich erwähnt. Dass die  Burggrafschaft nicht lange nachher an die Herzoge von Bayern kam, wurde  bereits oben in der geschichtlichen Einleitung angeführt. Kurze Zeit  darauf (1210) übergab Herzog Ludwig von Bayern dem deutschen Orden nebst  manchen andern Gütern auch die Kirche zu St. Egid in Regensburg und  einen Weinberg im nahe gelegenen Maria-Ort. Der erste bekannte Comthur  des Hauses zu St. Gilg ist Heinrich v. Wilden au (1224); später (1264)  kömmt Poppo von Osternacb als solcher vor. Die Commende erwarb nach und  nach viele Güter in der Stadt und auf dem  Lande, namentlich schon 1279 durch Begabung des Grafen Werner von  Leonberg das Gut Gangkofen. Sie bestand bis zum Jahre 1809 und wurde zur  Balley Franken gerechnet. Im gedachten Jahre wurde der deutsche Orden  von dem siegestrunkenen Napoleon für aufgehoben erklärt und seine Güter  fielen den Ländern, in denen sie lagen, zu. Die Commende in Regensburg wurde demnach vom Fürstprimas in Besitz genommen. Die Gebäude sind jetzt zum Theil in eine Bleistiftfabrik, zum Theil in ein Krankenhaus umgewandelt.
Hart an der Kirche wurde  1368 von Wülibrand v. Parkstein, einem Bruder des damaligen Comthurs  Heinrich v. Parkstein, ein Seelhaus für 8 Seelnonnen gegründet.
Die Kirche soll schon 1152 erbaut und von Bichof Heinrich von Regensburg geweiht  worden sein. Sie besteht aus 2 verschiedenen Bestandtheilen, der  westliche Theil ist dreischiffig und stammt grösstentheils aus der  ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Chor im Osten aus dem Ende des  14. Jahrhunderts ist ein zierlicher Bau mit gegliederten Streben, breiten Fenstern mit Passformen und schönen Gurtengewölben. Ueber die Zeit seiner Entstehung gibt uns eine Inschrift auf dem Grabsteine seines Erbauers Kunde, welche lautet:
„AnnoDom.MCCCLXXXXVI des nahsten montags vorsand  Lucien tag st. her marquart zollner von rotenstein chompteur des hauss  zu sand gilgen der den kor und die behausung gepawet hat."
Die Schlusssteine der Gewölbe sind meistens mit Wappenschilden geziert. Auf der Westseite findet sich ein interessanter Musikchor im schönsten gothischen Style.
Das Altarblatt des Hochaltars, ein Gemälde von Johann Heiss, stellt die Kreuzabnahme vor.
Die Wände schmücken noch  theils die Todtenschilde früherer Comthure: wie des Hans Jacob Notthafft  (f 1525), Sebastian v. Iglingen (f 1532) und des Thomann von Lochau (f  1564).
Zahlreiche Grabsteine sind namentlich im nördlichen  Schiffe an der Wand aufgestellt. Sehr stattlich ist der Grabstein dös  Comthurs Philipp von Hohenstein (f 1528), von rothem Marmor den  Verstorbenen in Ordenstracht darstellend. Diesem reihen sich Grabsteine  von Rittern aus den Geschlechtern v.. Ädeltzhausen, v. Cobentzl, v.  Giech u. s. w. an. — An der Nordseite des Chores Epithaphien mit Ahnenwappen  aus den Geschlechtern v. Edlweck (1623) und Eickershausen (1643); das  Wappen letzteren Geschlechtes erscheint auch auf einem alten Steine vor  dem westlichen Eingange, woselbst mehrere Grab- und Denksteine  aufgestellt sind. An der Südseite finden wir ein ebenso kunstvolles als  interessantes Denkmal 4' 5" hoch und 2' 10" breit., aus dem 17.  Jahrhundert. Oben Christus als Weltrichter zwischen Maria und Johannes;  etwas weiter Petrus als Repräsentant des neuen Bundes, und Moses, der  den alten Bund darstellt.
Darunter erblickt man rechts den Kaiser zu Pferd mit grossem Gefolge, in der Mitte sind alle möglichen Gewerbe und Hantirungen dargestellt, links sind mehrere Geistliche, alles mit passenden Inschriften.
Unter dieser Darstellung der Spruch: 
„Dhetten die Drey Ein Jeder Seinen stand halten
so wer die weit wie leider vor Augen noch nit zer-
spalten."
„Dhetten die Drey Ein Jeder Seinen stand halten
so wer die weit wie leider vor Augen noch nit zer-
spalten."
Ganz unten die Figuren des Gebers und der Geberin mit dem  Wappen der Familie von Eyb (3 Muscheln), und dem seiner Gemahlin (3  gezinnte Querbalken). Der Stein gehörte offenbar zu einem grössern  Epithaphium, von dem er allein übrig geblieben.
