4 Seiten (allerdings stark komprimiert, ich fand auch eine Buchversion, wo sich der Text auf 24 Seiten verteilt)
Bösner, Heinrich Johann Thomas, ist offenbar nicht verwandt mit Christian Ludwig Boesner (Maler und Regierungssekretär, geb.1797) denn der hatte nur einen Sohn Max (gemäß Bauer, S. 429) und der Vater, der hier im Buch erwähnt wird, hat eine andere Stellung.
Alle 4 der folgenden Links scheinen denselben vermurksten Scan wiederzugeben, und zwar von einer zweiten Auflage:
http://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB10316091?cq=Hund,%20Johann&p=1
(Hier wurden die Abbildungen am Ende des Buchs nicht richtig erfasst)
http://bavarica.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10316091.html
(auch hier wurden die Abbildungen am ende des Buchs nicht erfasst)
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10316091_00005.html
(auch hier wurden die Abbildungen am ende des Buchs nicht erfasst)
https://books.google.de/books?id=kQRDAAAAcAAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s
(Hier wurden die Abbildungen am Ende des Buchs nicht richtig erfasst)
Erstauflage
Dann fand ich noch diese Version aus dem Jahre 1830, mit einem Vorwort und ohne Bilder am ende des Buchs aber einem Frontispiz. Der Text scheint ein anderer zu sein, trotz gleichen Titels
Die steinerne Donau-Brücke zu Regensburg : ein Beytrag zur Geschichte dieser Stadt
Autor / Hrsg.: Bösner, Heinrich Johann Thomas
Verlagsort: Sulzbach | Erscheinungsjahr: 1830 | Verlag: Seidel
Signatur: 11550291 Bibl.Mont. 2841#Beibd.7 11550291 Bibl.Mont. 2841#Beibd.7
Permalink: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10945886-3
Nachfolgend eine einbindung der zweiten Auflage:
https://books.google.de/books?id=kQRDAAAAcAAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s
(Anmerkung Okt 2022: google-font-check bestanden)
Nur-Text-Version aus google (automatisiert):
Unter den aus dem Mittelalter in Deutschland
vorhandenen Kunstwerken behauptet die zwischen Begensburg und Stadtamhof
befindliche
steinerne Brücke einen bedeutenden Rang. — Sie
erfüllet als eine kühne Schöpfung der Baukunst, nach Jahrhunderten den
Patrioten und Kunstkenner noch immer mit Erstaunen, Bewunderung und
Freude, und derjenige, dessen Auge sich gern im Gewühle der Menschen
verliert, oder mit Vergnügen an den Schönheiten der Natur verweilet, und
dessen Herz die Sage der Vorzeit, mit Wärme ergreifet, der findet alle
diese Schatze hier, wie iu einem Brennpunkte vereint.
Das ganze Gebäude
beschreibt eine 1069 bayer. Werkschuh lange Linie und hat durchaus eine
Breite voп 25 Schuh. Ea ruhet auf fünfzehn zirkelrunden Schwibbogen und
bildet einen stumpfen Winkel, dessen gegen einander neigende Flächen
sich von Begensburg gegen Stadtamhof hin in der Mitte des siebenten
Bogens berühren und wovon der kürzere Schenkel von 18 Werkschuh Höhe bis
zu 58 Schuh hinauf steiget, der längere aber aus dieser Höhe sich in
sanfter Abdachung in eine Tiefe von 19 Werkschuh hinabsenket. (Ziff. 1.)
Das Fundament bestehet aus
grossen eichenen Grundpfuhlen, über welche sich das kühne Bauwerk
einfach und schmucklos in einer festen, aus Quadersteinen zusammen
gesetzten Masse zu einem schönen Ganzen erhebt, und die Pfeiler sind mit
grossen Bollwerken umgeben und mit Eisböcken versehen, damit die
grossen Eisschollen sich daran zerstossen, ohne die Brücke zu
beschädigen.
Der obere Flächenraum ist
mit ebenen flachen Werksteinen belegt und zu beiden Seiten etwas.
abhängig, damit das Begenwasser durch die angebrachten Bühren ablliessen
kann. /
Für die Sicherheit und
Bequemlichkeit des Fussgängers ist durch etwas erhabene Wege an beiden
Seiten längst der Brücke hin (Trottoirs) dann für die Sicherheit im
Allgemeinen durch ein Geländer gesorgt, welches aus flachen Steinen
bestehet, und zu beiden Seiten dieses Geländers spenden Laternen — von
zierlichen eisernen Gitterstaben getragen — nächtlicherweile ihr
wolüthätiges Licht über die Oberfläche hin.
Unterhalb des
Brückenkörpers zu beiden Seiten des fünften Pfeilers hin ziehet ein
Steindamm, welcher die Inseln Ober- und Unterwörth mit einander
verbindet; auch springet von dem zehnten Pfeiler bis zu dem Oberwörth
ein zweiter Steindamm vor, über welchen sich von der Brücke aus eine
hölzerne, auf steinernen Pfeilern ruhende Gommunikations - Brücke auf
diese benachbarte Insel hinabsenket.
An dem südlichen Ende der
Brücke stehet ein massiver Thurm, welcher ehedem zu einem Gefängnisse
für Schuldner bestimmt war, welche nicht bezahlen konnten oder wollten,
und daher noch heutiges Tages der Schuldthurm genannt wird.
Uebrigens schmücken
verschiedene äusserst sinnvolle Wahrzeichen, (deren Beschreibung und
Erklärung jedoch erst weiter unten folgen wird) dieses alte Baudenkmal,
und sind für dasselbe das, was Epheu, der Buinen umstrickt, in einem
romantischen Gemälde ist.
Leberaus wichtig im
Frieden, als öffentliche Strasse für den Handel, und eben so wichtig im
Kriege, als ein künstlicher Engweg (Défilé) ist dieses ehrwürdige
Bauwerk zugleich einer der reizendsten Spaziergänge, wo man beständig
geschäftige und lebensfrohe Menschen im bunten Gewühle durcheinander
gehen, reiten und fahren sieltet, und wo Natur und Kunst im Bunde mit
einander, alles aufzubieten scheinen, um den Beschauer durch die
angenehmsten Situationen stetshin aufs neue zu überraschen.
Der Anfang der Erbauung
dieses merkwürdigen Denkmales fällt in die Begierungs-Jahre des
bayerischen Herzogs Heinrichs des Grossmüthigcn, worüber der im J. 1826
beim Abbruche des unten bemerkten Zollhäuschens entdeckte bayerische
Löwe Runde giebt (Ziff. 2.), nämlich auf das Jahr 1135.
Der Sommer dieses Jahres,
der ausserordentlich heiss war und die Donan sehr austrocknete,
begünstigte ein solches Unternehmen und bei der Thätigkeit, Ordnung und
Kraft, welche den Bau belebten, war dasselbe auch bald mit einem
vielversprechenden Erfolge gekrönet.
Nach eilf Jahren (1146)
war die neue Schöpfung schon vollendet und nach einem Zeitraum von 700
Jahren stehet das kühne Bauwerk noch fest und unerschütterlich da, und
verspricht, da es durch Wiederherstellung in seinen äusseren Theilen in
jedem Jahre eine erneuerte Festigkeit gewinnt, eine Dauerhaftigkeit, an
der auch noch die Gewalt von vielen künftigen Jahrhunderten scheitren
wird.
Von der, der Erbauung der
Brücke vorausgegangenen Periode wissen wir übrigens nur so viel, dass in
den ältesten Zeiten, hier zwischen den beiden Ufern eine Ueherfahrt
bestanden habe, und dass (7Q2) Karl der Grosse daselbst eine
Schiffbrücke schlagen Hess.
Da die Nachkommen des
Mittelalters nicht begreifen konnten , wie es in der Sphäre des
Möglichen liegen könne, ein so gigantisches Werk, wie die steinerne
Brücke ist, in eilf Jahren zu vollenden, da doch an dem hiesigen Dome
weit über 200 Jahre gebauet wurde, so suchten sie die unmittelbare
Ursache einer solchen ausserordentlichen Erscheinung in einer
transcendentalen Welt und erklärten die Erbauung der steinernen Brücke
für eine durch ein Wesen über der Natur und zwar den obersten unter den
gefallenen Engeln — den Satan — .gewirkte Begebenheit. Sie setzten daher
folgende wunderbare Geschichte zusammen, welche auch noch heut zu Tage
erzählet und — mit unter auch geglaubt wird!"''
„Der Baumeister der
Brücke" — so lautet die Legende — „hatte mit dem Baumeister des Domes
einen Bund gemacht, dass derjenige, welcher sein Bauwerk eher vollenden
würde, das Becht haben solle, den andern mit einer willkürlichen Strafe
zu belegen. Um „die Wette nicht zu verlieren, traf der erstere mit dem
Obersten unter den Tenfcln einen geheimen Vertrag, worin er demselben
die„ersten drei Seelen verschrieb, welche nach Vollendung der Brücke
daselbst erscheinen würden, wogegen sich dieser verbindlich machte, „ihm
zu dem Baue die nöthige Hülfe zu leisten."
„Unbegreiflich schnell erhob sich auch wirklich,
unter der Beihülfe des bösen Geistes das stattliche Werk and nach dem
kurzen „Zeiträume von 11 Jahren war es vollendet."
„Um nun seinen Gegner vor
der Welt zu brandmarken — fährt die Volkssage fort — Hess der Baumeister
der Brücke das Bild „seines Lehrlings, in Stein gehauen, gegen die
Domkirche gerichtet und dem Baumeister der Kirche die Feige zeigend, auf
einem Posta„mente aufstellen, worüber sich dieser so entrüstete, dass
er sich von der Zinne der Kirche hinabstürzte."
„Doch auch dem Satan
wusste der schlaue Baumeister der Brücke eine List zu spielen. — Da in
dem Vertrage nicht ausdrücklich „drei Seelen von Mensrhen bedungen
waren, Hess er zuerst drei andere Geschöpfe, nämlich zwei Hähne und
einen Hund über die „Brücke gehen, mit welchen sich der entrüstete Geist
auch begnügen musste, und die er im wilden Zorne, mit sich fortnahm!" —
und — über den Beweis dieser Wundergeschichte ist man nicht in der
geringsten Verlegenheit!
ЛЬ Beieue derselben zeiget
man nämlich dem schaulustigen Auge die auf der Brücke und an der
Domkirche noch immer vorhandenen Wahrzeichen — aaf der Brücke nämlich —
ein Männrhen, welches gegen die Seite des Domes zugekehrt ist, dann
einen Hund und zwei Hähne in Stein gehauen, welch letztere in ihrer
schlagfertigen Stellung zugleich auch auf den Streit der beiden
Baumeister anspielen sollen und endlich eine runde Oeffnung, durch
welche der böse Dämon entwischte und seine Beute mit sich in den Abgrund
der Hölle hinabriss; — an dem Dome aber den Baumeister selbst in ejj'gie, wie er sich eben im Angesichte der Brücke von der Höhe des Tempels in den Abgrund hinabstürzet.
Allein da der Satan aus
der christlichen Mythologie so ziemlich verschwunden ist, und dessen
Personification und Berührung mit der menschlichen Natur ein höchst
unsicheres Wagestück bleibt, so scheinet diese Erzählung wohl nur eine
trügerische Fiction müssiger Köpfe zu seyn. Auch streitet gegen dieses
sinnreiche Mährchen ein bedeutender Anachronismus, da die Cathedrale zu
Begensburg im Jahre 1272, folglich um 137 Jahre später, als die
steinerne Brücke zu bauen angefangen wurde und daher unmöglich zwischen
den Baumeistern dieser beiden Gebäude eine Wette verabredet werden
konnte. — Was aber den aus den vorhandenen Wahrzeichen entnommenen
Beweis betrifft, so bemerken wir vor der Hand zur Entkräftung desselben
nur so viel, dass die zwei Hähne, welche nach der Aufschrift des Steines
erst im Jahre 1580 hieher gesetzet wurden, mit den sämmtlichen übrigen
Wahrzeichen keineswegs in Verbindung stehen können, und dass ferucr der
vermeintliche Baumeister an der Domkirche nichts anders sey, als eine
ausgehöhlte männliche Figur, welche das hcrbeifliessendc Regenwasser
durch eine Urne ausgiesset.
Bei dem gänzlichen Mangel
schriftlicher Documente über die Führung des Baues der steinernen Brücke
lässt sich freilich in dieser Beziehung auch noch heut zu Tage mit
Zuverlässigkeit und Gewissheit nichts anführen; unterdessen sind wir
vielleicht doch im Stande, über diesen allen Wunderbau einige
Aufschlüsse zu geben, und einige Berichtigungen in diesem dunklen Felde
der vaterländischen Geschichte zu crtheilen.
Uängst zuvor, als es in
irgend einem Theile von Europa Zünfte von Maurern, Steinmetzen, und
anderen zum Bauen erforderlichen Handwerken gab, bestanden, wie bekannt,
viele und überaus zahlreiche Bau - Corporationen, in welchen sich
äusserst gebildete Männer aus allen 1 heilen
von Europa, Deutsche, Ilaliener, Franzosen, Engländer, Schotlläuder, ja
sogar griechische Künstler unter der Leitung eines oder mehrerer
Meister in ein Ganzes vereinigten.
Diese Corporationen haben
sich nun unter einer eigenen Verfassung, zu jedem grossen Baue in dem
christlichen Europa versammelt — und durch sie haben die Domkirchen zu
Meissen, Cöln und Mailand, der Münster und der Thurm zu Strassburg und
überhaupt alle jene zahlreichen zum Theil riesenhaften Werke des
Mittelalters ihr Daseyn erhalten, welche durch ihren erhaben schönen
Kunststyl Bewunderung und Erstaunen erregen.
Dass nun die steinerne
Brücke zu Begensburg gleichfalls von einer solchen Corporation des
Mittelalters (vielleicht von den Brückcnmachcrbrüdern , Brückenbriidern)
erbauet worden seye, hat zwar an sich schon die grössie
Wahrscheinlichkeit, weil man sich bei dem damaligen Mangel ansässiger
Zünfte von Maurern und Steinmetzen die so schnelle Erbauung eines so
tief durchdachten und kolossischen Bauwerkes sonst wirklich nicht
erklären könnte.
Aber selbst auch die alte,
fast von allen grossen Bauwerken des Mittelalters gehende Sage, dass
der Bau mit Hülfe des Teufels geführt worden seye, scheinet diese
Meinung zu bestätigen, da die Mitglieder der Bau-Corporationen zu
verschiedenen Nationen und dabei zu sehr abweichenden zum Theil als
ketzerisch verdammten kirchlichen Parteien öffentlich oder im Stillen
gehörten, woher vielleicht die Verwechselung von der Beihülfe des Satans
kommen mag.
Denkt man sich noch hinzu, dass dieselben vielleicht am Ende ungeachtet der beim Anfange des Baues gegebenen Freiheiten und
— 2 —
Schutzbriefe, (ohne welche diese Corporationen, aus
Furcht vor der religiösen Verfolgung, nie einen Bau unternommen haben),
durch irgend einen feindlichen Einfluss um ihren bedungenen Arbeitslohn
gebracht worden sind, so wird auch die Ueberlieferung voп einem
abgeschlossenen, zuletzt aber unerfüllt gebliebenen Vertrage, ziemlich
deutlich und es stellet sich dem Beobachter die Bestätigung der Wahrheit
dar, dass unter dergleichen Sagen des Volkes gewöhnlich eine
historische Wahrheit verborgen liege.
Einen hohen Grad voп
Glaubwürdigheit erhalt endlich unsre M einung durch die auf der
steinernen Brücke angebrachten sogenannten Wahrzeichen. — Durch
religiöse und zum Theil politische Verfolgungen gezwungen, sich in
Mysterien zu verhüllen und auch an die Nachwelt in fremdartiger
Einkleidung zu sprechen, wählten nämlich dieselben nach den
verschiedenen Stufen ihrer Einsicht und Bildung allerlei symbolische
Bilder, an welchen der Nichtprofane nach Jahrhunderten noch wahren d. i.
augenscheinlich und sichtbar erkennen möge, dass das Bauwerk voп
Mitgliedern einer solchen Brüderschaft erbauet worden sey. — Daher die
vielen tausend noch jetzt an vielen öffentlichen Gebäuden in Europa
zerstreuten Wahrzeichen, welche besonders voп Beisenden sorgsam
wahrgenommen werden1).
Wir wollen nun diese an
der steinernen Brücke vorhandenen Wahrzeichen vor allen so deutlich, als
möglich beschreiben, sodann aber versuchen, die Wahrheit, die unter
diesen Bildern verborgen seyn dürfte, zu enthüllen, und vor Augen zu
legen.
Gerade über der Mitte des
sechsten Bogens, wenn man voп Stadtamhof gegen Begensburg gehet, und
zwar auf der äusseren östlichen Stirnseite an dem Geländer befindet sich
ein in halb erhabener Arbeit in Stein ausgehauenes Thier, welches
verschiedene widersprechende Eigenschaften in sich vereint. Dasselbe hat
2 vierzehige Füsse, einen
Vogelkopf mit einem krummen Schnabel, einen länglichen, wie ein lat. S
gekrümmten Hals, und einen dicken Leib mit einer rundlichen Erhöhung, um
welchen sich ein langer dünner Schweif aufschürzet. (Ziff. 3.)
Rechts voп diesem Bilde —
gleichfalls auf der Wasserseite — erblickt man eine auch in
halbcrhabener Arbeit verfertigte Eidechse, welche auf ihren kurzen
Füssen aus einem Schlupfwinkel hervor kriecht; (Ziff. 4.) —> links
aber siebet man oberhalb der Geländerwand einen ganz in Stein
ausgehauenen Hund, an den jedoch der Muthwille die frevelhafte Hand
anlegte, indem er diess Bild durch Abhauung des Kopfes verstümmelte.
(Ziff. 5.)
Hechts und links voп
diesen drei Standbildern zeigen sich ferner zwei halb erhabene Men s ch
en 1 a rv en, woTOn die eine den Kopf eines ehrwürdigen Greises, mit
einem langen Bart und mit langen Haupthaaren (Ziff. 6.), die andere aber
einen mit einem kurzen Barte und mit kurzen Haupthaaren versehenen
Mannskopf voп mittlerem Alter, vorstellet. (Ziff. 7.)
Auf der anderen Seite der
Brücke etwas rückwärts über der Mitte eines kleinen Zollhauses sass auf
einem Satteldächelchen ein aus Stein verfertigtes, beinahe ganz nacktes,
Männchen*), welches gegen die mittägige Seite gerichtet war, und eine
charaktervolle Stellung hatte. — Noch vor wenigen Jahrzehnten war
dasselbe ganz unverletzt und damals hielt es die rechte Hand vor das
Gesicht, um sich damit gleichsam vor den Sonnenstrahlen zu verwahren.
Durch einen unglücklichen Zufall giengen aber beide Arme und Sehenkel
verloren; auch wurde (den 4. März 181?) durch einen Sturmwind der Kopf
vom Leibe abgesondert und durch das Herabfallen sehr beschädiget. — Mit
der linken Hand zeigte dasselbe ehedem auf ein noch jetzt über dem
Satteldächelchen aufgerolltes Volumen , auf welchen die Worte: Schuk
(Schau) wie heis geschrieben stehen; — ein leichter Schleier umwickelt
diev Lenden, die Muskulatur ist leer und die ganze Figur soll offenbar eine Handlung oder Gesinnung ausdrücken. (Ziff. 8.)
Unfern voп dieser Statue
noch mehr rückwärts gegen Stadtamhof in dem Brückengeländer wird man
einen viereckten Stein gewahr, der acht bayersche Werkschuh in die
Länge, und vier in der Breite hat, und in dessen "Vierung mit Blei ein
Steinchen eingelöthet ist, welches zwei Zoll lang und ein und ein halb
Zoll breit ist. — Dieses Wahrzeichen wird im gemeinen Leben zusammen,
der grösste und kleinste Stein in einander genennt. (Zill. 9.)
Ferner befindet sich auf
der nämlichen Seite der Brücke, an dem siebenten Pfeiler, in einem
ziemlich tiefen Abstände voп der Geländer-Linie, in indiTidueller Natur
ausgedrückt der Kopf eines Jünglings, auf dessen ganzem Gesichte grosse
Unwissenheit lagert, — die durch einen Knebelbart und durch
gescheidelte, zu beiden Seiten wülstig herabhängenden Haupthaare nur
desto mehr hervorgehoben wird. (Ziff. 10.)
Endlich siehet man links,
über dem zweiten Grundsteine des zehenten Bogens an dem Geländer zwei in
halb erhabener Arbeit verfertigte grosse Hähne, welche sich
misstrauisch und mit drohenden Augen bewachen und nur auf der einen
Klaue stehend, die andre als natürliche Waffe gegen einander empor
halten. — Ueber diesen zwei Hähnen ist mit arabischen Ziffern die
Jahrzahl 1580, und in der Mitte der vier Zahlfiguren ein Punkt
eingegraben. (15-80). (Ziff. 11.)
Auch müssen wir bemerken,
dass sich unweit dieser beiden Hähne gegen Begensburg zu ein durch zwei
aneinander befestigte Steine gebildeter Vorsprung befinde, der nicht
blos das Werk des Zufalles zu seyn scheinet. (Ziff. 12.)
Dass nun diese sämmtlichen
Bildwerke an die wissenschaftlichen Kenntnisse des Beschauers
appellircn, dass eigentlich nur die geringere Hälfte von dem, was der
Künstler hat vorstellen wollen, in dem Bilde selbst enthalten ist, und
dass der bessere Theil — die Bedeutung — voп dem Beschauer selbst dazu
beigetragen werden müsse, glauben wir hier, nicht erst beweisen, sondera
vielmehr als ausgemacht voraussetzen zu dürfen!
Indem man nun den
Schlüssel an das bisher noch nicht gelöste Gehcimniss ansetzet, muss
man, wie wir oben schon andeuteten, zwischen den altern und den neuern
Bildern eine feste Scheidewand ziehen, und die Erklärung der gleich bei
Erbauung der Bracke aufgestellten Wahrzeichen nicht mit den beiden
Hähnen, welche erst 1580 hieher gesetzt wurden, vermengen.
Das über der Mitte des
sechsten Bogens befindliche mystische Thier soll nun vermuthlich den
Uebergang voт Wirklichen zum Idealen bilden und den Beobachter belehren,
dass hier nicht eine absolute Bealität, sondern eine gehcimniss volle
Idee, die sich auf ein historisches Factum gründet, vorgestellet werde. —
Die weitere Entwickelung
erhält dieser Gegenstand durch die Eidechse und den Hund, zwischen
welchen beiden Bildern jenes chymärische Thier angebracht ist.
Dass die Eidechse schon in
den ältesten Zeiten als Sinnbild voп Betrug und Hinterlist gebraucht
wurde, ist bekannt, und ergibt sich unter andern aus den Emblematibus Andreae Alciati ex qfßcina Plantiríiana 15QQ Emblema XLIX, allwo unter der Aufschrift: „In fraudulentos" die
Eidechse in Kupfer gestochen mit vier darauf Bezug habenden
lateinischen Distichis als bildliche Darstellung voп betrüglichen
Handlungen vorkömmt.
Dass aber die Erbauer der
Brücke unter dem Bilde der Eidechse wirklich keinen andern Begriff, als
den voп Arglist und Betrug verkörpern wollten, gehet noch weiter, nach
unserem Urlheile, aus dem demselben gegenüber stehenden kontrastirenden
Bilde
dem Hunde — hervor, da dieses Thier allgemein als Sinnbild der Treue gilt. — Vcrmutldich hat man nämlich (womit auch die Sage
des Volkes übereinstimmt) den Erbauern der Brücke
am Ende ihren bedungenen Lohn verkürzet, worauf dieselben, um das ihnen
zugefügte Unrecht der Beleidiger zu vergclten und sich an ihnen zu
rächen durch eine mystische Zeichenschrift der Nachwelt bekannt machten,
dass die Wahrhaftigkeit in Ansehung der ihnen gemachten Zusagen durch
eine verborgene Arglist aufgewogen wurde, und dass auch hier die Treue
heuchlerisch nur zur Schau da stehe, während dem die Intrigue versteckt
im Hinterhalt lauert.
Dieser voп uns gewählte
Standpunkt, aus welchem wir diesen Gegenstand betrachteten, scheinet
aber auch in anderer Hinsicht der sicherste zu seyn, weil man voп da aus
auch sogleich eine befriedigende Ansicht voп einigen andern der übrigen
Wahrzeichen erhält, und sich alsbald alle Bilder, wie die Theile eines
Binges zu einem Ganzen verbinden.
Das steinerne Männchen
soll nämlich, nach unserem Urtheile, durch seine unbekleidete Gestalt,
durch seine trockne Magerkeit, durch seine Richtung gegen die mittägige
Seite, durch die vor das Gesicht geschlagene rechte Hand, als ob es den
Glanz der Sonne nicht vertragen könne, dann durch die auf dem Denkzettel
enthaltenen Worte: Schau wie heis, den Beschauer an die unerträgliche
Hitze erinnern, welche zu Anfang der Erbauung der steinernen Brücke.
herrschte; — das in dem grössten und kleinsten Stein in einander
angegebene Längen- und Flächenmass aber, so wie die Löthung mit Blei
denselben von dem Fleisse, der Genauigkeit und der überlegenen Kunst und
Geschicklichkeit überzeugen , womit dieser Bau nach richtigen
geometrischen Verhältnissen aufgeführt wurde, und wornach sich derselbe
als ein Meisterwerk ausspricht.
Und was endlich die drei
aus' verschiedenen Stufenaltern entnommenen Köpfe betrifft, so glauben
wir, dass der älteste Kopf— den Altmeister — der jüngere — den Meister
oder Altgesellen — der dritte aber — den Lehrling vorstelle, zu welcher
Meinung uns der Charakter dieser Bildwerke und ihre Situation (die
beiden ersten Köpfe schauen nach Osten — der Urquelle des Lichtes — der
dritte nach Westen, wo Finsterniss thronet) und der Umstand bestimmt,
dass nicht nur in Gewerben und Künsten und besonders bei dergleichen
Corporationen, sondern selbst in den Wissenschaften dem Geiste des
Meister werde 119 vоп jeher in d^m Durchlaufen gewisser Grade gehuldiget
werden musste.
* Auf solche Art fügen sich denn diese Bilder, in eine cyclische Form und liefern einen neuen Beweis, wie glücklich, zierlich,
fein, naiv und fasslich die Alten in ihren Symbolen waren. , r
Nun bleibt uns nichts
weiter übrig, als zur Erklärung der beiden Hähne und des unfern
derselben am Geländer befindlichen Vorsprungs zu schreiten. ,
Es ist bekannt, dass der
Hahn, besonders in streitbarer Stellung das Symbol der Wachsamkeit seye,
in welcher Hinsicht derselbe sehr gut geeignet ist, die Grenze eines
Gebietes zu bezeichnen. W ir
glauben daher nicht zu irren, wenn wir diesen Stein für ein Grenzmal
halten, welches sich . auf einen zwischen Bayern und der ehemaligen
Beichsstadt Begensburg abgeschlossenen Gren/.recess beziehet. Der Ort,
wo diese beiden Hähne stehen, nämlich unfern des ersten Dritttheiles der
steinernen Brücke, ihre wechselseitige charaktervolle Positur, welche
auf Wachsamkeit und ununterbrochene Sorge für einen bestimmten
Gegenstand hindeutet, die oberhalb derselben stehende Jahrzahl 1580,
welche in den Zeitraum fällt, wo die Unabhängigkeit Begensburgs
vollkommen geworden war, und der nicht am Ende dieser Jahrzahl, sondern
zwischen den Ziffern stehende Punkt (15.80), scheint unsere Meinung zu
bestätigen. Einen noch höheren Grad von Bedeutsamkeit erhält aber
dieselbe , wenn man vor der Mitte des Steines stehend einen Blick in das
Stromgebiet hinabsenket und von dem zwischen den Zahlziffern
befindlichen Punkt aus eine imaginäre gerade Linie, sodann aber von der
äussersten Grenze des oben erwähnten Vor Sprunges aus eine Parallele in
die Tiefe hinabziehet. — Die äussersten Punkte dieser zwei Linien fallen
nämlich zur grossen U e b err a s ch un g des Beschauers auf die beiden
Bänder des ehedem für Bayern und die Reichsstadt Regensburg wichtigen
Steindammes, wodurch man zur mathematischen Gewissheit gelanget, dass
die beiden Hähne und jener Vorsprung nichts anders seyen, als gewisse
Merkmale, welche топ unseren vorsichtigen Vorfahren an diese Stelle
gesetzet wurden, um wenn einst durch den Strom die Grenzen dieses
Steindammes verrücket werden sollten, durch das in der Höhe angebrachte
Mass die vorige Grenze desselben wieder bestimmen zu können.
Fußnote (manuell abgetippt, inkl. vermeintlicher Schreibfehler):1) Man vergleiche das Conversations - Lexikon unter Artikel, Maurer.2) Diese figur war sonst in der Mitte des zwölften Pfeilers, über dem Thürgiebel einer daran angebauten Mühle angebracht und wurde erst 1701 hieher versetzt.
Nun wollen wir noch einige topographisch-historische Notitzen тoп der steinernen Brücke anführen.
Unter die Denkmale alter
Macht und Starke, welche in neuerer Zeit untergegangen sind, gehöret ein
hoher, massiver, viereckter aus grossen in der Milte etwas
hervorspringenden Werksteinen erbauter Thurm, der sonst an dem
nördlichen Fusse der steinernen Brücke sein kühnes Haupt erhob und
gewöhnlich nur wegen seiner ungeheuren dunklen Massen der schwarze Thurm
genannt wurde.
Seit Jahrhunderten wurde
dieser Thurm voп Geschichtschreibern und Geographen als ein Vorposten
und fester Punkt, welchen die Römer zum Schutze der lieberfahrt am
Zusammenflüsse der Donau, der Nah *) und des Regen gegen die Deutschen
errichtet hatten, erhalten, und diese Ueberlieferung aus dem Alterthume
scheinet um so weniger ungegründet zu seyn, da der Styl, in welchem er
erbauet war, mit der Bauart der Brücke nichts gemein hatte und nieht
ohne Bedeutung auf der nördlichen Seite desselben ein wohl erhaltener
römischer Leichenstein eingemauert war, den unsere sinnigen Alten
vermuthlich deswegen hieher gesetzt hatten, um dadurch anzudeuten, dass
dieser Thurm römischen Ursprunges sey. — Um das Jahr 1383 (nämlich
während des in der Geschichte berühmten StädteRrieges) wurde an
demselben ein Brückenkopf angelegt, welcher aus einer in das Quadrat
gebauten mit Schiessscharten a)
versehenen Mauer bestand. Dieser Brückenkopf wurde im Jahre 1450, um die
Stadt vor dem Ueberfalle der Hussiten zu bewahren, auch noch mit einem
Graben umgeben, und im Jahre 1Ó59 von neuem hcrgestellct; und das ganze
Werk führte vermuthlich von der daran angebrachten Fallbrücke, welche
mit Schnellkraft ab und in die Höhe fuhr, den Namen Schneller und stand
bis zum Jahre 1810, wo es zugleich mit dem Thurmc abgebrochen wurde. —
Vor diesem Aussenwerke endete sich ehedem von dieser Seite das Gebiet
der Stadt und bis zur beglückenden Vereinigung mit der Krone Bayern
standen desswegen hier zwei Schlagbäume neben einander, welche die
verschiedenen Landesgrenzen bezeichneten.
Von dem schwarzen Thurme
gegen die Stadt zu — auf dem dritten Pfeiler hatte sonst auch noch ein
zweiter Thurm gestanden — der mittlere Thurm genannt, welcher aber bei
dem wüthenden Eisgang im Jahre 1784 so sehr erschüttert wurde, dass er
den Einsturz drohete und daher in dem darauf folgenden Jahre abgebrochen
werden rausste 8). An diesen beiden
Thürmcn war denn eine Gruppe von steinernen Statuen angebracht, welche
sich schon dem ersten Anblick als Bäthscl verrathen, und die nach
unserer Ueberzeugung zusammen einen Cyclus formirteu, worin alle
Gegenstände wie Räder eines Uhrwerkes zum Zweck eines vollendeten Ganzen
in einander greifen.
An der nördlichen Seite
des mittlem Thrmes unterhalb der Dachschwelle war eine thebanische
Sphinx in Gestalt eines geflügelten Löwens angebracht, die auf dem
Gefässe ruhend, den Rachen aufsperte, als wenn sie etwas vortragen
wollte oder in einer Rede begriffen маге. Die Haupthaare sind um den
Hals in egyptischem Styl in einen Zopf geflochten und ungeachtet der
zierlich rauhen Manier hat das Thier vielen Geist und Ausdruck. (Ziff.
14.)
Rechts unterhalb dieser
Statue sass in einem kleinen Lehnsessel eine kleine zusammengebeugte
männliche Figur, an deren Fussgestell sich die Worte: „Pilip. Rx. Roma."
eingegraben finden. Diese Figur ist mit einem langen kaiserlichen Rocke
bekleidet, und trägt auf dem Haupte eine königliche, aus einem breiten
Reifen bestehende Kopfbinde, in der rechten Hand aber hält dieselbe ein
kleines Häuschen. Die Haare am Kinne und über den Lefzen hängen steif
und geradlinig herab, und aus dem ganzen Gesichte spricht Nachdenken und
Traurigkeit. (Ziff. 15.) .. . .
Links in der nämlichen
Linie sass gleichfalls in einem mit einer Rück- und Armlehne versehenen
Sesselchen eine zweite niedergebauchte Figur, an der aber keine
Inschrift zu entdecken ist. Das Kinn derselben ist glatt und unbärtig
und die ganze Gestalt zeiget überhaupt den weiblichen Habitus an. Diese
Figur ist in einen Mantel .eingehüllct und hält etwas in der rechten
Hand, welches verwittert ist, und nicht mehr erkannt werden kann. Ihre
Schläfe sind mit einem Diademe von Laubwerk geschmückt, und ihre
Gesichtszüge zeugen von Gram und Belrübniss, die das Innere zerfoltern.
Die Witterung hat dieses Bild sehr beschädiget. (Ziff. 10.)
Ucbrigen« sehen beide
Figuren in ihrer Stellung und krüppeligen Gestalt ziemlich den Pagoden
ähnlich, wie man sie auf den Oefen vorgestellet siehet und erscheinen
durch die Leber treibung des Fehlerhaften und Lächerlichen in der
Vorstellung umviderspechlich als Caricaturen.
Zwischen denselben befand
sich ein hohläugiges zahnluckiges Zerrbild mit runzeligen Wangen und mit
wenigen Haaren auf der Stirne, welches aus niedrigem Zorne die Zähne
bleckt und sich verzweiflungsvoll mit den dürren steifgestreckten Händen
nach der Gurgel greift. Die Verzerrung der Gesichtszüge so wie die
Knochen und Muskeln sind stark angedeutet und nicht übel verstanden.
(Ziff. 17.)
Lieberhaupt sind diese
sämmtlichen Figuren im rohen Style und aus einem sehr harten Bruchsteine
gehauen, widrigenfalls sie auch längstens würden zerstört worden seyn,
indem sie ohne Schirmdächer Tag und Nacht der Witterung ausgesetzt und
bis der Thurm abgebrochen wurde, gegen die nördliche Seite aufgestellet
waren. Nach erfolgter Niederreissung des Thurmes wurden dieselben über
einem, an der steinernen Brücke erbauten Portal mit einer, auf diese
Versetzung Bezug habenden Steinschrift, angebracht, welche aber durch
den Brand am 23. April 180Q dermassen zerstört wurde, dass sie beim
Herausnehmen in Trümmer zeriiel, und so das Original für die Geschichte
verloren ging *).
Diesen Figuren gerade
gegenüber, an der mittägigen Seite, des über die Zinnen des mittleren
Thurmes weit hervorragenden, sogenannten schwarzen Thurmes prangte in
luftiger Höhe gleich unter der Oberschwelle des Thurmes, unter einem
hervorspringenden Wetterdache, eine stehende männliche F'igur von
kolossischer Grösse, mit einem königlichen Diadem auf dem Haupte, und
mit dem kaiserlichen Untergew ande und dem kaiserlichen Mantel geziert,
welche auf dem linken Arme einen, mit einem ellenlangen Schweife
versehenen Vogel trägt.
Auf dem Unterkleide,
welches nach morgenländischer Sitte mit einem Gürtel, vermittelst einer
Schnalle um den Leib befestiget ist, und auf dem Mantel, der quer über
der Brust mit einer, mit vier Edelsteinen besetzten, Spange
zusammengehalten wird, haben sich noch Spuren von Farben und Vergoldung
und anderer Verzierungen erhalten, und überhaupt scheinet der Künstler
alle erdenkliche Sorgfalt auf die Ausarbeitung dieser Figur verwendet zu
haben. Die Haupthaare sowohl als der Bart sind üppig gekräuselt und in
Locken gelegct und sogar die Theilc des Gesichtes noch mit Farben
verschönert. Das Antlitz ist, da Wesen, die über alle Noth, Dürftigkeit
und Gebrechen erhaben sind, die Leidenschaften nicht zu kommen, im
Ganzen in Ruhe dargestcllet, doch liegt in der Stellung des Kopfes und
in dem Munde, der sich ein wenig spöttisch verzieht, ein feiner
sarkastischer Zug, der dem ruhigen Beobachter unmöglich entgehen kann.
Ueber den ganzen Rörper
des Vogels und besonders über die äussern Enden der langen Deckenfedern
des Schweifes ist ein feines Colorit des Gefieders und ein farbiger
Spiegel ausgebreitet. Der Kopf ist aber leider abgebrochen, und von den
Füssen sind nur noch die Zehen und Klauen und die ziemlich
hochgestellten eisernen Stangen zu sehen, an welchen die Bekleidung der
Schienbeine und Schenkel befestiget war. Der Leib des Thieres ist
vollkommen erhalten, von einer edlen Figur und von zierlichen und
ungezwungenen Verhältnissen. Der Rücken ist vorne ziemlich breit, hinten
aber endet er sich in einer sanften, sich durchschneidenden elyptischen
Form, indem die Endspitzen der beiden Schwungfedern ein wenig
übereinander geschlagen sind. Der sehr lange herunterhängende Schweif
des Vogels wird von der Statue mit beiden Händen umspannt und dadurch
gleichsam dessen Bewegung beherrscht.
Sehr charakteristisch ist
auch das Piédestal dieser kaiserlichen Figur. -Unter den Füssen
derselben, welche nur mit Strümpfen und nicht zugleich mit Schuhen
bekleidet sind, steigen nämlich zwei gewundene Widderhörner hervor,
unter diesen aber ist ein dicket, rolles, menschliches Gesicht, von
einem polirten glänzenden Ansehen, welches mit triumphirendem Hohne auf
Jemand herab zu sehen scheinet. (Ziff. 18.) *)
Dass diese sämmtlichen,
bisher beschriebenen Figuren mit ihren Attributen eines allegorischen
Inhaltes ;eyen, davon scheinen zwar die altern Geschichtschreiber schon
dunkle Begriffe gehabt zu haben. Allein nach unserm Dafürhalten ist es
ihnen keineswegs gelungen, die Geschichte aus dem Labyrinthe ihres Baues
heraus zu wickeln.
Ihre Erklärungen beginnen,
mit Umgehung der thebaniseben Sphinx, mit der am mittlem Thurme rechter
Hand gestandenen männlichen Figur, welche sie — und mit Recht — für die
Statue des Kaisers Philipps erkennen. Der Pendant dieser Figur aber
soll, ihrer Behauptung gemäss, den Gegenkaiscr Otto IV., das zwischen
beiden eingeschobene Zerrbild, da diese beiden Kaiser stets im Kriege
gegen einander begriffen waren, die Zwietracht, dann die kaiserliche
Statue am schwarzen Thurme den Kaiser Heinrich I. genannt den Vogler und
das lachende Gesicht zu dessen Füssen das Sinnbild der Schadenfreude
vorstellen.
Diesen Auslegungen müssen
wir aber in einigen wesentlichen Stücken unsern Beifall versagen. Denn
was erstlich den Pendant des Kaisers Philipps betrifft, so kann man ihn
unmöglich für die Statue des Kaisers Otto erkennen, da jene Statue keine
männliche, sondern eine weibliche Figur ist, und da man nicht annehmen
kann, dass sich Kaiser Otto, der über den Kaiser Philipp triumphirte, in
einer solchen Zwcrgengestalt und nicht grösser und würdiger, als sein
Gegner würde abgebildet haben. Und was sollte für Otto IV» die
Verhüllung in einen Mantel, und was der ernste tragische Charakter, der
in dieser Figur liegt, für eine Bedeutung haben?
Dass die kaiserliche
Bildsäule am schwarzen Thurme Heinrich den Vogler vorstelle, hiefür
streitet /war, nebst der Tradition, zunächst auch der Umstand, dass die
Statue auf dem Arme einen Vogel trägt, und dass Heinrich I., der so
viele feste Plätze und neue Städte in Deutschland anlegte, und dieselben
mit grossen Vorrechten begnadigte, eines solchen Denkmales im
Angesichte einer berühmten deutschen Stadt, wie Regensburg, nicht
unwürdig ei'schcine. Allein den Vogel, den der angebliche Heinrich auf
dem Arme hält, können wir nach der getreuen Beschreibung, die wir oben
yon dem Originale machten, unmöglich für den diesen Kaiser
charakterisirenden ....
Fußnoten sind nachkorrigiert:
1) Das Gestade bei Maria-Ort, wo jetzt die Nah in die Donau fallt, erstreckte sich sonst bis über die steinerne Brücke hinaus beinahe bis zu dem Ausflusse des Hegen in die Donau, so dass sich damals die drei genannten Flüsse fast auf einem Puncte mit einander vereinigten. Im Jahre 1303 wurde aber diese Erdzunge vom Wasser durchbrochen, und dadurch dem Einströmen der Nab in die Donau eine veränderte Bahn angewiesen. — Noch zeuget von dem ehemaligen Zusammenhange der jetzigen Insel Oberwörth mit dem Festlande ein kleiner Archipel von Inseln, und in versehiedenen alten, auf Gebäude des Oberwörths Bezug habenden Kaufbriefen geschieht von „Ausgangen rückwärts auf die Nab" eine Erwähnung.2) Die runde Oeffnung, durch welehe der böse unreine Geist mit seiner Beute entwischt seyn soll, war nichts anders als — eine solche Schiessscharte!3) Aus dem bisher gesagten ergiebt sich, dass ehedem auf der steinernen Brücke drei Thürme — der Schuldthurm, der schwarze Thurm und der mittlere Thurm — vorhanden waren, wovon aber nur der erste sich bis jetzt erhalten bat. — Man benützte diesen Umstand sehr sinnreich, brachte über einem der Durchfahrts-Bögen, auf eine Art, die dem Reisenden nicht unbemerkt bleiben kann, nämlich auf zwei schildartigen Steinen rechts das Regensburger Wappen, links eine mit drei Thürmen gezierte Bogenbrücke an - und siehe da ein neues Wahrzeichen! — das gewöhnlich in die Räthselfrage eingekleidet wird: wo stehet die ganze Brücke auf einem Stein? (Ziff. 13.)
4) Wir theilen von dieser Inschrift hier eine Abschrift mit: „Immanit glacies violentumque diluvium m. MDCCLXXX1V ponttm quatsando turriin, haud ingloriam, ttrtio hmc Jornici superstruetam, nutanttm reddidit ideoque demoliendam. i\'e pereant, justo citiui, turri antea ad septentrionem adjuneta monumento Philippi Regis et for sit an Ante Caesaris Ononis, discordia sejunetorum, imagines heic locutae sunt. S. С."
5) Die unter Ziff. 15. 16. 17. 18. aufgeführten Standbilder wurden in der ersten Hälfte des Monats October d. J. auf der nördlichen Seite des s. g. Schuldlhurms angebracht; — die mit Ziff. 8 und 14 bezeichneten werden zur Zeit im Antiquarium im Domkreuzgange aufbewahrt; — die übrigen sind, wie früher, noch gegenwärtig an der Brücke selbst zu finden.
... Vogel, für einen Sperber oder Falken erkennen, da
der Schweif für diese Art Raubvögel viel zu gross, der Rücken zu breit
und die Füsse zu lang sind, und sich überhaupt der ganze Bau des Körpers
von dem eines Raubvogels wesentlich unterscheidet.
Auch ist gar nicht
einzusehen, warum Kaiser Heinrich I., der den 2. Juli 956 starb, nach
zweihundert Jahren, nämlich bei Erbauung der steinernen Brücke (1135)
ein solches Denkmal erhalten haben soll, und warum ihm nur gerade hier
und nicht auch in andern deutschen Städten ein Denkmal gesetzt worden
seye.
Endlich wäre auch gar
nicht zu begreifen, wie die symbolische Darstellung der Schadenfreude
unter den Füssen Heinrichs des Voglers mit einer Begebenheit im
Zusammenhange stehen könne, die sich 272 Jahre nach seinem Tode
zugetragen hat. Und sollte denn die Sphinx an dem mittlem Thurme,
sollten ferner die Widderhörn er zwischen der komischen Larve und der
kaiserlichen Statue blosse Lückenbüsser seyn, die dem Hauptzwecke der
Deutlichkeit, deren sich die Alten bei ihren Allegorien so sehr
beflissen haben , mehr schaden als nützen würden?
Nein, zuverlässig gehörten auch sie als Elemente zu der hier gestandenen Hieroglyphen, oder Bilderschrift.
Aus dem Gesagten wird man
sich daher leicht überzeugen, dass die von den altern Geschichtgelchrten
gegebenen Aufschlüsse diesen Gegenstand noch keineswegs erschöpfen,
dass manche ihrer Sätze offenbar das Machwerk von Irrthümern und
Vorurtheilen seye, dass selbst noch manche Lücke in ihren Erklärungen
herrsche, und die Grundstoffe ihrer Erzählungen sich fast alle ganz
fremd sind.
Weit entfernet die Denkart
irgend eines Dritten verändern oder meistern zu wollen, werden wir nuni
auch über diesen Gegenstand unsere Meinung fest aussprechen, jedoch,
wenn wir uns nicht auf der Bahn der Wahrheit befinden sollten, jede
belehrende Zurückweisung mit Dank ckrenneii.
Die Erklärung sämmtlichcr
Bilder muss nach unserer Ueberzeugung, von der oben an dem mittlem
Thurme gestandenen Sphinx beginnen und bei dem Piédestal der
kaiserlichen Figur an dem schwarzen Thurme endigen, und so den ganzen
Kreis, der durch diese Figuren gebildet wird, durchlaufen.
Wir würden zu weitläufig werden, wenn wir hier die thebanische Sphinx ganz erklären wollten.
Dieses sinnreiche
Ungeheuer sass auf einem Felsen, und gab den Vorübergehenden Räthsel
auf. Wer den Sinn nicht errieth, wurde von demselben verschlungen.
Oedipp rächte die Schöngeister der damaligen Zeit und lösste das
Räthsel, worüber das verständiggrausame Ungeheuer so sehr entrüstet
wurde, dass es sich das Gehirn an einem Felsen einrennte.
Durch die auf der Zinne
des mittlem Thurmcs aufgestellte Sphinx, die dem die Brücke betretenden
Beisenden mit aufgesperrtem Bachen gerade entgegen schaute, wollten also
unsere sinnigen Alten bezeichnen, dass hier den Vorübergehenden ein
Bäthsel aufgelegt werde.
Dass ferner die
zusammengebeugte männliche Figur den Kaiser Philipp vorstellen solle,
der dem bereits 1197 erwählten rechtmässigen Kaiser Otto IV. im Jahre
ng8 entgegengesetzet, den 21. Juni 1208 aber von dem Grafen Otto von
Wittelsbach auf der Altenburg bei Bamberg entleibt wurde, ergibt sich
unwidersprechlich aus der beigesetzten gleichzeitigen Inschrift: „Philippus Rex Romanorum," welche
im eigentlichen Lapidarstyle— durch drei Worte — anzeiget, was in dem
ganzen Werke zü sehen und was dabei zu empfinden seye und eine
Nachahmung von dem „Schuk wie he is" und von der Hohnschrift zu seyn
scheinet, die sich über dem Rreuze des Gottmenschen befand. (J. N. R. J.)
Das kleine Häuschen in der
rechten Hand der Figur, ihre zwergenartige Gestalt und der hohe Grad
von Traurigkeit im Angesichte scheinen übrigens auf die Dcmüthigung hin
zu deuten, welche das herzogliche Haus von Schwaben durch den
Gegenkaiser Otto IV. betroffen hat.
Die dem Kaiser Philipp zur
Seite angebrachte weibliche Figur aber, die auch schon das Mausoleum
(S. 1QÓ) für eine Königin erkennet, glauben wir nach ihrer wehmüthigen
Stellung und da sie in einen Trauermantel eingehüllet ist, für die
Gemahlin des Kaisers Philipp ansprechen zu müssen.
Das scheussliche Zerrbild
mit den bleckenden Zähnen, welches zwischen diese beiden Figuren
glücklich eingeschoben wurde, sollte nach unserer Ueberzeugnng nicht die
Zwietracht, sondern den Neid und die Missgunst vorstellen, welche die
Familie des schwäbischen Hauses, und dessen Anhänger über die dem Kaiser
Otto IV. endlich zu Theil gewordene Alleinherrschaft empfanden.
In der am schwarzen Thurme
angebrachten kaiserlichen Figur endlich erkennen wir, abweiehend von
der bisherigen Meinung nicht Kaiser Heinrich den Voglesteller, sondern
Kaiser O t to IV. oder den Sto 1 zen, der im Jahre 11Q7 zum Kaiser
erwählet und nach der Ermordung des Gegenhaisers Philipp (1208) von ganz
Deutschland als Kaiser anerkannt wurde, und zwar desswegen v— weil in
der Reihe der sämmtlichen Imperatoren Otto IV. nach dem ganzen
geschichtlichen Zusammenhange ausschliesslich und allein als Gegenstück
zu den beiden Statuen passet, welche den Kaiser Philipp und dessen
Gemahlin vorstellen sollen, wejl die kollossische Grösse, die Kraft und
imperatorische Form, in welcher die kaiserliche Statue am schwarzen
Thurme erscheinet, so wie der Fleiss und die Reinlichkeit, die in der
Ausarbeitung beobachtet wurden, und der sarkastische Zug im Gesichte des
Kaisers das Verhältniss zu den als Carrikaturen und in einem wilden
barbaresken Style dargestellten überwundenen Gegner sehr sprechend
bezeichnet, weil der schöne und herrlich colorirte Vogel mit dem
ellenlangen Schweife , den die Statue auf dem Arme hält, nach allen
angegebenen Wahrzeiehen für keinen andern Vogel, als für einen Pfauhahn
erkannt werden kann, jedoch ohne die langen Federn zu erheben und die
Blendungen derselben in einem glänzenden Rad auszubreiten, sehr gut für
das Sinnbild eines gemässigten und bescheidenen Stolzes gelten kann, und
zugleich den dem Kaiser Otto IV. eigenen und charakteristischen
Beinamen „der Stolze" bezeichnet — und weil endlich das hieroglvphisclie
Piedestal, nämlich die beiden Widderhörner , welche sich auf die
vorausgegangenen und endlich glücklich geendeten Streitigkeiten zwischen
Otto und Philipp beziehen mögen, und die komische Larve, die die Freude
andeuten soll, welche Otto nach Hinwegräumung seines Gegners empfand,
ganz vortrefflich zu der Statue Otto IV. passet und gleichsam als
Schlussstein dem ganzen Cyclus seine Runde und Vollendung gibt. , • .
Endlich haben wir uns
hinsichtlich der von uns aufgestellten Behauptung aueh einer Autorität
zu erfreuen, die völlig, wie aus unserer Seele spricht; es ist nämlich
der alte Chronikschreiber Rasselius, auf den wir uns hier als Gewährmann
berufen hönnen. 1S)
Inzwischen könnte man uns
doch die Einwendung machen, dass die kaiserliche Statue am schwarzen
Thurme desswegen nicht zu den Figuren am mittlem Thurme zu gehören
scheine, weil sie in einem, mit diesen Figuren contrastirenden, feinern
oder neuern Style verfertiget seye. ''\
Allein diese
Verschiedenheit des Styles ist nur scheinbar und kömmt lediglich daher,
weil die Figuren am mittlem Thurme Jahrhunderte hindurch ohne
Wetterdächer und auf der nördlichen Seite dem Verderben weit mehr
ausgesetzt waren, als die kaiserliche Figur am schwarzen Thurme, welche
durchaus fleissiger und reinlicher gearbeitet und noch überdiess mit
Farben bemalt, auf der mittägigen Seite unter einem breiten Schirmdache
aufgestellt war. — Die Statue Kaiser Philipp, welche gegen Nord-Ost
stand und desswegen auch vom Wetter weniger zerstört wurde, als die
gegen Nord-West gestandene weibliche Figur legitimirt sich durch ihren
Charakter als das Machwerk dessjenigen Meiseis, der die Figur am
schwarzen Thurme verfertigte, nur dass dort dem Gegenstande angemessen,
alles roher und barbaresker gehalten werden musste.
In topographis с
h-historisch er Beziehung verdienet noch der Gang am Fusse der
steinernen Brücke, vermittelst dessen sonst der. eyangelische Prediger,
um Stadtamhof nicht zu betreten, zur Spitalkirche gelangte, der aber
seit dem Brande im J. I809 (im höheren Sinne des Wortes) eine schöne
Buine bildet, bemerket zu werden; auch müssen wir noch anführen, dass
der dritte Bpgen der Brücke von Regensburg gegen Stadtamhof am 15.
August 1653 auf Befehl des churfürstlichen bayerischen Commandanten
Trabeze bei Annäherung der Schweden mit Pulver gesprengt, nachher durch
eine Zugbrücke ersetzet, im J. 1791 aber (wie die Aufschrift bewährt)
neu von Quadersteinen aufgeführt wurde, und dass sonst mehrere Mühlen an
die steinerne Brücke angebauet waren, die aber im J. 1784 vom Wasser
weggerissen und seit der Zeit nicht wieder erbaut worden sind. .: . .
Auch ist ehedem zwischen
den beiden Hähnen und dem Vorsprunge, von dem Geländer der Brücke, auf
das Wasscrschlacht eine kleine Brücke hinabgegangen, -welche aber nach
dem grossen Eisgange im J. 1784 gleichfalls hinweggeschaft wurde; — und
über der Mitte des siebenten Bogens war sonst ein Gitterwerk angebracht,
um hier nöthigenfalls die Brücke vergattern zu können. Den IQ. August
1813 endlich wurde mit Unterminieren des zweiten Bogens der steinernen
Brüeke der Anfang gemacht, solches aber am 26. desselben Monats und
Jahrs wieder eingestellt, da Thuiskens Söhne sich, durch einen heiligen
Schwur, zur Vereinigung die Hände boten.
Was die historischen
Ereignisse betrifft, die sich in einem Zeiträume von 700 Jahren auf der
steinernen Brücke zugetragen haben, so müsste es zwar sehr interessant
seyn, sie aus dem Schoosc der Vergangenheit empor steigen und wie
bewegliche Gemälde noch einmal vor sich vorüber wandeln zu sehen. • .'
..„,.'
Doch wir würden die
Grenzen, die wir uns vorsetzten, zu sehr überschreiten, wenn wir die
Nationen, die hier in den verschiedensten Rüstungen schon vorüber
wallten, malen, die Kaiser, Könige und Fürsten nennen, und die
verschiedensten Situationen zeichnen wollten, in welchen sie vorüber
gezogen sind, und wenn wir alle die freudigen und tragischen Ereignisse,
die Triumphe und Retiraden, von denen die steinerne Brücke schon Zeuge
gewesen ist, schildern wollten.
Mit Schmerzgefühl und
Unwille würde besonders die letzte Gruppe im Gemälde, nämlich die
Geschichte des unglücklichen 23. April 180Q die Seele des Schauers
füllen, wo die Brücke zum blutigen Schauplätze kämpfender Heere
umgewandelt und die Gefallenen — häufig noch mit Schmerz und Todesqual
ringend — ohne Unterschied in die Fluthen der Donau hinabgestürzt
wurden.
Doch jene Zeit des Leidens
ist vorüber und wir wollen verharschte Wunden nicht wieder aufreissen,
vielmehr mit dem aufrichtigen Wunsche schliessen, dass sich solche
Scenen für Regensburg und Stadtamhof nicht mehr erneuern möchten, und
dass die steinerne Brücke von nun an nur Zeuge des ländergattenden
Welthandels seyn, und nach weitern sieben Jahrhunderlen nocli ganz und
unverletzt die Nachkommen mit jener Bewunderung erfülle, mit der sie
bisher an die Seele aller jener Kunst- und Naturfreunde sprach, die sie
zu sehen und die Beize dieses herrlichen Kunstwerkes in seinen schönen
Einzelnheiten zu beschauen und zu empfinden das Glück hatten.
(Fußnote auf dieser Seite musste ich abtippen, da es keine automatische Übersetzung gab:
15) "Es mag hievon," sagt der alte ehrliche Cosmograph in seinem vor uns liegenden Manuscripte (geschrieben im Jahre 1598) davon nämlich, ob die kaiserliche Figur am schwarzen Thurme Heinrich den Vogelsteller vorstelle, was von Rasselius gleichfalls bezweifelt wird) "ein jeder glauben, was er will, ich habs vom hören Sagen, solch Bildt hab Kaiser Otto IV., da er mit Kaiser Philippen wegen des Kaiserthums viele Schlachten und Treffen gethan und letztlich als Philipp zu Bamberg in seiner Aderlass von dem Wittelsbacher mörderischer Weise umgebracht worden, das Feld allein erhalten, setzen lassen".