Dokumentation
Fotorealistische Nachbildung der Baracken, der im Castra Regina stationierten Legion
Sie zeigt den Originalbefund des römischen
Regensburg mit dem Lager der
Legio III Italica,
den ersten sakral genutzten Bau aus römischem Steinmaterial, die
Kirchenbauten der Karolingerzeit sowie der Ottonik, die Herzogsgräber
und die Grabstelle des Heiligen
Erhard im Vergleich mit dem realen Gang durch die Ausgrabungen. Der Zugang ist nur mit Führung möglich.
Geschichte
Beim Einbau einer Fußbodenheizung wurde von 1963 bis 1969 eine der
größten Kirchengrabungen Deutschlands durchgeführt. Die dabei
aufgedeckten Befunde zeigen historischer Schichten und Bauten auf 5 m
Mächtigkeit. Das Ausgrabungsgebiet unter dem
Niedermünster
gilt als der einzige Platz in Bayern, in dem bauliche Zeugen vom
Römerlager über die karolingische Pfalz der Agilofinger bis hin zum
ottonischen Damenstift auf engstem Raum erhalten sind. Es ist ein
dreidimensionales Geschichtsbuch der Stadt.
Römer in Regensburg
Fotorealistische Rekonstruktion des "Castra Regina"
Im Jahre 179 bezog die dritte italische
Legion mit 6000 Soldaten an der
Donau ihr neues Lager, „
Castra Regina“,
das von einer 2000 Meter langen Quadermauer mit 22 Türmen und vier
monumentalen Toren umwehrt war. Im frühen 5. Jahrhundert zogen die
römischen Truppen aus
Regensburg ab.
Die Bajuwaren
Die
Bajuwaren
traten ihr Erbe an. Die römischen Mauern wurden zum Teil genutzt, um
hier die erste von einem Friedhof umgebene Kirche zu bauen. Sie gehörte
als
Pfalzkapelle zum nahe gelegenen Hof des Herzogs
Theodo von Baiern, der um 717/18 starb und im Chor der Kirche bestattet wurde. Nach 700 fand der 1052 heiliggesprochene Bischof
Erhard von Regensburg
aus dem Frankenreich an der Nordwand der Pfalzkapelle in einer Grablege
aus Tuffplatten, verschlossen mit einem römischen Sarkophagdeckel,
seine letzte Ruhestätte. Der Standort seines Grabes bleibt bei
sämtlichen späteren Neubauten der Kirche unangetastet, „wuchs“
allerdings mit dem Bodenniveau nach oben.
Objekte
Pfalzkapelle
Fotorealistische Rekonstruktion der Pfalzkapelle
Die Pfalzkapelle wurde im 9. Jahrhundert zum Gotteshaus für die adeligen Damen des neu gegründeten
Stifts Niedermünster
umgebaut, das innerhalb der römischen Lagermauern entsteht. Hier lebten
gebildete und selbstbestimmte Frauen in einer geistlichen Gemeinschaft.
Herzog Heinrich I., der jüngere Bruder Kaiser
Ottos des Großen,
und seine Frau Judith veranlassten einen vollständigen Neubau des
Niedermünsters. 955 wurde Heinrich vor dem Hauptchor dieser
dreischiffigen Basilika beigesetzt. Seine Witwe leitete als Äbtissin das
Damenstift, eines der bedeutendsten in Deutschland. Judith wurde im
Niedermünster bestattet. Ebenso ihre Schwiegertochter
Gisela von Burgund, Mutter von zwei berühmten Kindern: Königin Gisela von Ungarn und
Kaiser Heinrich II.
Grab des heilige Erhard
Grab des hl. Erhard
Der
heilige Erhard
zählt zu den Wanderbischöfen ohne Bistum und Sprengel. Dieser
fränkische Missionsbischof wirkte am bajuwarischen Herzogshof in
Regensburg und fand im Niedermünster seine letzte Ruhestätte in einem
Grab aus wiederverwendeten römischen Tuffplatten und einem
Sarkophagdeckel († um 715). Seine Identität ist aufgrund der
ununterbrochenen Verehrung bis in heutige Zeit nicht anzuzweifeln. In
einzigartiger Weise wird hier der mittelalterliche Erhebungsvorgang vor
Augen geführt. Bei der kanonischen Heiligsprechung Erhards durch Papst
Leo IX. im Jahre 1052 öffnete man den Kirchenboden gezielt über dem Grab
und hob den Sarkophagdeckel auf das Niveau des Kirchenbodens an, indem
man die Grabwände bis zu dieser Höhe aufmauerte. Somit wurde das
Erhardgrab in der ottonischen Kirche sichtbar und blieb es durch alle
Bauphasen bis heute.
Herzogsgräber
Herzogsgräber im Niedermünster
Der Kalksteinsarkophag Heinrichs, ein Bruder
Ottos des Großen,
liegt in direktem axialen Bezug zu den älteren Herzogsgräbern an der
Südwand des karolingischen Chores. Seine Frau Judith, eine Tochter
Herzog Arnulfs, wurde an seiner Seite in einer gemauerten Grabkammer
bestattet. Daneben fand ein weiteres Familienmitglied in einem
zweitverwendeten römischen Sarkophag seine letzte Ruhe. Ihre
Schwiegertochter
Gisela wurde vor der südlichen Apsis beigesetzt. Ihr wird das
Giselakreuz
zugeschrieben. Durch diese herzogliche Familiengrablege war das
Niedermünster vor allen anderen Regensburger Kirchen herausgehoben.
Judith wird heute noch als Neubegründerin des Niedermünsterstiftes, dem
sie zeitweise vorstand, geehrt. Diese Verehrung führte zur Öffnung des
Grabes und der Umbettung ihrer Gebeine in die jetzige romanische Kirche.
Weblinks