Sonntag, 21. März 2021

1701 - Einzug des Passauer Fürstbischofs Johann Philipp von Lamberg in Regensburg - Klebeband 15 - 335

Motiv: Einzug des Passauer Fürstbischofs Johann Philipp von Lamberg am 1. Dezember 1701 in Regensburg

Aus dem Klebeband Nr. 15 (Klebeband = in Buch eingeklebte Sammlung von Grafiken) der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek Arolsen, Nr. 335

Bild:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arolsen_Klebeband_15_335.jpg?uselang=de

Autor, laut wikicommons: Georg Christoph Eimmart, Matthäus Eimmart
(dazu findet man einen Wikpedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Christoph_Eimmart)

datiert auf 1701 (Grafik könnte m.E. aber auch später entstanden sein, denn das als Pestinhaus bezeichnete Pestinhaus wurde erst 1713 zum Pesthaus umgewandelt, 1701 diente es noch als Zuchthaus)

Einzelseite im kompletten Buch (Digitalisat auf Uni Heidelberg): https://digi.ub.uni-heidelberg.de/fwhb/klebeband15/0340



Interessant ist wieder die Stadtansicht am oberen Kopf. Für die Ausschnitte habe ich zunächst die vergilbte Farbe aus dem Bild genommen und den Kontrast erhöht.




Interessant ist die Ansicht der Stadt am Kopf des Drucks. Denn diese Ansicht habe ich bis dahin noch nie gesehen. Es scheint sich um eine 180-Grad-Panoramaschwenk-Ansicht zu handeln, die ungefähr von der heutigen Cäcilienkirche aus zeichnerisch "aufgenommen" wurde (Näheres dazu weiter unten). 

Theoretisch kann es aber auch sein, dass es sich um zusammengesetzte Abschnitte handelt, die von verschiedenen Standorten aus beobachtet wurde. 

Der Bildkopf mit der Stadtansicht von links nach rechts:





Interessant ist, dass das Gelände östlich der Stadtmauer als sehr hügelig dargestellt wird, viel stärker, als man es heute wahrnimmt. Dabei müsste es sich um das Gelände zwischen Weißenburgstraße und dem Alleengürtel handeln.


Reinhausen mit Kirche (pp) und eine Kirche in Sallern (qq). Sowohl die Kirche St. Nikolaus in Reinhausen als auch Mariä Himmelfahrt in Sallern existierten damals bereits. Die Sallerner Kirche wurde möglicherweise - unter Abweichung von der Originalansicht - perspektivisch erhöht.



Im Hintergrund von links nach rechts: zuerst Weichs (rr), in Wirklichkeit in der Ferne liegend (da ist, kaum erkennbar, noch der nördliche Donauarm dazwischen) und dann das Pestinhaus (ss) auf dem Unteren Wöhrd. 


Dass Weichs links vom Pestinhaus sichtbar ist, deutet auf einen Beobachterstandpunkt hin, der etwa bei der heutigen Cäcilienkirche liegt, oder ein paar Häuser weiter nördlich davon (wegen der Positionierung von Karmelitenkirche und Dom in einem andern Abschnitt). Auch die Positionierung von Reinhausener Kirche und Sallerner Kirche (in einem anderen Abschnitt) deuten darauf hin.

Außerdem lässt die Bezeichnung "Pestinhaus" darauf schließen, dass das Bild (sei es nun der Druck oder die Vorzeichnung) erst ab 1713 entstand, auch wenn es ein Ereignis im Jahr 1701 betrifft. Die  Datierung in wikicommons (1701) erscheint also unwahrscheinlich. Denn 1701 wurde das Gebäude als Zuchthaus benutzt, davor hat es verschiedene andere Nutzungszwecke (siehe hier).

Möglicherweise wurde auch ein Fernrohr benutzt. Ein Verdacht, den ich bei so manchen alten Stadtansichten von Regensburg habe. Die Detailgenauigkeit von Weichs und Pestinhaus ist vom Beobachtungsstandpunkt aus mit bloßem Auge nicht erklärbar, würde man aber andererseits die Gegend näher betrachten (um sie später verkleinert in die Stadtansicht einzufügen), dann wären die Größenunterschiede von Weichs und Pestinhaus aus Perspektivgründen stärker ausgeprägt.

Unklar ist für mich noch: was bedeuten die Zelte im Stadtosten. Meine Vermutung:  Stationierung von begleitenden Soldaten?